BLUE - toedliche Magie
nicht aufgeben, schon gar nicht die Hoffnung verlieren! Vanessa war nicht tot und sie würden sie finden, komme was da wolle! Das Einzige, was sie jetzt tun konnten, war vertrauen. Auf das Schicksal, die Polizei, das Glück!
Herr Leiner fasste sich als Erster. Die Nachricht war ein Schock, der mögliche Verlust unvorstellbar. Aber noch war alles in Schwebe. Noch stand überhaupt nichts fest. Und die Polizei war, allem Anschein nach, bereits höchst aktiv, arbeitete sogar mit Interpol zusammen. Sie, als Eltern, wurden verdrahtet und konnten jederzeit einen Beamten aktivieren. So weit so gut. Doch das mit den Handys war eindeutig ein Schwachpunkt.
„Was ist, wenn wir unterwegs sind und der oder die Täter rufen uns am Handy an? Wie sollen wir das Gespräch dann aufnehmen, wenn Sie uns hier nur ein Standgerät für die Aufnahmen liefern?“ Harald hatte den Schmerz irgendwie ausgeblendet und sich auf die Fakten konzentriert. Er verabsäumte dennoch nicht, seine schluchzende Frau zu trösten.
„Auch da können wir etwas unternehmen. Allerdings erst in ein paar Stunden. Unsere Kollegen für Mobilüberwachung können ihre Handys dann lokalisieren und zu gegebener Zeit die Gespräche aufzeichnen. Das Technikteam dafür muss erst bereitgestellt werden. Die übliche Maschinerie greift leider ein wenig langsamer, weil wir nicht von einer herkömmlichen Entführung ausgehen ...“
„Damit meint mein Kollege, ...“, unterbrach ihn die Polizistin gleich wieder und stieg ihm kräftig auf die Zehen. Der Polizist knirschte mit den Zähnen und schien einen Fluch nur mühsam zu unterdrücken. Sein Blick zeigte ganz klar, dass er nur auf die Gelegenheit wartete, um es ihr heimzuzahlen. „ ... dass wir derzeit noch nicht genug Information haben, um wirklich etwas Fixes zu sagen. Wir versichern Ihnen aber, dass wir alles in unserer Macht stehende tun, um ihre Tochter und ihre Freundinnen wieder zu finden. Interpol hat da durchaus viele Kontakte und vor allem genügend Erfahrung.“
04. Kapitel
„Also meine Herren, kann ich jetzt davon ausgehen, dass die Werbeaktion greift? Ich möchte meinen Umsatz in Europa deutlich erhöhen. Wenn die Kids erst einmal den Stoff probiert haben, wollen sie sowieso immer mehr. In Tschechien hat das auch geklappt.“
„Tschechien ist ja auch eine Ausnahme und das neue Drogenparadies schlechthin. Die Drogenbosse dort überschwemmen Europa mit genügend minderwertiger Ware. Da kannst du natürlich mit deinen hochwertigen Drogen sofort Punkten. Selbst ein Blinder erkennt dort bereits den Unterschied, doch der Rest Europas ist noch nicht so weit. Noch lange nicht. Da muss man die Sache ein bisschen langsamer angehen.“ Michail riss die Klappe ein wenig zu groß auf. Er war neu im Geschäft, meinte aber mehr zu wissen, als andere. Und das konnte Maslov gar nicht leiden. Wenn, dann spuckte ER große Töne aber sicher kein kleiner Pole der zum ersten Mal richtig mitmischte. Maslovs Teint wurde eine Spur dunkler, was immer ein schlechtes Zeichen war. Wütend funkelte er den Neuling an.
„Scheiß drauf! Wozu haben wir so viele Leute vor Ort? Ich werde sie mit Gratisproben an die Schulen schicken und lass mir da nicht gerne dazwischen reden, klar? Gratisaktionen an Schulen sind der Renner. Danach wissen selbst die bescheuertsten Kids, dass wir die bessere Ware haben. Der Vergleich macht sie sicher. Ich glaube der Spruch ist sogar aus einer Werbung.“ Maslov kicherte. Zum Glück rettete ihn oft sein eigener Humor vor zu viel Zorn. Und der junge Pole war so unwichtig, dass er nicht mal leichten Ärger wert war. Zielsicher wandte Maslov sich dem älteren der beiden Geschäftspartner zu. „Was meinst du, mein Freund?“ Kleine Lakaien brachten manchmal schon guten und frischen Wind ins Alltagsgeschäft, doch dieser Michail ging ihm einfach auf den Sack.
„Ich gebe Dir schon Recht, Mischa.“ Igor war der einzige Geschäftspartner, der Maslov mit Vornamen ansprach und das überlebte. Mit seinen über sechzig Jahren war Igor länger im Geschäft, als alle anderen und zudem ein guter Freund Maslovs. „Aber bei Schulen muss man aufpassen! Sollten wir uns zu weit vorlehnen, könnte die Polizei eine Offensive starten und uns die Suppe versalzen. Und das können wir uns in Zeiten wie diesen nicht wirklich leisten. Vielleicht sollten wir uns also weiterhin dem Sektor Unterhaltung widmen? Die Discos, die Bars und Puffs, die Spielhöllen.“
„Ach, das ist mir zu schlapp. Ich will auch die ganz jungen Kids
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