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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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Spielzeugpistole verlassen, die mir schon mehrmals aus einer unangenehmen Lage geholfen hatte, und die ich fast immer in meiner Tasche trug.
    Plötzlich öffnete sich die Wohnungstür und Sophia kam heraus. Instinktiv bog ich meinen Oberkörper nach hinten und hielt kurz die Luft an, damit mich meine Atmung nicht verriet. Ich hörte, wie sie sich verabschiedete und die Treppen runter lief. Erst als die Eingangstür zuging, wagte ich mich aus meinem Versteck und klopfte an der Tür.
    » Sophia, hast du was ...«, meldete sich eine männliche Stimme, die stockte, als die Tür aufging und nicht Sophia, sondern ich vor der Türschwelle stand. »Was ...?«, stammelte er, ohne den Satz zu Ende aussprechen zu können.
    » Sind Sie Tim?«, fiel ich ihm ins Wort.
    Der Mann, Anfang dreißig, mit blondem kurzen Haar, Dreitagebart, zerschlissenen Jeans und einem weißen T-Shirt voller Farbkleckse, starrte mich mit großen Augen an.
    » Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, entgegnete er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Er machte keinen bedrohlichen Eindruck auf mich. Ich versuchte, ihn mir als den in schwarz gekleidetem Saxofonspieler auf Natalies Hochzeit vorzustellen, aber angesichts seiner Erscheinung, bedurfte es einiges an Vorstellungskraft. Die Statur stimmte, die Haarfarbe auch, aber das Gesicht hatte ich ja nicht gesehen und somit keine Vergleichsmöglichkeit.
    » Mein Name ist Therese Trautheim. Wenn Sie Tim sind, dann hat Frau Lehmann Ihnen sicher von mir erzählt. Ich war die Hochzeitsplanerin von Natalie.«
    Der Mann vor mir betrachtete mich mit einem Anflug von Unsicherheit und Verwunderung. Bevor er überhaupt auf dem Gedanken kommen konnte, mir die Tür vor der Nase zu schließen, bekräftigte ich meine Aussage mit dem Hinweis: »Übrigens war ich lange Zeit Polizistin und kenne den leitenden Ermittler in Natalies Fall.« Vorsichtshalber steckte ich meinen Fuß zwischen die Tür.
    Der Mann zögerte einen Augenblick, als er jedoch meine Entschlossenheit bemerkte, nicht von der Stelle zu weichen, gab er auf und ließ mich herein. Er kehrte mir den Rücken zu und lief einen voll mit Graffitis besprühten Flur entlang.
    I ch schloss die Tür hinter mir und folgte ihm bis zu einem großen hellen Raum, der vor Leinwänden, Farbmaterial und Bildern überquoll. Die rot gestrichenen Dielen auf dem Boden waren genauso mit Farbe befleckt wie die Wände. Die Fenster waren dreckig und es gab keine Möbel im Raum, außer einem Regal, in dem sich Farbtöpfe stapelten, und einem Tisch voller Behälter mit Pinseln, Stofffetzen und gefüllten Aschenbechern.
    » Ich kann Ihnen leider keinen Stuhl anbieten«, sagte der Mann, während er mit einem Pinsel in der Hand ein abstraktes Bild betrachtete, das auf einer Staffelei stand.
    » Das ist schon in Ordnung, Tim. Ich darf Sie doch Tim nennen, oder?«
    » Nennen Sie mich, wie Sie wollen«, antwortete er mürrisch.
    » Schauen Sie, ich bin nicht gerade zum Vergnügen hier. Können Sie mir nicht einfach sagen, ob Sie Tim sind?«
    » Warum ist es so wichtig, wer ich bin?« Der Mann drehte sich um und schaute mich mit schwermütigen Augen an.
    » Weil ich gerne weiß, mit wem ich rede.«
    Wir hielten be ide eine Weile dem Blick des anderen stand. Dann wandte er sich wieder seinem Bild zu. Er tauchte den Pinsel in einen Topf roter Farbe und begann in einer Ecke einen Kreisel zu malen, ehe er zugab: »Ja, ich bin Tim. Was wollen Sie von mir?«
    Erleichtert, dass ich endlich meinen Mann gefunden hatte, seufzte ich leise auf. »Ich denke, Sie wissen schon, worum es geht, Tim. Frau Lehmann hat doch sicher unser Treffen erwähnt, und dass es wichtig ist, dass Sie zur Polizei gehen.«
    Tim ließ den Pinsel sinken und sagte nur: »Ich war es nicht.«
    » Warum sind Sie dann nicht zur Polizei gegangen?«
    Er lief zum Tisch, der direkt unter dem Fenster stand, holte eine Zigarette aus einer dort liegenden Schachtel und zündete sie an. »Wollen Sie auch eine?« Ich lehnte dankend ab. »Was hat Ihnen Sophia alles erzählt?«, fragte er, während er sich auf die Tischkante setzte.
    Ich näherte mich ihm. »Genug, um anzunehmen, dass Sie Natalie tatsächlich nicht umgebracht haben. Aber ich kann mich auch irren. Deshalb wäre es sehr hilfreich, wenn Sie mir Ihre Version der Dinge erzählten.«
    » Warum interessiert Sie das alles so? Warum mischen Sie sich in diese Angelegenheit eigentlich ein?« Er musterte mich eindringlich. »Sie sind doch nur eine Hochzeitsplanerin.«
    Den letzten Satz sprach er mit eine

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