Blüte der Tage: Roman (German Edition)
hellhörig machen müssen«, fuhr er fort. »Du warst wie ein Juckreiz zwischen den Schulterblättern. Genau an der Stelle, wo man nicht hinkommt, um sich selbst zu kratzen, sosehr man sich auch verrenkt. Ich wäre sehr gern gemächlicher vorgegangen. In der Regel bin ich kein Freund von überstürzten Entscheidungen. Aber man kann nun mal den Zeitpunkt, wann man sich verliebt, nicht bestimmen. Und ich habe mich in dich verliebt, Stella.«
»Logan.«
»Ich sehe, dass dich das mit heller Angst erfüllt. Dafür kann es zwei Gründe geben. Entweder empfindest du nichts für mich, hast aber Angst, mich zu verletzen. Oder du empfindest sehr wohl etwas für mich, und das macht dir eine Heidenangst.«
Er pflückte eine Passionsblume mit ihren weißen Blütenblättern und den langen blauen Staubfäden und steckte sie Stella ins Haar. Eine romantische Geste, die in eigenartigem Gegensatz zu seinem enttäuschten Ton stand. »Ich neige zur zweiten Option. Nicht nur aus Eigennutz, sondern weil ich weiß, was mit uns beiden geschieht, wenn ich dich küsse.«
»Das ist nur körperliche Anziehung. Reine Chemie.«
»Ich kenne den verdammten Unterschied.« Er packte
sie bei den Schultern, sah sie eindringlich an. »Und du auch. Weil wir beide unsere Erfahrungen gemacht haben. Wir haben beide schon einmal geliebt, deshalb kennen wir den Unterschied.«
»Mag sein. Und vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass alles so schnell gegangen ist.« Sie legte die Hände auf seine Oberarme, spürte seine Kraft. »Ich kannte Kevin ein Jahr, ehe es zwischen uns ernst wurde. Und dann dauerte es nochmal ein Jahr, bevor wir begannen, über die Zukunft zu reden.«
»Bei Rae und mir dauerte es ähnlich lange. Und jetzt sind wir uns begegnet, Stella. Dich hat ein tragischer Unfall hierher geführt, mich die Umstände. Wir wissen beide, dass es keine Garantie gibt, ganz gleichgültig, wie lange oder wie sorgfältig man es auch plant.«
»Da stimme ich dir zu. Aber es gibt nicht nur mich, Logan. Ich kann nicht nur an mich denken.«
»Du bist nur als Paket zu haben.« Er strich ihr über die Arme, als wollte er sie wärmen, und trat dann zurück. »Das ist mir sehr wohl bewusst. Trotzdem freunde ich mich mit deinen Söhnen nicht etwa deshalb an, um dich herumzukriegen. Nein, Tatsache ist, dass ich die beiden mag. Ich bin gern mit ihnen zusammen.«
»Das weiß ich.« Sie drückte kurz seine Hand. »Das weiß ich«, wiederholte sie, »weil ich erkenne, wenn sich jemand verstellt. Es liegt nicht an dir. Nur an mir.«
»Das ist verdammt harter Tobak.«
»Mag sein, aber es ist die Wahrheit. Ich weiß, wie man sich als Kind fühlt, wenn die Mutter von einer Affäre in die nächste taumelt. Das hat mit unserer Beziehung nichts zu tun«, warf sie beschwichtigend ein, da sich seine Miene vor Zorn verdüsterte. »Das weiß ich auch. Aber
Tatsache ist, dass ich mein Leben nach meinen Söhnen ausrichte. Anders wäre es mir gar nicht möglich.«
»Und du glaubst, ich könnte mein Leben nicht nach ihnen ausrichten, nicht wahr? Du glaubst, ich könnte deinen Söhnen kein Vater sein, weil ich sie nicht gezeugt habe, ja?«
»Es dauert seine Zeit, bis man ...«
»Weißt du, wie man eine kräftige gesunde Pflanze wie diese Passionsblume«, er deutete auf die dichten Ranken, »zum Wachsen und Vermehren bringt? Man kann Ableger machen, dann erhält man neue Früchte und Blüten. Man kann sie aber auch mit anderen kreuzen. Dann wird sie kräftiger, und vielleicht bringt man sogar eine neue Variante hervor.«
»Ja. Doch das erfordert Zeit.«
»Man muss eben irgendwann anfangen. Ich liebe die Jungen nicht auf dieselbe Weise wie du. Aber ich bin mir sicher, dass ich das könnte, wenn du mir nur die Chance dazu geben würdest. Ich will diese Chance haben. Ich will dich heiraten.«
»Oh! Oh, Gott! Ich ... wir ... oh, nein ...« Die Hand auf die Brust gepresst, schnappte sie nach Luft. Aber ihre Brust war wie zugeschnürt. »Heiraten. Logan. Ich kriege keine Luft.«
»Gut. Dann wirst du wenigstens mal für fünf Minuten die Klappe halten. Ich liebe dich, und ich will mit dir und den Jungen zusammenleben. Hätte mir jemand vor einigen Monaten gesagt, ich würde mein Leben mit einer kratzbürstigen Rothaarigen und ihren lärmenden Kindern teilen wollen, hätte ich mich schlappgelacht. Aber nun ist es passiert. Wenn es nach mir ginge, könnten wir erst mal eine Weile zusammenleben, bis du dich daran gewöhnt
hast, aber dazu bist du nicht der Typ. Was
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