Blüte der Tage: Roman (German Edition)
einen Rundgang durch Haus und Garten anbieten.«
»Das hat sie früher einmal im Jahr gemacht. Aber nach der Episode mit diesem Arschloch Clerk hat sie damit aufgehört. An deiner Stelle würde ich das Thema nicht zur Sprache bringen«, sagte er, ehe Stella etwas erwidern konnte. »Wenn sie wieder eine Besichtigungstour anbieten möchte, wird sie es tun.«
Er stieg aus und öffnete Stella die Beifahrertür. »Ich freue mich schon darauf, den Garten in seiner vollen Pracht zu erleben«, sagte sie. »Und ich bin unendlich dankbar, dass ich eine Zeit lang hier wohnen und den Kindern eine so traditionsreiche Umgebung bieten kann.«
»Es gibt noch mehr Traditionen. Zum Beispiel den
Brauch, dem Mädchen an der Haustür einen Gutenachtkuss zu geben.«
Diesmal näherte er sich langsamer, erhöhte die Spannung. Und erst als sie von einem süßen Beben durchrieselt wurde, senkte er den Mund auf den ihren.
Seine Zunge strich über ihre Lippen, begehrte Einlass. Seine Hände strichen durch ihr Haar, über ihre Schultern und hinunter zu ihren Hüften, um sie dort mit festem Griff zu umfassen.
Diese Muskeln, dachte sie benommen. Oh, Gott. Was für Wahnsinnsmuskeln! Als wäre sie gegen warmen, glatten Stahl gepresst. Er trat einen Schritt vor, sodass sie zurückweichen musste und zwischen der Tür und ihm eingeklemmt war. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und als er gierig von ihrem Mund Besitz ergriff, fühlte sie sich wehrlos, zerbrechlich und schwindelig vor Verlangen.
»Warte einen Moment«, brachte sie heraus. »Warte.«
»Erst möchte ich das hier beenden.«
Er wollte weit mehr als das, wusste jedoch, dass er sich mit einem Kuss begnügen musste. Und deshalb wollte er sich Zeit lassen, diesen Kuss auskosten. Ihr Mund war so köstlich und dieses leichte Zittern ihres Körpers brutal erotisch. Er spürte das animalische Verlangen, sich auf sie zu stürzen, sie gierig zu verschlingen. Oder sie Zug um Zug zu genießen und sich an ihrem Duft bis zum Wahnsinn zu berauschen.
Als er sich zurückzog, verriet ihm der verschleierte Blick ihrer Augen, dass dieser Kuss eine Fortsetzung finden würde. Irgendwann, irgendwo.
»Wollen wir uns wirklich vormachen, dass wir es dabei belassen werden?«
»Ich kann nicht ...«
»Ich meine nicht heute Nacht«, sagte er, als sie sich zur Tür umblickte.
»Trotzdem. Es wäre ein Fehler.«
»Wenn schon.«
»Aber ich kann mich nicht Hals über Kopf in so ein Abenteuer stürzen. Ich muss ...«
»Planen«, fiel er ihr ins Wort. »Organisieren.«
»Ich bin nicht sonderlich spontan, und Spontaneität in diesem Bereich ist nahezu unmöglich, wenn man Kinder hat.«
»Dann plan eben. Organisier. Und gib mir Bescheid. Ich bin sehr spontan.« Er küsste sie erneut, bis sie glaubte, vor Lust zu vergehen.
»Du hast meine Telefonnummern. Ruf mich an.« Er trat zurück. »Geh jetzt rein, Stella. Die Tradition verlangt, dass man ein Mädchen nicht nur vor der Haustür küsst, sondern auch wartet, bis sie hineingegangen ist. Erst dann macht man sich auf den Heimweg und fragt sich die ganze Zeit über, wann man Gelegenheit haben wird, das zu wiederholen.«
»Also gute Nacht.« Sie ging nach drinnen, huschte die Treppen hinauf und vergaß vor lauter Seligkeit, das Licht auszumachen.
Nach wie vor auf Wolken schwebend, ging sie den Flur hinunter und vernahm den Gesang erst, als sie zwei Schritte von der Kinderzimmertür entfernt war.
Mit einem Sprung legte sie die Entfernung zurück. Und sah die Gestalt, sah das blonde Haar im Schein der Nachttischlampe aufschimmern, sah das Glimmen in den Augen, die sie anstarrten.
Die Kälte traf sie wie ein Schlag, wütend und scharf. Gleich darauf war die Gestalt verschwunden.
Auf wackligen Beinen eilte sie zwischen die beiden Betten, strich Gavin und Luke über das Haar. Legte jedem eine Hand auf die Wange und dann auf den Rücken, so wie sie es getan hatte, als die beiden Babys gewesen waren. Die ängstliche Geste einer Mutter, die sich vergewissern wollte, dass ihr Kind noch atmete.
Parker trottete verschlafen herbei, stieß zur Begrüßung ein kurzes Grollen aus, wedelte einmal mit dem Schwanz und kehrte wieder an seinen Schlafplatz zurück.
Parker wittert mich, riecht mich, kennt mich. Aber warum bellt er sie nicht an? Kennt er sie auch?
Oder verliere ich einfach nur den Verstand?
Sie machte sich bettfertig, schnappte sich dann ihre Decke und ein Kissen und legte sich zwischen ihre Söhne auf den Boden. Die ganze Nacht blieb sie dort liegen, um
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