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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zusammenpassen.«
    »Wohnen Sie auch hier?«, fragte Hayley Stella.
    »Ja. Zusammen mit meinen Söhnen – sie sind acht und sechs Jahre alt. Sie schlafen bereits.«
    »Sind Sie auch eine Verwandte?«
    »Nein.«
    »Ich werde das Benzin holen.« Roz stand auf.
    Die Hand instinktiv auf ihren Bauch gelegt, sprang Hayley gleichfalls auf. »Aber ich werde Miete zahlen.«
    »Keine Angst. Wir werden Ihr Gehalt entsprechend kürzen.«
    Sobald Roz draußen war, atmete Hayley tief aus. »Ich dachte, sie sei älter. Und autoritärer. Obwohl sie einem, wenn es sein muss, wahrscheinlich ordentlich einheizen kann. Ohne ein gewisses Maß an Autorität kann man so einen Besitz nicht verwalten und instand halten.«
    »Das ist richtig. Aber auch ich kann bei der Arbeit sehr autoritär sein.«
    »Ich werde es mir merken. Kommen Sie aus dem Norden ?«
    »Ja. Aus Michigan.«
    »Ein weiter Weg. Sind Sie allein mit Ihren Söhnen?«
    »Mein Mann ist vor zweieinhalb Jahren gestorben.«
    »Das ist hart. Es ist sehr schwer, einen geliebten Menschen
zu verlieren. Ich denke, das haben wir alle drei erfahren. Man kann daran zerbrechen, wenn man niemand anderen hat, auf den man seine Liebe konzentrieren kann. Ich habe das Baby.«
    »Wissen Sie schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?«
    »Nein. Beim Ultraschall hat es uns den Rücken zugewandt.« Abwesend begann sie an ihrem Daumennagel zu knabbern, klemmte dann den Daumen in die Faust und senkte die Hand. »Ich gehe jetzt mal lieber nach draußen, um Roz das Benzin abzunehmen.«
    »Ich begleite Sie zu Ihrem Wagen. Gemeinsam geht es sicher besser.«
     
    Eine Stunde später befand sich Hayley in einem der Gästezimmer im Westflügel. Es mochte sich albern anhören, aber es war das schönste Zimmer, das sie je gesehen hatte. Nie hätte sie zu träumen gewagt, dass sie einmal in solch einem Zimmer wohnen würde, und sei es auch nur vorübergehend.
    Während sie ihre Habseligkeiten verstaute, strich sie ehrfürchtig über das schimmernd polierte Holz der Kommode, über den antiken Schrank, die hübschen Lampenschirme, das mit Schnitzereien verzierte Kopfteil des Bettes.
    Sie würde sich dieses Zimmer verdienen, gelobte sie sich und ihrem ungeborenen Kind, als sie in die Badewanne stieg und sich in dem heißen Wasser wohlig zurücklehnte. Sie würde die Chance, die sie erhalten hatte, nutzen und sich bei Roz dafür erkenntlich zeigen – mit ihrer Arbeitskraft und ihrer Loyalität.
    Über beides verfügte sie reichlich.
    Als das Wasser abgekühlt war, stieg sie aus der Wanne, trocknete sich ab und ölte Bauch und Brüste ein. Sie hatte keine Angst vor der Geburt – schließlich wusste sie, welche Anstrengungen es kostete, ein Ziel zu erreichen. Aber sie hoffte inständig, sie würde keine Schwangerschaftsstreifen zurückbehalten.
    Ein jähes Frösteln ergriff sie, und sie schlüpfte rasch in ihr Nachthemd. Aus den Augenwinkeln erspähte sie am Rand des Spiegels einen Schatten, eine Bewegung.
    Ihre Arme reibend, ging sie durch die offene Tür ins angrenzende Schlafzimmer. Es war niemand zu sehen, und die Tür zum Flur war nach wie vor zugesperrt.
    Das ist die Erschöpfung, sagte sie sich und rieb sich die Augen.
    Mit einem Buch bewaffnet, ging sie ins Bett. Die meisten ihrer Bücher – die wenigen, die sie vor dem Verkauf gerettet hatte – befanden sich nach wie vor im Kofferraum ihres Wagens, aber zwei, drei Bücher hatte sie vorsorglich in ihren Koffer gepackt.
    Sie öffnete das Buch auf der eingemerkten Seite und lehnte sich in der Erwartung, wie jede Nacht noch mindestens eine Stunde zu lesen, gegen das Kissen.
    Doch dann schlief sie, noch ehe sie eine Seite gelesen hatte, bei brennendem Licht ein.
     
    Auf Roz’ Bitte hin suchte Stella sie erneut in ihrem Wohnzimmer auf. Roz bot ihr einen Sessel an und schenkte ihnen ein Glas Wein ein.
    »Ihr ehrlicher Eindruck?«, fragte sie.
    »Jung, intelligent, stolz. Aufrichtig. Sie hätte Ihnen irgendeine rührselige Geschichte auftischen können, wie sie vom Vater des Kindes verführt und betrogen wurde,
um an Ihr Mitleid zu appellieren. Stattdessen hat sie Verantwortung übernommen und lediglich nach Arbeit gefragt. Ich werde Ihre Referenzen noch überprüfen.«
    »Selbstverständlich. Sie scheint vor der Mutterschaft ja keine Angst zu haben.«
    »Die Angst kommt erst, wenn die Kinder da sind und die Welt plötzlich voller Gefahren ist.«
    »Da kann ich Ihnen nur zustimmen.« Nachdenklich strich sich Roz durch das Haar. »Ich werde ein paar

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