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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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der Haut schnalzen hörte, wurde mir schlecht: Er hatte sich tatsächlich an den Familienjuwelen gekratzt. Und zwar lange.
    » Wird es noch was heute?«
    » Ja, ja, passt schon, schieß los.«
    Ich versuchte , die Melodie so gut es ging nachzupfeifen, mischte sie mit Dudeleinlagen, und dachte ich hätte sie halbwegs hingekriegt, aber am Ende meiner Darbietung erhielt ich lediglich ein ernüchterndes: »Was war das denn?«
    » Hast du es nicht erkannt?«
    » Was denn?«
    » Na, das, was ich dir eben vorgesungen habe.«
    » Ach, das sollte vorgesungen sein? Was denn?«
    » Jetzt hör auf damit und sag mir, ob du es erkannt hast.»
    » Liebe Frau Weddingplanerin, du bist vielleicht gut in deinem Beruf, überlass das Singen aber den Profis, ja?«
    » Ich weiß, ich bin nicht gerade musikalisch. Ich will auch nicht bei euch anheuern, aber sag mir jetzt bitte, ob du die Melodie erkannt hast oder nicht.«
    » Also, als Melodie kann man das nicht gerade bezeichnen ...«
    » Franjo!«
    » Ist ja gut ... Nein, sorry, nichts erkannt.«
    » Ich trällere es dir noch mal, und spitze diesmal bitte deine Ohren.«
    » Warum ist dir diese Melodie so wichtig?«
    » Das lass schön meine Sache sein. Konzentriere du dich nur auf die Töne.«
    » All right, dann schieß noch mal los.«
    Ich schluckte ein paar Mal, um meine Kehle adäquat mit Spucke zu schmieren. Dazu griff ich mir kurz mit der linken Hand an den Hals und massierte ihn leicht. Die Töne sollten diesmal so klar wie möglich herauskommen. Dann legte ich los und sang in den Hörer. Als meine musikalische Darbietung vorbei war, blieb ich kurz still.
    Franjo auch.
    Denkt er gerade nach, ob er meine Töne einordnen kann, oder fragt er sich, wie jemand so unmusikalisch sein konnte?
    Ich hoffte , er war dabei, die Töne zu identifizieren, statt sich Gedanken über meine nicht vorhandene musikalische Begabung zu machen. Es machte mir nichts aus, seine Erwartungen bezüglich meiner Musikalität nicht zu erfüllen, ich wollte nur endlich wissen, zu welchem Lied diese Melodie gehörte. Vielleicht brachte mich das  ja ein Stück weiter.
    » Und, hast du was erkannt?«, fragte ich erwartungsvoll.
    » Sorry, Süße, nicht die Bohne.«
    » Scheiße!»
    Ich glaube, diesmal konnte Franjo aus dem Ton, mit dem ich gerade geflucht hatte, eindeutig etwas erkennen, nämlich Verzweiflung, denn er sagte noch: »Warte, ich frag mal Wentold, vielleicht erkennt er den Song.«
    » Ist er bei dir?«
    » Ja, er schläft auf der Couch. War eine lange Nacht gestern.«
    Franjo legte den Hörer beis eite. Er muss sich im Wohnzimmer befunden haben, denn nicht weit vom Telefon, hörte ich, wie er versuchte, den Saxofonisten zu wecken. Das war kein leichtes Unterfangen, denn sein Name fiel mindestens fünf Mal und mindestens genauso oft hörte ich Wentold so etwas nuscheln wie »Lassmischnruhe!»
    Irgendwann war Wentold so genervt, dass er nachgab und aufstand. Ich hörte, wie Franjo ihm sagte, ich wäre am Telefon, was ich wolle, und dass er die Melodie nicht erkannt hätte. Daraufhin meinte Wentold verärgert, was jucke es ihn, sie soll doch ihren Scheiß selber rausfinden und nicht hart arbeitende Leute um diese Uhrzeit wecken. Franjo entgegnete, er solle leise sein, nicht dass ich das alles noch mithörte, schließlich würde ich ihnen viele und gute Aufträge vermitteln.
    Wo er recht hat, hat er recht .
    Was Wentold anging, da spürte ich schon, wie die lieben guten Rachegedanken an die Tür klopften, und selbstverständlich würde ich ihnen Eintritt gewähren, aber jetzt noch nicht.
    Jetzt brauchte ich die fiese Ratte noch.
     
    »Und? Hast du auch nichts erkannt?«, fragte ich Wentold mit enttäuschter Stimme, nachdem er sich die Mühe gemacht hatte, den Hörer an sein Ohr zu halten, um meinem halbherzigen Trällern zuzuhören. Wahrscheinlich hatte er sich wieder auf die Couch ausgestreckt und die Augen dabei geschlossen. Ich konnte ihn mir gut vorstellen: liegend, noch gänzlich angezogen, unter einer versifften nach Hund riechenden Decke ‒ Franjos Straßenköter heißt passenderweise Liggi und ist der faulste Hund, den ich je getroffen habe ‒, umrahmt von leeren Bierflaschen und mit Kippen vollgestopften Aschenbechern. Ein typisches Klischeeszenario übernächtigter Musikerkollegen. Viel Hilfe von jemandem in diesem Zustand erhoffte ich mir nicht.
    Eigentlich er hoffte ich mir rein gar nichts.
    Umso mehr überraschte es mich, als Wentold mit dumpfer Stimme verkündete: » Don't worry, be happy

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