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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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genaueren Hinsehen konnte man erkennen, dass der besagte Strich fehlte. Der Schrift nach zu urteilen, konnte die Liste sowohl von einer männlichen als auch einer weiblichen Hand stammen, aber niemals von Natalie.
    Wie konnte ich so etwas bloß übersehen?
    Ich hatte vielleicht die erste wichtige Erkenntnis erla ngt, nämlich dass Natalie im Besitz eines Heftes war, das ihr nicht gehörte. Ich fing an zu spekulieren. Konnte es sein, dass Natalie ‒ wie auch immer ‒ die Liste in die Hand bekam und sie deswegen sterben musste? War das so abwegig oder könnte ein Funken Wahrheit dabei sein? Anderseits, vielleicht hatte diese Liste gar nichts mit ihrem Tod zu tun. Vielleicht war die Liste unwichtig oder jemand hatte sie ihr zum Lesen gegeben, oder noch besser, es hatte mit ihrer Arbeit in der Stiftung zu tun.
    Ein Terminkalender.
    Hat man bei so einer Stiftung nicht viele Termine? Aber warum waren die Namen unkenntlich gemacht, indem man nur einzelne Buchstaben aufgelistet hatte? Und warum lag das Heft versteckt? Waren es geheime Treffen? Zu viele Fragen. Mein Kopf begann leicht zu pochen. Ich huschte in die Küche und machte mir erst einen Tee. Dazu nahm ich eine Aspirin.
    Bodo wachte gerade auf. Er gähnte und streckte sich wie ein kleines Kind. Dann verschwand er eine Zeit lang auf der Toilette. Teil seines fe sten Rituals. Bevor er an seinen Tisch zurückging, kam er zu mir.
    » Was machst du da?« Bodo schaute mir selten in die Augen, wenn er mit mir redete. Stattdessen fixierte er jetzt seinen Blick auf das, was auf meinem Tisch lag. An seinem gequältem Ausdruck konnte ich lesen, dass ihm gar nicht gefiel, was er sah. Unordnung war ihm zuwider. Alles musste an seinem Platz liegen. Herumliegende oder querliegende Gegenstände bereiteten ihm eine gewisse innere Unruhe, die ihn manchmal zappelig machte.
    Ich bemühte mich erst gar nicht, auf seinen Wunsch nach Ordnung einzugehen. Zumindest was meinen Tisch betraf. Das war Teil meines Erziehungsprogramms. Er sollte lernen, mit den Fehlern anderer umzugehen. Schrittweise versuche ich ihn aus seinem Schneckenhäuschen zu locken, sodass er sich allmählich an andere Gewohnheiten gewöhnte. Meine Tante würde mich dafür umbringen, aber ich bemühte mich ihn, so gut es ging, in eine normale Lebensweise einzuführen.
    » Ich versuche etwas zu klären, was ich nicht verstehe«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Natürli ch würde ich ihn nicht in meine private Mordermittlung hineinziehen, schließlich war er gefühlsmäßig so etwas wie ein Kind. Aber anlügen konnte ich ihn auch nicht, er kann mit Lügen nicht gut umgehen.
    » Du meinst, so was wie ein Rätsel lösen?«
    » Genau. So etwas Ähnliches.«
    » Soll ich dir dabei helfen?«
    » Nein, danke, das brauchst du nicht. Ich komme schon alleine klar. Musst du die Akte "Felix/Bornheim" nicht im Computer überarbeiten? Ich habe dir gestern neue Fakten und eine Liste möglicher Lieferanten auf den Tisch gelegt.«
    Bodo ließ sich nicht so einfach abwimmeln. Seine Augen funk elten. Das hätte ich mir ja auch denken können. Das Wort "Rätsel" übte auf ihn eine magische Anziehungskraft aus.
    » Das habe ich schon. Ich war um Punkt 12:45 fertig, vor dem Mittagessen.«
    Ich schwieg. Zwang ihn, mir in die Augen zu schauen. Wenn er etwas wollte, sollte er auch dafür kämpfen. Es hört sich unmenschlich an, aber es brachte etwas. Nach einem kurzen Moment hob er seinen Kopf und schaute mich an, besser gesagt, er schaute durch mich hindurch. Sein Blick blieb nicht an meinem Blick haften, sondern durchbohrte meinen Augapfel hindurch bis zum hinteren Teil meines Kopfes. Aber er hatte es versucht, und das ist es, was zählte.
    » Hast du sonst nichts zu tun?«
    » Nein. Nichts Wichtiges. Das kann warten. Ich mache es später. Darf ich jetzt bitte dein Rätsel lösen?«
    Ich wollte ihn da wirklich nicht reinziehen. Er wusste nichts von Natalies Tod. Das hätte ihn nur aufgebracht. Andererseits, dachte ich mir, wenn er mir mit der Liste half, musste ich ihm ja nicht unbedingt erzählen, dass sie eventuell etwas mit einem Mord zu tun hatte. Ob er etwas rausfinden würde, bezweifelte ich, aber einen Versuch war es wert.
    » Also gut. Du kannst es probieren, aber es ist nicht einfach. Es macht auch nichts, wenn du es nicht schaffst. Wie du siehst, handelt es sich um eine Liste.« Ich zeigte mit dem Finger auf die erste Seite des Heftes. »Die Liste besteht aus fünf Seiten. Ich möchte gerne wissen, was die Buchstaben und

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