Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
sorgen, dass sie für immer offen blieben.
Er legte ihr ein feuchtes Tuch über Mund und Nase. Tom begann nun, den Schwamm
in das Wasser zu tauchen und das Wasser auf das Tuch tropfen zu lassen. Immer
gerade so viel, dass Pauline dachte, sie würde ertrinken. Dann legte er eine
kurze Pause ein und fragte nach dem Gegenmittel.
Die
Prozedur hatte tatsächlich nur einige Minuten gedauert, doch für Pauline war es
eine kleine Ewigkeit gewesen, in der sie sich mehr als einmal gewünscht hatte,
sie würde sterben. Als sie endlich aufhörten, schloss sie trotz der Drohung,
die über ihr schwebte wie ein Damoklesschwert, die Augen.
„Sie
weiß nichts mehr. Frank, hol die Spritze.“
Frank zog etwas aus seiner Tasche, das tatsächlich
wie eine Spritze aussah, die eine blaue Flüssigkeit enthielt. „Hier ist es, meine
Damen und Herren. Blue liquid. Das tödliche Blau. Wer es besitzt, ist der
Herrscher der Welt!“ Pauline riss entsetzt die Augen auf. „Oh mein Gott! Nein!
Das dürfen Sie nicht tun. Sie unterschreiben damit mein Todesurteil. Das
Gegenmittel wurde nicht ausreichend getestet.“
„Dann bete lieber, dass es jetzt wirkt.“
Wehrlos
musste sie mitansehen, wie die Spritze sich langsam ihrer Armbeuge näherte. Sie
wollte weglaufen, doch das war natürlich nicht möglich. Es blieb ihr nichts
anderes übrig, als Frank anzuflehen. Aber der war blind und taub für ihre
Leiden und fuhr unbarmherzig fort. Er spritze ihr das Pro-Amin-Beta.
Das
wars. Es ist vorbei. Ich werde sterben.
24
Montag, 17. Oktober 2011
Beate raste zum Revier in die Freiburger Innenstadt. Leander hatte
ziemlich aufgeregt geklungen, als er sie um kurz nach acht Uhr angerufen hatte.
Sie hatten die Vernehmung Thierry Leclercs für acht Uhr angesetzt. Ja, gut, sie
hatte sich etwas verspätet, aber das war doch noch lange kein Grund, sich
gleich so aufzuregen. Und was um Himmels willen war das für ein Lärm gewesen?
Kaum auf dem Parkplatz angekommen, sprang sie auch schon aus dem Wagen und
eilte auf die Eingangstüre zu. Dabei rempelte sie noch einen Kollegen an, der
ihr verdutzt nachsah. Sie verzichtete auf den Aufzug, nahm immer zwei Stufen
auf einmal, bis sie im dritten Stock angelangt war. Dort hastete die
Hauptkommissarin den Flur entlang auf ihr Büro zu, als sie auch schon die
aufgeregten Stimmen hörte. Sie riss die Türe auf und sah sich einem Thierry Leclerc
in Handschließen gegenüber, der wütend auf Leander einbrüllte. Ein kurzes
Déjà-vu
spielte sich
vor ihrem inneren Auge ab, sie fing sich aber sofort wieder. „Was ist hier
los?“, verlangte sie zu erfahren.
„Beate,
gut, dass du da bist. Ich musste Herrn Leclerc leider in Gewahrsam nehmen. Er
hat hier das Büro verwüstet.“ Leander zeigte einmal rundherum und Beate ließ
ihre Augen der Route seines Fingers folgen. „Was haben Sie sich dabei gedacht,
Herr Leclerc? Was in Gottes Namen ist denn passiert?“
„Lassen
Sie Gott aus dem Spiel. Der hat hiermit nichts zu tun.“ Wieder dieser angenehm
sonore, französische Akzent. „Ihr Kollege hat mich beschuldigt, meine Freundin
getötet zu haben. Das ist eine Frechheit. Wissen Sie denn nicht, wer mein Vater
ist? Nein? Dann werden Sie es bald erfahren. Er ist bereits unterwegs hierher.“
Beate
schoss einen fragenden Blick einschließlich kleiner spitzer Pfeile zu Leander
hinüber, doch der zuckte nur mit den dünnen Schultern.
„Jetzt
beruhigen Sie sich mal. Warum regen Sie sich darüber so auf? Er hat bestimmt
nicht gesagt, dass Sie sie umgebracht haben, oder?“ Leander schüttelte mit dem
Kopf. „Jetzt nicht so direkt, mit diesen Worten, nein.“
„Meine Kollegen im Krankenhaus haben mir erzählt,
dass Sie Nachforschungen über mich anstellen und überall behaupten, ich hätte
Tamara getötet. Da wollte ich sofort mit Ihnen sprechen, stattdessen habe ich
den hier“, er machte eine abfällige Handbewegung in Richtung Leander,
„angetroffen und die Sache ist etwas außer Kontrolle geraten.“
„Leander, nimm Herrn Leclerc bitte die
Handschließen ab.“ Beate war das kurze, wütende Aufblitzen in Leanders blauen
Augen nicht entgangen, doch sie beschloss kurzerhand, es zu ignorieren. Thierry
Leclerc rieb sich die schmerzenden Handgelenke. „Danke. Und es tut mir leid
wegen Ihres Büros. Das ist sonst gar nicht meine Art. Ich werde Ihnen den
entstandenen Schaden selbstverständlich ersetzen.“
„Machen
Sie sich um den Schaden keine Sorgen“, beruhigte Beate ihn. „Sie sagen, es ist
sonst nicht Ihre
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