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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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A.H.        Ba.  Virg. b35z
     
    Was hatten all die Buchstaben und Abkürzungen zu bedeuten? Das Einzige verständliche an der Liste waren die Daten. Aber was für Daten waren das? Die Buchstaben am Anfang waren womöglich die Anfangsbuchstaben von Personen- oder Firmennamen. Die Abkürzungen an vorletzter Stelle standen womöglich für Frauennamen, sie konnten aber auch etwas anderes bedeuten. Ich studierte die restlichen Zeilen der Seite und überflog die nächsten. Was auch immer das alles zu bedeuten hatte, es fing im Jahre 2008 an. Der letzte Termin sollte circa eine Woche nach Natalies Hochzeit stattfinden, nämlich am 15. September 2012.
    Mir fiel auch auf, dass hinter den Abkürzungen in der Mitte immer der Buchstabe "H" stand. Hierarchie, Hunger, Hanteln, Husten, Hund ... Ich überflog gedanklich alle Wörter, die mir zu dem Buchstaben einfielen, doch keiner der Begriffe ergab in diesem Kontext einen Sinn.
    Plötzlich, die erste Eingebung des Tages: Hochzeit. Das "H" könnte für Hochzeit stehen. Vielleicht fuhr Natalie eine Liste über all die Hochzeiten, zu denen sie eingeladen wurde. So abwegig war das nicht. Die Anfangsbuchstaben standen dann für Namen der Brautleute und die Abkürzungen Be., Fr., Lo. usw. für die Namen der Länder oder Städte, in denen die Hochzeiten stattfanden: Be. für Belgien oder Berlin, Fr. für Frankreich oder Frankfurt, Lo. für London oder Locarno. Dann wurden vielleicht die Weddingplanerinnen festgehalten. Aber was bedeuteten die Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen am Ende der Liste? Und warum hatte sie nicht die kompletten Namen der Brautleute angegeben? Und wurde Natalie wirklich zu so vielen Hochzeiten eingeladen? Ich zählte nach. Wenn das so war, dann wurde sie auf satte achtundvierzig Hochzeiten in vier Jahren eingeladen. Ziemlich viel. Doch sie kam aus einer reichen und bekannten Familie, die sich in einem Gesellschaftskreis bewegte, der in der ganzen Welt zu Hause war. Daher konnte es zwar unglaublich aber nicht unwahrscheinlich sein. Ich überlegte. David Behring musste doch am besten wissen, zu wie vielen Hochzeiten seine Frau in letzter Zeit eingeladen worden war.
    Ich suchte Behrings Nummer raus und rief an. Es klingelte mehrmals, aber niemand hob ab. Ich wartete vergeblich auf eine nette Stimme, die mich dazu aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Seit eine Ex-Freundin Behring eine Zeit lang belästigt hatte, wurde der Anrufbeantworter abgeschaltet. Das erfuhr ich an dem Tag, als ich Natalie mehrmals versucht hatte, sie telefonisch zu Hause anzutreffen und ich ihr nicht mitteilen konnte, dass ich sie auf dem Handy nicht erreichte.
    Dann fiel mir ein, dass es ja ve rmutlich noch zu früh war, ihn zu Hause zu erreichen. Ich legte den Hörer auf und ging erst mal in die Küche. Mir knurrte jetzt heftig der Magen. Seit früh morgens hatte ich nichts mehr gegessen, und wenn ich nicht in Ohnmacht fallen wollte, musste ich dringend etwas zu mir nehmen.
    Am hintersten Ende des Küchenschranks, hinter den Kaffeefiltern und mehrere n Packungen Tee, fischte ich eine Dose Ravioli raus. Eigentlich mag ich Ravioli nicht, sie schmecken nach in Tomatenmatsch eingelegte Pappe, aber meinen Hunger konnte ich jetzt nicht austricksen. Kein »Ich hol' gleich was Leckeres vom Thai« oder »Ich gehe jetzt zum Döner-Laden um die Ecke.« Darauf sprang er nicht an. Ich musste auf der Stelle etwas essen.
    Ich öffnete die Dos e und schmiss das eklige Zeug auf einen Teller, anschließend wärmte ich es in der Mikrowelle. Während ich im Stehen in der Küche aß, hörte ich, wie Bodo seinen Tisch wieder abräumte und sich für sein Nickerchen bereit machte. Nach dem Essen pflegte er immer ein Schläfchen zu machen. Das hatte ich zu meinem Leidwesen schon während seiner ersten Woche im Büro feststellen müssen. Ich begrüßte gerade zwei potenzielle Kunden, die zu mir kamen, um zu prüfen, ob sie sich mich als Hochzeitsplanerin ihrer bevorstehenden Hochzeit vorstellen konnten. Bodo hatte seinen Tisch abgeräumt, und gerade als das Pärchen Platz genommen hatte, legte er dumpf den Kopf auf seinen Schreibtisch und ließ seine Arme baumelnd neben dem Körper hängen. Die verblüfften jungen Leute dachten, er wäre ohnmächtig geworden und ich dachte, Bodo würde mit seinem Nickerchen warten bis die Kunden das Büro verließen.
    Wir hatten uns beide geirrt.
    Um die Sache noch halbwegs zu retten, entschuldigte ich ihn, mit der Begründung, der Arme hätte die ganze Nacht

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