Blüte der Tage: Roman (German Edition)
du nimmst Parker. Unser Gepäck holen wir später heraus, nachdem wir Mrs. Harper begrüßt haben.«
»Wird sie über uns bestimmen?«, fragte er.
»Ja. Kinder haben nun mal das traurige Schicksal, dass Erwachsene über sie bestimmen. Und da sie mein Gehalt zahlt, wird sie auch über mich bestimmen. Wir sitzen also im selben Boot.«
Sie stiegen aus, und Gavin nahm Parker an der Leine. »Ich mag sie nicht.«
»Das gefällt mir so an dir, Gavin«, sagte Stella und zauste durch seinen blonden Haarschopf. »Du bist immer so positiv. Okay, da wären wir.« Sie nahm Gavin und Luke an der Hand und drückte ihre Hände aufmunternd, während sie auf den Eingang zugingen.
Jählings flog die Doppeltür auf, die in demselben klaren, schimmernden Weiß wie der Ziergiebel gestrichen war.
»Endlich!« David streckte die Arme aus. »Männer! Ich bin nicht mehr in der Minderzahl!«
»Gavin, Luke, das ist Mister – verzeihen Sie, David, ich kenne Ihren Nachnamen ja gar nicht.«
»Wentworth. Aber belassen wir es bei David.« Er ging in die Hocke und sah den aufgeregt bellenden Parker an. »He, was hast du, Kumpel?«
Als Antwort legte Parker die Vorderpfoten auf Davids Knie und leckte ihm begeistert über das Gesicht.
»So gefällt es mir schon besser. Und nun hereinspaziert. Roz wird jeden Moment hier sein. Sie telefoniert oben gerade mit irgendeinem Lieferanten.«
Sie traten ein, und angesichts der prunkvollen Eingangshalle machten die Jungen große Augen.
»Ganz schön vornehm, was?«, grinste David
»Ist das so was wie eine Kirche?«, fragte Luke.
»Ach was.« David grinste Luke an. »Trotz aller Pracht ist es einfach nur ein Haus. Wir werden einen Rundgang machen, aber ich glaube, nach der langen Reise braucht ihr zur Stärkung erst mal einen heißen Kakao.«
»David macht ganz köstlichen Kakao.« Roz kam die elegant geschwungene Treppe herunter. Wie am Vortag trug sie ihre Arbeitskleidung. »Mit viel Schlagsahne.«
»Mrs. Harper. Meine Söhne, Gavin und Luke.«
»Sehr erfreut, Gavin.« Sie bot ihm die Hand.
»Das ist Parker«, stellte Gavin den Hund vor. »Er ist eineinhalb.«
»Und ein hübscher Bursche. Hallo, Parker.« Sie tätschelte seinen Kopf.
»Ich bin Luke. Ich bin sechs und in der ersten Klasse. Ich kann meinen Namen schreiben.«
»Kann er nicht«, höhnte Gavin unsolidarisch. »Nur in Druckschrift.«
»Irgendwie muss man ja anfangen, meinst du nicht? Freut mich, dich kennen zu lernen, Luke. Ich hoffe, du wirst dich hier wohl fühlen.«
»Sie sehen gar nicht so alt aus«, bemerkte Luke, was David ein Prusten entlockte.
»Oh, danke. Ich fühle mich auch gar nicht so alt, zumindest die meiste Zeit.«
Stella wäre am liebsten im Erdboden versunken, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Luke bringt da wohl etwas durcheinander. Ich habe den Jungen erzählt, wie alt das Haus ist und dass Ihre Familie immer hier gelebt hat.«
»Nun, mich gibt es noch nicht ganz so lange wie das Haus. So, David, wie war das mit dem heißen Kakao? Ich schlage vor, wir setzen uns in die Küche und unterhalten uns ein wenig.«
»Ist er Ihr Ehemann?«, fragte Gavin. »Wieso haben sie dann verschiedene Nachnamen?«
»Leider will sie mich nicht heiraten«, seufzte David, während sie die Halle hinuntergingen. »Sie hat mir das Herz gebrochen.«
»Er nimmt dich auf den Arm. David kümmert sich um das Haus und um viele andere Dinge mehr. Er lebt hier.«
Verstohlen zog Luke David am Ärmel. »Müssen Sie ihr auch folgen? Mom sagt, wir müssen das.«
»Ach, ich lass sie in dem Glauben.« David führte sie in die Küche mit der Granittheke und den Möbeln aus warmem Kirschbaumholz. Unter einem breiten Fenster stand eine gepolsterte Bank mit saphirblauen Lederkissen. Entlang
der Arbeitsfläche reihten sich blaue Blumentöpfe mit Kräutern. An den Wänden glänzten Kupfertöpfe.
»Das ist meine Domäne«, teilte David ihnen mit. »Um die Hackordnung klarzustellen – hier bin ich der Boss. Kochen Sie gern, Stella?«
»Ja, das schon, wiewohl meine Kochkünste für eine derart gut ausgestattete Küche schlichtweg zu bescheiden sind.«
Beeindruckt sah sie sich um: die beiden hohen Kühlschränke, die Gefriertruhe, der riesige Herd, der einer Restaurantküche würdig war, die doppelten Backöfen, die geräumige Theke.
Und sie entdeckte auch die liebenswerten Details, die für eine heimelige Atmosphäre sorgten. Der gemauerte Kamin, in dem ein behagliches Feuer prasselte, der alte Vitrinenschrank mit den antiken Gläsern, die
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