Blüte der Tage: Roman (German Edition)
angelegt habe. Und mit einer blauen Dahlie.«
»Gibt es auch blaue Dahlien?«, fragte Hayley.
»Ja«, antwortete Roz. »Aber das ist die Ausnahme. Man kann sie in Blautönen züchten.«
»Diese Dahlie war sehr ungewöhnlich. Kraftvoll, intensiv.
Und riesig groß. Auch die Geisterfrau war in den Träumen. Ich sah sie nicht, konnte sie aber fühlen.«
»Hey!« Aufgeregt beugte sich Hayley nach vorn. »Vielleicht heißt sie ja Dahlia.«
»Ein guter Gedanke«, bemerkte Roz. »Wenn wir schon Geisterforschung betreiben, sollten wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass wir auch über einen Traum Hinweise erhalten können.«
»Mag sein.« Stirnrunzelnd nippte Stella an ihrem Glas. »Ich konnte sie hören und vor allem konnte ich sie fühlen. Aber die Stimmung hatte etwas Düsteres, Bedrohliches. Sie wollte, dass ich die Blume entferne. Sie war beharrlich, zornig und, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, aber sie war da. Nur ... wie kann sie in einem Traum sein?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Roz. »Und will es vielleicht gar nicht wissen.«
»Geht mir ähnlich. Es ist so ... so intim, sie in meinem Kopf wispern zu hören.« Sogar jetzt, bei der bloßen Erinnerung daran, durchlief sie ein Beben. »Als ich aufwachte, wusste ich, dass sie da war, im Zimmer. Genauso wie sie vorher im Traum gewesen war.«
»Ganz schön gruselig«, stimmte Hayley zu. »Träume sind sehr persönlich und gehen nur uns selbst etwas an, es sei denn, wir wollen sie anderen mitteilen. Glaubst du, Stella, die Blume hat etwas mit ihr zu tun? Ich verstehe nicht, warum sie die Dahlie so hasst.«
»Das verstehe ich auch nicht. Sie kann natürlich auch ein Symbol sein und etwas mit dem Garten oder der Gärtnerei zu tun haben. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Dahlien zu meinen Lieblingsblumen zählen und sie mich dazu bringen will, die Dahlie herauszureißen.«
»Betrachten wir es einfach als einen weiteren Baustein in unserem Puzzle.« Roz nahm einen tiefen Schluck Champagner. »Ich finde, wir sollten es für heute dabei belassen, sonst gruseln wir uns noch zu Tode. Versuchen wir, diese Woche etwas Zeit abzuknapsen, um die Haushaltsbücher durchzugehen.«
»Ach, da Sie es gerade erwähnen, ich habe für Mittwoch nach der Arbeit eine Verabredung. Aber ich habe noch nicht fest zugesagt, da ich erst fragen wollte, ob Sie oder Hayley ein paar Stunden auf die Jungen aufpassen würden.«
»Hayley und ich werden das schon managen«, bemerkte Roz.
»Wieder ein Rendezvous mit Herkules?«
Lachend biss Roz in ihren Kaviartoast. »Damit ist sicher Logan gemeint, stimmt’s?«
»Der Name geht allein auf Hayleys Kappe«, verteidigte sich Stella. »Ich wollte mir mal Logans Haus ansehen. Vor allem seinen Garten.« Dankend ließ sie sich von Roz nachschenken und trank einen ordentlichen Schluck. »In erster Linie besuche ich ihn jedoch, um Sex mit ihm zu haben. Es sei denn, ich entscheide mich anders. Oder er. So.« Resolut stellte sie ihr Glas ab.« Jetzt ist es heraus.«
Einige Sekunden herrschte Totenstille. »Ich weiß nicht ganz, welche Antwort Sie nun erwarten«, sagte Roz schließlich.
»Viel Spaß?«, schlug Hayley vor. Sie blickte auf ihren Bauch hinunter. »Und immer hübsch aufpassen.«
»Ich habe das nur erzählt, weil Sie beide das sowieso vermutet hätten. Wozu also um den heißen Brei herumreden? Außerdem käme es mir nicht richtig vor, Sie als
Babysitter einzuspannen, ohne Ihnen reinen Wein einzuschenken.«
»Das ist Ihr Leben, Stella«, stellte Roz klar.
»Stimmt.« Hayley trank das letzte Schlückchen des köstlichen Getränks aus. »Wiewohl ich nichts dagegen hätte, das eine oder andere Detail zu erfahren. Mir steht nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach eine sehr lange Zeit ohne Sex bevor. Wenn du also deine Erfahrungen mitteilen möchtest ...«
»Ich werde darüber nachdenken. So, jetzt werde ich die Jungs einsammeln und ins Bett bringen. Danke für die nette Feier, Roz.«
»Die haben wir uns redlich verdient.«
Als Stella hinausging, hörte sie Roz sagen: »Ts, Herkules!« Das darauf folgende Gekicher hallte im ganzen Treppenhaus wider.
VIERZEHNTES KAPITEL
Als Stella nach Hause eilte, um sich für die Verabredung mit Logan umzuziehen, wurde sie von Gewissensbissen geplagt. Im Grunde war es gar keine Verabredung, redete sie sich ein, während sie unter die Dusche hüpfte. Es war lediglich ein Besuch.
Als Erstes ein Ausflug, dann eine Verabredung und jetzt ein Besuch. Dies war die merkwürdigste
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