Blütenrausch (German Edition)
Totschlag an, oder?«
»Ja, könnte sein. Jemand ist im Häuschen, sucht nach etwas, wird von dieser Sophia überrascht, es kommt zu einem Gerangel und dann passiert es.«
» Oder umgekehrt: Sophia ist im Häuschen, jemand besucht sie, es kommt zum Streit und ... Woher wisst ihr überhaupt, dass es einen Streit gab?«
»Alles wurde durchwühlt, und an den Fingern der Leiche hat man Kratzer und kleinere Wunden entdeckt, die auf einem Kampf hindeuten. Das Opfer muss sich gewehrt haben, dabei ist es wahrscheinlich von dem Messer getroffen worden. Näheres erfahren wir morgen, wenn wir einen ersten pathologischen Befund bekommen.«
»Hat man Spuren gefunden?«
»Bisher noc h keine. Warum bist du dir eigentlich so sicher, dass der Tod von dieser Lehmann etwas mit dem Tod von der Behring zu tun hat? Nur weil sie Freundinnen waren? Das könnte auch Zufall sein. Raubmord. Der Täter sucht Wertsachen und wird erwischt.«
»Ist woanders in der Kolonie eingebrochen worden?«
» Laut den ersten Befragten, nein. Wir sind mit den Befragungen aber noch nicht ganz durch. Die Kolonie ist groß und nicht alle Pächter waren aufzufinden. Morgen vernehmen wir weiter.«
»Das ist kein Zufall, glaub mir. Seit wann findet man Wertsachen in Lauben?«
»Das war ja nicht eine normale Laube. Sie hat ja einer reichen jungen Frau gehört. Vielleicht wusste der Täter das und hat ihr nachspioniert. Außerdem hätte es auch ein Drogensüchtiger sein können. Die brechen überall ein, Hauptsache sie finden etwas, das sie zu Barem machen können«
»Nein, der Täter war hinter etwas Bestimmten her, glaub mir.«
Oliver streckte seine Hand und schnappte nach meinem Handgelenk. »Therese, du verheimlichst mir was. Was weißt du noch? Ich schwör dir, wenn du mir nicht sofort sagst, was Sache ist! ...«
»Was dann? Wirst du mich verhaften?« Ich warf meinem Gegenüber einem charmanten Blick zu, dann eroberte ich mit einem Ruck mein Handgelenk zurück.
»Hör auf , dumme Spielchen mit mir zu spielen, Therese. Wenn du etwas weißt, spuck es aus. Du willst doch auch, dass der Mörder von der Behring so schnell wie möglich gefasst wird, oder? Und wenn es derselbe war, der diese Lehmann auf dem Gewissen hat, haben wir es ja eventuell mit einem Serienmörder zu tun. Vielleicht gibt es ja sogar bald noch eine dritte Leiche. Und wenn du mehr weißt als ich, und mich nicht informierst, und diese Information uns hätte weiterbringen können, wird dir Blut an den Händen kleben.«
I ch schluckte. Mir klebt schon Blut an den Händen. Sophias Blut.
Wenn ich Sophia nicht gesagt hätte, dass ich mir keinen Zugang zum Gretchen verschafft hatte, wäre sie womöglich gar nicht erst hingegangen, und das alles wäre nicht passiert. Aber das konnte ich Oliver nicht sagen, daher fuhr ich mit meinen Halbwahrheiten fort: »Ich weiß nicht, in was Natalie verwickelt war, vielleicht war sie auch gar nicht in irgendetwas verwickelt. Aber ich glaube, sie besaß etwas, Informationen, Erpressungsmaterial oder irgendeinen Gegenstand, das irgendjemand unbedingt haben wollte.«
»Woher weißt du das?«
»Als ich mit Sophia telefonierte, hat sie so etwas in der Richtung erwähnt«, log ich. »Und sie sagte mir, dass Natalie die Laube gerne als Rückzugsort benutzte. Ich vermute, Sophia wollte auf eigene Faust recherchieren, was mit ihrer Freundin passiert war und begab sich zur Laube, um nachzuschauen, ob Natalie dort etwas versteckt hatte.«
»Und dabei wurde sie erwischt. Von jemandem, der das Gleiche suchte.«
»Genau.«
Oliver hob die Brauen. »Und du weißt wirklich nicht was?«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Gut. Ich möchte, dass du dich ab jetzt endlich von dieser Geschichte fern hälst, ist das klar? Wenn Schulze erfährt, dass du herumschnüffelst, haben wir beide ein Problem, und davon habe ich schon genug, mehr kann ich wirklich nicht gebrauchen.«
»Probleme privater Natur?«
»Das geht dich nichts an.« Oliver leerte mit einem großen Schluck sein Glas Wein.
Beziehungsprobleme, eindeutig.
»Willst du darüber reden?«
»Ich sagte, es geht dich nichts an. Lass uns einfach weiter essen und von mir aus über das Wetter reden.«
Meine Stimmung an dem Abend war auf einem Tiefpunkt angelangt. Sophia war tot. Ein Großteil der Schuld lastete schwer auf meinem Gewissen. Um dieses zu besänftigen, hatte ich zu viel getrunken, was zu einem lächerlichen Versuch Oliver anzumachen führte, der mir wiederum einen Korb verpasste und einfach wegging.
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