Blütenrausch (German Edition)
wenigen Gesprächen und umso mehr Alkohol sowie knisternden Berührungen überredete er mich schließlich den letzten Drink in seiner Wohnung zu nehmen, wobei überreden etwas übertrieben ist. Als wir Händchen haltend aus dem Lokal gingen, reichte es, mich einfach nicht loszulassen, um ihm wie eine läufige Hündin bis in seine Wohnung zu folgen, die sich praktischerweise ein paar Straßen weiter befand, sodass ich nicht genug Zeit hatte, umzudisponieren.
»Habe ich zu laut g eschnarcht?«, fragte er mit einem niedlichen Hundeblick. »Eine Ex-Freundin sagte mal zu mir, ich würde so laut schnarchen wie der Löwe im Filmvorspann der Metro-Goldwyn-Mayer.«
Ich lachte auf. Tatsächlich atmete er etwas laut, während er schlief, da ich aber selber manchmal schnaubte, hatte es mir nichts ausgemacht.
Brad reichte mir die Tasse und raubte mir gleichzeitig einen Kuss, dann verschwand er aus dem Zimmer und rief von irgendwo aus der Wohnung: »Ich bin gleich wieder da.«
Der Kaffee war gut, sehr gut sogar, fast so gut wie der Sex mit dem Mann, der ihn mir ans Bett gebracht hatte. Allmählich kamen die Erinnerungen an gestern Nacht wieder hoch, und ich genoss es, die Bilder, die vor meinem geistigen Auge auftauchten, noch einmal zu durchleben. Ich machte es mir auf dem Bett im spartanisch eingerichteten Zimmer gemütlich und wartete mit einem Grinsen im Gesicht auf meinem Liebhaber.
»Ich habe mir gedacht, nach so einer kurzen Nacht ... na ja, da tut so ein Frühstück immer gut«, sagte Brad, als er wieder auftauchte und auf das Tablett deutete, das er trug und mit Brötchen, Marmelade, Rührei, Saft und eine Packung Kopfschmerztabletten bestückt war. Er stellte es auf das Bett, zu meinen Füßen, und setzte sich neben mich.
Ich muss zugeben, ich s chmolz dahin. Dieser Mann entpuppte sich nicht nur als ein großartiger Liebhaber, er besaß das eine seltene Gen, das es ihm erlaubte ein echter Frauenversteher zu sein. Frühstück im Bett: Wo gab es denn so was noch, außer im Krankenhaus?
»Wie geht es dir?«, fragte er, während er mich zärtlich an der Wange streichelte.
» Abgesehen von diesen Kopfschmerzen, gut, und dir?« Ich nahm eine Tablette aus der Packung und schluckte sie mit etwas Saft runter.
»Blendend . Hast du heute noch was vor?« Er fing an, Butter auf sein Brötchen zu schmieren.
Auf einmal bekam ich Panik. »Wie spät ist es?« Ich suchte auf dem Nachttisch nach etwas, das mir die Uhrzeit verraten würde, aber sah weder einen Wecker noch ein Handy.
Brad zauberte eine Armbanduhr unter seinem Bettkissen hervor. »Es ist erst zehn, wir haben noch viel Zeit, um ...«
Weiter kam er nicht. I ch sprang aus dem Bett und fischte meine Klamotten vom Boden. »Ich komme zu spät ins Büro«, stammelte ich aufgeregt.
»Du weißt schon, dass heute Samstag ist, oder?«
M it fragendem Blick drehte ich mich zu ihm. Stimmt, gestern war ja Freitag. Ich überlegte kurz, was das für mich zu bedeuten hatte. Ausnahmsweise hatte ich heute keine Hochzeiten zu betreuen. Nach meinen eifrigen Ermittlungen in den letzten Tagen stapelte sich im Büro aber die Arbeit. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mit den liegen gelassenen Aufgaben meines eigentlichen Jobs aufzuräumen. Auf der anderen Seite war ich zugegebenermaßen ziemlich erschöpft: die doppelte Belastung von Beruf und Ermittlungen, und nicht zu vergessen der wenige Schlaf gestern Nacht ...
Kurzer hand beschloss ich, mir eine Auszeit zu gönnen und auch mal an mich zu denken. Meine Klamotten wanderten wieder auf den Boden, und ich schlüpfte unter die Decke und schmiegte mich an den muskulösen Mann, der offensichtlich beschlossen hatte, mich dieses Wochenende nach Strich und Faden zu verwöhnen.
Montag
Nach all dem, was in den letzten Tagen passiert war, fand ich, es wäre an der Zeit mit Behring ein klärendes Gespräch zu führen. Dazu musste ich ihn an seinem Arbeitsplatz aufsuchen. Es war Mittagszeit. Wenn ich Pech hatte, würde er gar nicht da sein, sondern zu Tisch, aber es hätte mich gewundert, wenn er außer Haus aß. Ärzte haben für so etwas in der Regel wenig Zeit. Ein belegtes Brot oder ein Tellerchen Linsen in der Kantine musste oft reichen. Gab es in dem Ärztehaus überhaupt eine Kantine? Sicherheitshalber würde ich mich bei den Empfangsdamen an der Rezeption erkundigen, und gleich fragen, wo man den sonst nicht weit entfernt vom Haus zu Mittag essen konnte. Falls Behring doch zu Tisch war.
An der Rezeption saßen zwei
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