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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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Pot die letzten Tage ihrer Tochter intensiver durchleben konnte.
    Ich glaube, Natalie mochte mich. Sie war immer nett und zuvorkommend, ließ mich nie einen Kaffee oder Mittagessen bezahlen, aber am Tag vor der Hochzeit fand ich, dass sie sich etwas komisch verhielt. Wir trafen uns kurz im Schlosshotel. Sie wurde plötzlich zickig und manchmal sogar etwas vorlaut. Ich schob es auf pränuptialen Stress, jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob dies der Grund war. Von diesem Benehmen erzählte ich Frau Pot nichts. Ich wollte sie nicht unnötig beunruhigen, und sie sollte nicht von einer Halbfremden erfahren, wie ihre Tochter sich ihr gegenüber verhalten hatte.
    » Waren auf der Hochzeit die meisten Freunde Ihrer Tochter anwesend?«, fragte ich ohne Umschweife. Jetzt war ich dran, mein Informationsbedürfnis zu befriedigen.
    Frau Pot hob die Augenbrauen. »Warum fragen Sie?«
    »Als ich mit I hrer Tochter die Gästeliste und die Tischordnung durchging, bemerkte ich, dass die Zahl nicht mit den bestellten Einladungskarten übereinstimmte. Das ist normal. In der Regel sagen immer einige Gäste ab. In diesem Fall weiß ich von zwei guten Freundinnen, die nicht auf der Hochzeit waren. Zwei Tage vor dem großen Tag bat mich Natalie, eine Frau Kraft von der Liste zu streichen. Und ich erinnere mich, dass sie am Anfang der Vorbereitungen erwähnte, dass sie sich sehr freue, eine sehr gute Freundin, die zurzeit in Amerika lebt, endlich mal wieder zu sehen. Sie würde bestimmt zur Hochzeit kommen. Aber schließlich stand sie doch nicht auf der Gästeliste und eine Einladung wurde an sie auch nicht geschickt. Ich weiß es, weil ich die Adressen an die Druckerei weitergab. Deshalb frage ich.«
    Um meine Lüge besser verbergen zu können, trank ich wieder einen Schluck Kaffee. Ich hatte keine Ahnung, ob Sophia eine Einladung bekommen hatte oder nicht.
    » Stimmt, jetzt wo Sie es sagen ... Sophia war nicht auf der Hochzeit und auch nicht auf der Beerdigung. Seltsam.« Frau Pot runzelte die Stirn. »Das ist wirklich seltsam, denn Natalie mochte sie sehr gerne. Sie haben sich während des Studiums in Heidelberg kennengelernt. Beide kamen aus Berlin und verstanden sich auf Anhieb gut. Sie wohnten nicht zusammen, aber unternahmen viel miteinander.«
    » Auch in Berlin?«
    » Ja, auch wenn sie in Berlin zu Besuch waren. Und als sie mit dem Studium fertig waren, wollte Sophia für ein Jahr nach Amerika.«
    » Ist sie immer noch dort?«
    » Ich glaube schon.«
    » Wissen Sie, wo in Amerika?«
    » Meine Tochter erwähnte etwas von Boston.«
    » Und wenn sie hier in Berlin lebte, wohnte sie in einem Schrebergarten?« Ich setzte alles auf einer Karte.
    Frau Pot schaute mich verständnislos an und fing plötzlich an zu lachen. »Wie kommen Sie auf diese absurde Idee?«
    » Ihre Tochter erwähnte einmal so etwas in der Art. Dass sie einen Schrebergarten besaß, und da dachte ich mir ...«
    » Völlig ausgeschlossen! Sophias Familie ist steinreich.«
    Das aus dem Munde einer so wohlhabenden Frau zu hören, die in einer Luxusvilla mit Personal wohnte, war schon überraschend. Ich dachte, dies wäre der Inbegriff steinreich zu sein.
    » Sophia hatte eine eigene Wohnung im Nestor, dem Renaissance Palais der Eltern in Potsdam. Daher glaube ich, dass Sie da was falsch verstanden haben. Einen Schrebergarten! Ich glaube, sie weiß nicht einmal, was das ist.«
    Da war ich anderer Meinung. Sophia wusste sehr wohl, was ein Schrebergarten war, sie besaß ja einen und Natalie war oft dort gewesen.
    » Wissen Sie, wie sie mit Nachnamen heißt?«, fragte ich.
    » Jetzt wo Sie es sagen ... Nein. Natalie hat sie mir mit ihren Vornamen vorgestellt. Die Eltern habe ich nie kennengelernt. Der Vater ist Amerikaner und die Mutter stammt nicht aus Berlin. Ich glaube, Sophia erwähnte einmal, dass sie aus Bayern kam. Soweit ich weiß, besitzen die Eltern mehrere Häuser auf der ganzen Welt, sodass sie nicht immer in Potsdam residieren. Armes Ding! Sophia hat mehr Zeit mit Internatslehrern verbracht als mit ihren eigenen Eltern.«
    » Das Schicksal erleiden viele reiche Kinder.«
    Frau Pot blickte mich schnippisch an. » Wir haben unsere Kinder nie in ein Internat abgeschoben.« Mit dieser Bemerkung rieb sie mir beiläufig unter die Nase, dass sie reich waren.
    » Das wollte ich damit auch nicht sagen«, verteidigte ich mich.
    » Nun, gut. Ich nehme Ihre Entschuldigung an.«
    Hab e ich mich gerade entschuldigt ?
    Von einer angeblichen Bitte um Verzeihung hatte ich

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