Blüte der Tage: Roman (German Edition)
der Weinkarte steht ein guter kalifornischer Chardonnay, der passt zu Fisch und Vogel. Trocken, aber mild im Abgang.«
Verwundert senkte sie die Speisekarte. »Kennst du dich wirklich aus oder tust du nur so?«
»Ich mag Wein. Und wenn ich etwas mag, möchte ich auch wissen, womit ich es zu tun habe.«
Sie lehnte sich zurück, während er den Kellner herbeiwinkte. Nachdem sie bestellt hatten, sah sie Logan nachdenklich an und sagte: »Was tun wir hier, Logan?«
»Was mich betrifft, so werde ich leckeren Fisch essen und dazu guten Wein trinken.«
»Wir haben uns hin und wieder unterhalten, meist über geschäftliche Dinge.«
»Wir haben uns hin und wieder über geschäftliche Dinge gestritten«, berichtigte er.
»Richtig. Wir haben einmal zusammen einen Ausflug gemacht, einen sehr vergnüglichen Ausflug, der zum Schluss noch eine unerwartet persönliche Note erhielt.«
»Es macht mir manchmal richtig Spaß, dir zuzuhören, Rotschopf. Das ist beinahe so, als würde ich einer fremden Sprache lauschen. Heftest du deine privaten Erlebnisse genauso säuberlich ab wie deine Formulare oder Rechnungen?«
»Vielleicht. Tatsache ist, dass ich jetzt mit dir hier sitze, ein Rendezvous habe. Das war nicht vorgesehen. Vor vierundzwanzig Stunden hätte ich nicht im Traum daran gedacht. Wir haben eine rein geschäftliche Beziehung.«
»Ja, ja. Und da wir gerade beim Thema sind – ich finde dein System nach wie vor bescheuert.«
»Welch Wunder. Und da wir gerade beim Thema sind – du hast mir heute Nachmittag die Bestellung nicht auf den Schreibtisch gelegt.«
»Nein?« Er zuckte die Achsel. »Dann muss ich sie noch irgendwo haben.«
»Du weißt, dass ...«
Sie brach ab, da der Kellner mit dem Wein erschien und Logan das Etikett zeigte.
»Das ist der Richtige. Die Dame kostet.«
Langsam hob sie ihr Glas und nahm einen Schluck. Sie kostete, hob die Augenbrauen. »Sehr gut ... mild im Abgang.«
Logan grinste. »Dann fangen wir damit an.«
»Was ich sagen wollte«, nahm sie das Gespräch wieder auf, »ist Folgendes: Es ist für uns beide von Vorteil, wenn wir ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen, aber alles, was darüber hinausgeht, würde uns nur Probleme bereiten.«
»Ach ja.« Den Blick seiner Raubkatzenaugen auf sie geheftet, kostete er den Wein. »In anderen Worten, ich soll dich nicht mehr küssen, weil das unklug wäre.«
»Ich bin an einem neuen Ort, in einem neuen Job. Ich habe meine Kinder. Sie stehen für mich an erster Stelle.«
»Das habe ich nicht anders erwartet. Aber seit dem Tod deines Gatten hast du sicher schon die eine oder andere Verabredung mit einem Mann gehabt.«
»Ja. Aber ich bin vorsichtig.«
»Wer hätte das gedacht? Wie ist er gestorben?«
»Flugzeugabsturz. Er war auf dem Heimflug von einer Geschäftsreise. Ich hatte den Fernseher an, und plötzlich kam die Meldung. Sie haben keine genauen Angaben gemacht, aber ich wusste sofort Bescheid. Ja, ich wusste, dass er tot ist, noch bevor sie kamen, um es mir zu sagen.«
»Und du weißt, was du anhattest, als du die Meldung hörtest. Weißt, was du in dem Moment gemacht hast, wo du gestanden bist.« Seine Stimme war ruhig, sein Blick direkt. »Du kannst dich an jedes Detail dieses Tages erinnern.«
»Wieso sagst du das?«
»Weil es der schlimmste Tag deines Lebens war. Der Tag davor oder danach ist in deiner Erinnerung vielleicht verschwommen, aber dieser Tag wird dir für immer in allen Einzelheiten im Gedächtnis bleiben.«
»Das stimmt.« Sein Feingefühl überraschte sie, berührte sie. »Hast du auch jemanden verloren?«
»Nein, nicht auf diese Weise. Aber eine Frau wie du? Die bleibt nur dann mit einem Mann verheiratet, wenn der Mann der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Wird dieser Mittelpunkt aus ihrem Leben herausgerissen, wird sie das nie, nie vergessen.«
»Ja, ich werde es nie vergessen.« Es war in ihr Herz gemeißelt. »Das ist die genaueste, sensibelste und tröstlichste Beileidsbekundung, die ich gehört habe. Ich hoffe, es kränkt dich nicht, wenn ich sage, dass ich das von dir nicht erwartet hätte.«
»So schnell bin ich nicht gekränkt. Du hast deinen Mann und den Vater deiner Kinder verloren, aber du hast weitergekämpft, hast für dich und die Kinder eine neue Existenz aufgebaut. Das erfordert viel Kraft. Du bist nicht die erste Frau mit Kindern, an der ich Interesse habe. Ich respektiere die Mutterschaft, deren Prioritäten. Was mich aber nicht davon abhält, dich anzusehen und mich zu fragen, wann ich
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