Blütenrausch (German Edition)
auf die Malediven fliegen und wollte sichergehen, dass alles Wichtige erledigt war. Ich brachte ihr eine Tasse Kaffee, und als ich sie auf dem Tisch stellen wollte, sah ich dort ein kleines schwarzes Heft liegen. Als ich fragte, ob ich ihr helfen solle, verneinte sie und ließ das Heftchen schnell in ihrer Tasche verschwinden. Vielleicht meinen Sie ja dieses Heft?«
» Und Sie wissen nicht zufällig, was drin steht?«
» Was denken Sie von mir!«, fauchte sie empört. »Ich schnüffele doch nicht herum. Und schon gar nicht in den privaten Angelegenheiten meiner Chefin!«
Ich schon, hätte ich am liebsten verraten, hielt aber brav den Mund. »Das behauptet ja auch keiner«, beruhigte ich sie. »Noch eine letzte Frage.« Ich blickte auf die kopierte Liste und las für mich die letzte Zeile. »Können Sie mir sagen, ob sie einen Termin für den 15.09.2012 hatte?«
» Moment mal, ich schaue nach.« Ich hörte, wie sie an der Computer-Tastatur klimperte. »Nein, ich habe nichts vermerkt.«
» Kann es sein, dass sie ohne Ihr Wissen Termine ausgemacht hat?«
» Das halte ich für unmöglich. Alle Termine, die mit der Stiftung zu tun haben, koordinierte ich persönlich. Wenn sie selbst Termine ausmachte, setzte sie mich davon in Kenntnis, damit ich wusste, dass ich für diesen Zeitpunkt keinen anderen Termin organisieren durfte.«
» Frau Berger, Sie haben uns sehr geholfen. Danke für Ihre Kooperation.«
» Das ist das Mindeste, was ich für Frau Behring tun kann. Haben Sie schon eine Vermutung, wer hinter ihrem Tod stecken könnte?«
An einen Selbstmord glaubt sie wohl auch nicht .
» Wir verfolgen eine heiße Spur, mehr kann ich dazu nicht sagen, haben Sie bitte Verständnis dafür. Auf Wiedersehen.«
Ich legte den Hörer auf und seufzte. Keine geschäftlichen Termine. Also noch etwas, das ich von meiner gedanklichen Möglichkeitsliste streichen konnte. Zumindest hatte ich in Erfahrung gebracht, dass Natalie das Heftchen kannte. Eine Weile ging mir nämlich durch den Kopf, dass es vielleicht gar nicht Natalie war, die ihr Sammelbuch und das Heft im Gretchen versteckt hatte. Dass sie das Heft gar nicht kannte und die beiden Sachen womöglich von jemand anderem dorthin gebracht wurde. Diesen Gedanken ließ ich jetzt fallen.
Ich überlegte, wie ich weiter machen sollte. Aus der Liste wurde ich nicht schlau und auf Bodo konnte ich auch nicht viel Hoffnung setzen. Er war schon ein intelligentes Kerlchen, aber würde seine Intelligenz ausreichen, um die Liste zu entziffern?
Eigentlich hatte ich mich ja nicht korrekt verhalten. Und noc h schlampig dazu, überkam es mich. Was war ich denn bloß für eine dumme Ex-Polizistin? Erstens hatte ich mich in wichtige Ermittlungen eingemischt, log, was das Zeug hielt, und zur Krönung hatte ich alle Spuren am vielleicht wichtigsten Hinweis entfernt, indem ich das Heft ohne Vorsichtsmaßnahmen angefasst hatte. Und nicht nur ich. Bodo war jetzt auch mit von der Partie. Sollte es Fingerabdrücke gegeben haben, die nicht zu Natalie passten, hatten wir sie aus dieser Welt kläglich ausradiert.
Wie einfac h wäre es gewesen, alles Oliver zu überreichen, oder noch besser, meine Nase erst gar nicht in diese Geschichte gesteckt zu haben.
Ich brauchte etwas frische Luft. Beim Spazieren gehen kamen mir meistens die besten Ideen. Und die hatte ich jetzt wirklich nötig, denn ich befand mich in so was wie einer gedanklichen Sackgasse.
» Ich gehe mal kurz raus«, teilte ich Bodo mit.
Er reagierte nicht einmal., so sehr war er in seine Aufgabe vertieft, die Liste zu entziffern. Ich stellte mich kurz hinter ihn, um zu schauen, was er so machte und war verblüfft, als ich sah, was an seinem Bildschirm vorging: Zahlen, die sich in einer Geschwindigkeit bewegten, die einen schwindlig machte.
Als ich ihn fragte, was er denn da tue, antwortete er nur: »Dein Rätsel lösen.«
Ich wusste, ich würde keine weitere Erklärung aus ihm herauskitzeln, und offengestanden, wollte ich auch nicht so genau wissen, was er da machte, denn ich befürchtete, es könne sich am Rande der Legalität abspielen.
Ich schnap pte mir meine Jacke und verließ das Büro. Der kleine Park vor dem Haus war jetzt genau das Richtige für mich. Eine Weile spazierte ich umher, bis ich eine freie Bank fand, die halbwegs sauber war und auf die ich mich setzten konnte, ohne dass ein Kaugummi, Vogeldreck oder Anderes mein Kostüm ruinierte. Die meisten Bäume waren dabei ihre Blätter zu verlieren und die kleinen Kinder
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