Blüte der Tage: Roman (German Edition)
dich endlich nackt sehen werde.«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Räusperte sich, nahm einen Schluck Wein. »Sehr direkt.«
»Bei einer anderen Frau hätte ich ohne Umwege das Bett angesteuert.« Angesichts ihres halb erstickten Lachens, hob er sein Glas. Da gerade die Vorspeise serviert wurde, wartete er einen Moment, ehe er fortfuhr: »Aber du bist nun mal eine ... Hm, da wir dieses schöne Essen gemeinsam genießen wollen, sage ich einfach, du bist eine vorsichtige Frau.«
»Du wolltest verklemmt sagen.«
Er grinste. »Was du so weißt. Nun ja, darüber hinaus
arbeiten wir beide für Roz, und ich würde nichts tun, was ihrem Betrieb schadet. Zumindest nicht absichtlich. Du hast zwei Kinder, um die du dich kümmern musst. Und ich weiß nicht, wie sehr du noch über den Verlust deines Gatten trauerst. Statt dich also in mein Bett zu ziehen, werde ich mit dir artig Tischkonversation betreiben.«
Sie ließ sich Zeit, um über seine Worte nachzudenken. Im Grunde konnte sie ihm nur beipflichten. »Okay. Erst mal zu Roz. Auch ich würde nichts tun, was ihr schadet. Was immer hier geschieht, wir sind uns einig, dass wir in der Arbeit auch weiterhin höflich miteinander umgehen werden.«
»Vielleicht nicht immer höflich, aber die Arbeit wird nicht darunter leiden.«
»Akzeptiert. Meine Söhne haben absoluten Vorrang. Nicht, weil das so sein soll«, fügte sie hinzu, »sondern weil ich das möchte. Nichts in der Welt kann das ändern.«
»Wenn ich versuchen würde, das zu ändern, wäre ich ein respektloser Idiot.«
»Gut.« Sie wartete einen Moment, da seine Antwort nicht nur sehr freimütig gewesen war, sondern auch ihre volle Zustimmung fand. »Nun zu Kevin. Ich habe ihn sehr geliebt. Sein Verlust hat mich in zwei Hälften zerrissen. Die eine Hälfte hätte sich am liebsten irgendwohin zum Sterben verkrochen, die andere musste den ganzen Kummer und Schmerz durchstehen und die Kraft zum Weiterleben finden.«
»Es erfordert Mut, zu leben.«
Tränen brannten in ihren Augen, und sie holte tief Luft. »Danke. Ich musste mich wieder fangen, die beiden Hälften zusammenbringen. Für die Kinder, für mich
selbst. Ich werde nie wieder für einen anderen Mann genau dasselbe empfinden, was ich für Kevin empfunden habe. Und das muss auch nicht sein. Aber das bedeutet nicht, dass ich nie mehr Interesse an einem anderen Mann haben werde. Oder für immer zum Alleinsein verdammt bin.«
Er schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »Wie kann eine so vernünftige Frau eine derartige Begeisterung für langweilige Formulare und Rechnungen entwickeln?«
»Wie kann ein so talentierter Mann derart unorganisiert sein?« Mit Genuss machte sie sich über ihren Salat her. Sie hätte nie gedacht, dass sie in Logans Gegenwart so entspannt sein würde. »Ich bin wieder bei dem Dawson-Projekt vorbeigefahren.«
»Oh. Und?«
»Meiner Ansicht nach müssen noch einige Kleinigkeiten gemacht werden, die jedoch warten müssen, bis jede Frostgefahr gebannt ist. Aber ich wollte dir sagen, dass ich deine Arbeit gut finde. Nein. Falsch. Ich finde sie hervorragend.«
»Danke. Hast du noch mehr Fotos geknipst?«
»Ja. Wir werden einige davon für das Gartenbaukapitel der Website verwenden, die ich gerade designe. So nach dem Motto vorher, nachher.«
»Kein Scheiß?«
»Natürlich nicht. Ich werde Roz’ Umsatz steigern, Logan. Sie wird mehr verdienen, du wirst mehr verdienen. Die Website wird mehr Aufträge einbringen. Das garantiere ich dir.«
»Dagegen lässt sich nur schwer etwas einwenden.«
»Weißt du, worum ich dich beneide?«
»Meine schillernde Persönlichkeit.«
»Ha, ha. Nein, um deine Muskeln.«
»Du beneidest mich um meine Muskeln? Ich glaube, die würden sich bei dir nicht allzu gut machen, Rotschopf.«
»Wann immer ich zu Hause – in meinem früheren Zuhause – ein Projekt begonnen habe, konnte ich es nicht allein durchführen. Ich bin vielleicht nicht so kreativ wie du, habe jedoch eine genaue Vorstellung davon, was ich will, und ich bin ziemlich geschickt. Aber sobald schwere körperliche Arbeit erforderlich ist, muss ich passen. Das ist frustrierend, weil ich manchmal alles, wirklich alles allein machen möchte. Und es nicht kann. Dieses Problem hast du nicht, und deshalb beneide ich dich um deine Muskeln.«
»Ich denke, das Resultat wird immer deiner Vorstellung entsprechen, ob du nun selbst mit Hand anlegst oder die Arbeiten delegierst.«
Sie lächelte. »Stimmt. Ich habe gehört, du wohnst ganz
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