BLUE - toedliche Magie
meinen Eltern verpflichtet. Das was ich jetzt mache ... was ich hier für Euch mache, bringt Schande über meine Familie und kann unser Leben kosten.“ Mittlerweile glaubten sie ihr sowieso jedes Wort, aber dass eine Fremde ihr Leben für Vanessa aufs Spiel setzte, rührte sie ungemein. Isidora zuckte hilflos mit den Schultern.
„Aber ... was hätte ich denn machen sollen? Ich bin nicht nur ein Teil des Systems. Ich bin auch ein eigenständiger Mensch mit eigenen Gedanken und einer Seele, die nichts hält von all dem Verrat und den Morden.“ Sie schniefte und Vanessa streichelte ihr sanft über den Rücken. Die Begegnung mit dieser Frau war so seltsam und neu und auf einer anderen Ebene wieder so vertraut, dass sie nicht anders konnte, als zärtlich zu ihr zu sein. Isidora bemerkte ihr Bemühen und lächelte über ihren Versuch sie zu berühren und doch keine Grenze zu überschreiten.
„Merenpath ist stets damit beschäftigt gewesen seine Vormachtstellung aufzubauen. Und jetzt, wo er das erreicht hat, kann er wieder verstärkt nach seiner Gefährtin suchen.“
„Aber warum sollte ausgerechnet ich das sein?“, fragte Vanessa vorsichtig und Isidora seufzte.
„Warum, warum. Weil das Schicksal vielleicht nicht immer fair ist? Du bist blond, hast grüne Augen, kannst göttliche Magie kontrollieren und ...“ Sie hob den Finger. „.. bist Jungfrau.“
„Ha! Falsch“, unterbrach sie Vanessa. „Ich bin keine Jungfrau mehr. Die Ärzte im Krankenhaus haben das vor zwei Jahren bestätigt.“
„Schon“, meinte Isidora und tätschelte ihre Hand, als wäre sie ein kleines Mädchen, das keine Ahnung vom Leben hat. „Aber du hattest trotzdem noch nie einen Mann in dir. DAS ist es nämlich was Merenpath unter jungfräulich versteht. Er hat mir zwar nie gesagt, wie du defloriert wurdest, aber ein Mann war es offenbar nicht.“
„Oh.“
„Dazu gab es noch eine Alterseinschränkung, doch die sieht er offenbar nicht ganz so eng. Du bist jetzt 22, stimmt das?“
„Ja, seit fast einem halben Jahr.“
„Okay, das scheint ihn nicht abzuschrecken. Es hat nur verhindert, dass er dich nicht schon früher gefunden hat.“
„Aber wenn er in Ägypten sitzt, von wem weiß er denn, dass ich hier bin? Schließlich sind wir von Deutschland nach Österreich gezogen, weil meine Eltern ...“
„Die haben sich übrigens nicht verspekuliert. Die haben all ihr Geld in Eure Befreiung gesteckt und einem Martin Brandt einen so horrend hohen Betrag in den Rachen geschoben, dass ihr kurz vor dem Privatkonkurs gestanden seid.“ Die drei Mädchen keuchten überrascht. Von einem solch großen Opfer ihrer Eltern hatten sie nichts gewusst. „In Wahrheit aber habt ihr Euer Leben eigentlich nur einem Mann zu verdanken und der heißt Blue. Merenpath möchte das nicht an die große Glocke hängen, weil er da offenbar Konkurrenz wittert, aber ich habe es durch Zufall erfahren. Die ganze Angelegenheit wird eher vertuscht, aber ich weiß zum Beispiel, dass euer mieser Entführer namens Maslov sterben soll. Er ist der Hauptverantwortliche für den Betrug an Merenpath, auch wenn dieser Blue die Fäden gezogen hat. Was aus dem blauen Mann wird, weiß ich allerdings nicht.“
„Aber wie hat er mich jetzt gefunden?“, fragte Vanessa fassungslos und hob ihre Teetasse vom Boden, um sie in einem Zug auszutrinken. Beruhigung durch Tee konnte jetzt nicht verkehrt sein, denn dieses ägyptische Mädchen ließ einen solchen Schwall an neuen Informationen aus, dass sie sich erst einmal sammeln ... und auf das Wesentlichste konzentrieren musste: Auf sich selber.
„Durch ... äh ... mich“, antwortete Isidora und blickte verlegen zu Boden. „Damals wusste ich es noch nicht besser und ich mochte dich noch nicht so, wie ich dich jetzt mag.“
„Puh, mir ist richtig schlecht“, meinte Annika und Vanessa fuhr sie an.
„Jetzt hör schon auf! Was ist dabei wenn eine Frau eine andere Frau mag?“
„ Liebt , meinst du“, ergänzte Leonie.
„Nein, mir ist wirklich schlecht“, erwiderte Annika und hielt sich den Bauch.
„Oh. Mir ist auch ein wenig komisch.“
„WAS?“ Isidora sprang in die Höhe und sah sich die beiden blassen Freundinnen genauer an. Dann ging sie zur Küche und fischte die Teebeutel aus dem Mist. „Scheiße, dass ich darauf hereingefallen bin, glaub ich jetzt nicht! Sie haben Ketamin in den Teebeutel gefüllt“, schrie sie aufgebracht, als Vanessa zeitgleich mit ihren Worten den ersten Schwindelanfall
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