Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
die Scherben versteckt habe«, sagte Beckett.
»Damals war ich acht! Wie lange willst du mir das noch vorhalten?«
»Bis ans Lebensende. Schließlich durfte ich vier Tage lang nicht fernsehen. Dadurch hab ich Teenage Mutant Ninja Turtles verpasst.«
»Werde endlich erwachsen und kauf dir die DVD .«
»Hab ich bereits getan. Doch das macht deinen Verrat nicht wett, denn immerhin hatten wir uns heiliges Schweigen geschworen.«
Owen reichte es. »Jammert ihr beiden weiter über böse Kindheitserinnerungen. Ich für mein Teil zieh es vor, nach Hause zu fahren und mich aufs Ohr zu hauen.« Er nickte knapp. »Das Material wird gegen acht geliefert.«
»Ich werde pünktlich sein.«
»Falls du mich brauchst, ruf an. Sonst bleib ich erst mal in der Werkstatt und mach mich an die Theke.«
»Obwohl du es bestimmt nicht glaubst – ich würde es durchaus schaffen, einen Tag ohne dich zurechtzukommen. Dich allerdings hätte ich gerne da«, sagte Ryder zu Beckett. »Um sieben auf der Baustelle?«
»Bei mir wird’s wahrscheinlich acht, halb neun. Bis die Jungs aus den Betten sind und bis sie gefrühstückt haben und ich sie zu Clares Mutter bringen kann …«
»Schau einfach zu, wie es dir ausgeht. Ich pack’s dann ebenfalls. Los, Dumbass«, sagte er, holte noch die Kuchenplatte aus der Küche und verschwand.
Es war kein weiter Weg bis zu seinem Haus. Aus dem einen Waldstück raus auf die Straße und dann gleich wieder hinein in den Wald. Er liebte die Einsamkeit, die Ruhe, die Weite und die Freizügigkeit außen wie innen.
Zufrieden betrachtete er seinen Garten, den er von einem Landschaftsgärtner hatte anlegen lassen. Gartenarbeit war seine Sache nicht. Zumindest was über das Pflanzen von Bäumen und Büschen hinausging. Blumenbeete etwa. Trotzdem gefiel ihm die hübsche Anordnung, bei der sich die unterschiedlichsten Hölzer und Pflanzen mit blühenden Stauden abwechselten.
Auf dem Weg ins Haus blieb er kurz unter dem sternenübersäten Himmel stehen.
Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, je woanders zu leben. Nicht allein weil er hier aufgewachsen und verwurzelt war, sondern auch weil ihn dieser Ort mit seiner klaren Luft und den leisen nächtlichen Geräuschen jeden Tag aufs Neue faszinierte.
Dieses Fleckchen Erde abseits der Hauptstraße hatte er für sein eigenes Haus ganz gezielt ausgewählt. Sein Leben lang war er durch diesen Wald gestreift, kannte jeden Weg, jede Biegung seit seiner Kindheit. Seine Brüder hatten sich ebenfalls in diesem Waldgebiet niedergelassen.
Er ging durch den Hintereingang weiter zur Küche und machte Licht. Das Haus, das sein Bruder nach seinen Wünschen entworfen hatte, war ihm auf den Leib geschnitten mit den klaren, schlichten Linien. Er legte sein Handy auf den großen Tisch, nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schraubte sie auf.
Endlich konnte er die lang ersehnte heiße Dusche nehmen, wenngleich deutlich später als geplant.
D.B. trottete hinter ihm nach oben und marschierte schnurstracks zu dem großen, viereckigen Kissen am Fußende des Bettes, drehte sich dreimal um sich selbst und rollte sich mit einem Seufzer neben der zerlumpten Stoffkatze zusammen, die sein liebstes Spielzeug war. Statt jedoch die Augen zu schließen, wedelte er fröhlich mit dem Schwanz und verfolgte aufmerksam, wie sein Herrchen seine Taschen leerte und den Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose zog.
Nachdem er seine getragenen Kleidungsstücke in den Wäschekorb geworfen hatte, ging er hinüber in sein geräumiges, komfortables Bad, das mit seinen grauen Fliesen und den Edelstahlbecken eindeutig einen maskulinen Stempel trug.
Das Nonplusultra aber war die Dusche. Ein Mann wie er, der jeden Tag schwere körperliche Arbeit verrichtete, hatte sich eine Dusche wie diese verdient, fand er. Und die hatte weiß Gott alle Schikanen, die sich denken ließen. Er drehte Bodyjets und Kopfbrause voll auf, sodass das heiße Wasser seine verhärteten Muskeln massierte.
Während er sich langsam entspannte, dachte er an Hope und nahm sich vor, es ganz bestimmt nicht zu verbocken.
Stets hatte er sich um Distanz zu ihr bemüht, eigentlich von Anfang an. Seit dem Tag ihrer ersten Begegnung. Nicht weil sie ihm nicht gefallen hätte, denn faszinierend fand er diese rehäugige Schönheit schon. Nur fand er, dass sie in eine andere Liga gehörte als er. Zu elegant, zu gebildet, zu mondän. Wahrscheinlich gab Hope für zwei Paar ihrer High Heels mehr Geld aus, als der gesamte Inhalt seines
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