BLUE - toedliche Magie
Hubschrauber mit Flugabwehrraketen war in dichtbesiedeltem Gebiet nicht gerade unauffällig und vor allem für die Zivilbevölkerung eine große Gefahr. Die Männer im Hubschrauber waren zwar Profis und hatten tatsächlich nur die Wohnung Maslovs ausradiert, doch solch eine Aktion konnten niemals offiziell freigegeben worden sein. Aber wer sonst als die Regierung verfügte über einen eigenen Kampfhubschrauber? Der Ägypter! Blues Gedanken überschlugen sich, wurden aber von einer klaren Aufforderung aus einem Lautsprecher des Hubschraubers unterbrochen.
„Ganz ruhig, sonst schießen wir noch einmal!“ Und nun konnte Blue auch die zweite Rakete sehen, die noch an der rechten Seite des Hubschraubers hing und geradewegs auf ihn zielte.
Blues Miene versteinerte. Diese Männer waren offenbar nicht nur wegen Maslov gekommen, sondern auch wegen ihm. Vermutlich wussten sie über ihn und seine Magie Bescheid und das konnte nur eines bedeuten: Sie wollten ihn mitnehmen ... für den nächsten Sklavenjob. Doch das würde er nicht ertragen.
NEIN , brüllte es in seinem Kopf, als er langsam in die Höhe kam. Seine Knie schmerzten vom Schutt und den spitzen Teilchen, auf denen er gekniet hatte, doch er wollte hier nicht sterben und er wollte auch nicht gefangen genommen werden. Er musste handeln, irgendetwas tun. Niemals mehr wollte er so tief sinken und für jemanden Sklave und Henker in einem spielen.
Er spannte alle seine Muskeln an und sprintete er los, hechtete in einem waghalsigen Sprung zurück in sein Zimmer und schnappte sich die Reste seines Koffers. Das Gewand darin war essentiell für ihn, überlebenswichtig – wenn auch nicht für ihn, sonder für die anderen. Aber wenn er überleben sollte, brauchte er es, ebenso wie ein wenig Geld ... und beides befand sich nun einmal in seinem Koffer. Gut, der war von der Explosion ziemlich zerschrammt und hielt nur noch notdürftig zusammen, doch er hielt. Mehr zählte nicht.
Der Hubschrauber aber war ihm gefolgt und stand nun genau vor seinem Zimmer. Auch dort fehlte die Wand nach außen. Blue umklammerte den Koffer wie einen Rettungsanker, dabei wusste er, dass er nicht sehr viele Möglichkeiten hatte. Wenn er zur Haustür floh, würden sie schießen, wenn er in ein anderes Zimmer flüchtete, würden sie schießen. Warum sie es bisher noch nicht getan hatten, konnte er nur erahnen: Vermutlich sollten sie ihn lebendig einfangen. Doch das würde er zu verhindern wissen!
Der Koffer war Blödsinn. Er konnte sich gar nicht erklären, warum er wegen Gewand und Geld sein Leben oder eine Gefangennahme riskiert hatte. Vermutlich hatte er doch so etwas wie einen Schock und sich kurz an alte Verhaltensmuster geklammert oder an die Dinge, die ihm immer vermeintliche Sicherheit vorgegaukelt hatten. Doch je länger er hier stand und vom penetranten Scheinwerfer des Hubschraubers angeleuchtet wurde, desto genauer wusste er auch, was zu tun war. Er ließ den Koffer fallen und sprintete erneut los. Allerdings nicht vom Hubschrauber fort, sondern direkt auf ihn zu. Mit aller Kraft, mit ganzer Dynamik. Am Ausdruck des Piloten konnte er sehen, dass der mit dieser Aktion nicht gerechnet hatte, ein kurzes Schlingern der Maschine zeigte auch, dass seine Hand offenbar kurz vom Steuerungshebel abgerutscht war. Doch das konnte Blue nicht weiter irritieren. Er hatte ein Ziel und auf das lief er geradewegs zu. Das Gesicht des Piloten kam Blue bekannt vor, doch dann stand die Maschine wieder still und Blue konzentrierte sich darauf die Kufen des Hubschreibers mit einem Hechtsprung zu erwischen.
Genau in dem Moment feuerte der Pilot seine zweite Rakete ab.
22. Kapitel
Das Mädchen floh aus seinem Schlafgemach, als wäre er der Teufel.
Ihre Schrammen waren ihm egal und auch ihr Weinen machte ihm nichts aus. Schließlich war er Merenpath und musste sich abreagieren. Wer jeden Tag über das Leben anderer entschied und sehr diffizile, politische Entscheidungen zu treffen hatte, konnte es sich nicht leisten warmherzig zu sein oder mitzufühlen. Warum auch? Das Mädchen war eines von vielen und sie hatte ihn nur kurz verlockt. Was ihm allerdings zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er keine Erfüllung gefunden hatte. Kurz vor der essentiellen Steigerung hatte er immer nur noch ihre grünen Augen gesehen. Hell und leuchtend und unendlich traurig. Als wäre er schuldig und sie so Gott verflucht unschuldig.
Er war außer sich, unbefriedigt, wütend ... und selbst daran schuld! Warum nur hatte er
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