Blütenrausch (German Edition)
ihnen geglaubt?«
»Was blieb mir anderes übrig?«
»Zur Polizei gehen?«
So langsam fühle ich mich wie eine Repetiermaschine.
»Sie verstehen das nicht. Das war mir einfach zu riskant. Natalie bedeutete mir alles. Ich wollte sie nicht verlieren. Durch einen blöden Zufall hat sie dann doch die Bilder zu Hause in meinem Arbeitszimmer gefunden. Kurz vor der Hochzeit. Und ich hatte schon bezahlt. Sie schrie mich an, beschuldigte mich, drohte, die Hochzeit platzen zu lassen. Es war unser erster richtiger Streit. Ich erzählte ihr, was passiert war und schwor ihr, dass ich niemals eine Affaire mit dieser Frau aus dem Hotel hatte. Ich sagte ihr auch, dass es nicht Hannah war. Ich weiß nicht, ob sie mir glaubte, Tatsache ist, dass wir uns in derselben Nacht doch noch in gewisser Weise versöhnt haben.«
»Und haben sich die Erpresser wieder gemeldet?«
Die Frage, die ich David stellte, war nicht unüberlegt. Erfahrungsgemäß hören die Erpresser mit ihren Forderungen nicht so schnell auf. Meistens, wenn sie sehen, dass das Opfer anstandslos zahlt, versuchen sie erneut, es unter Druck zu setzen. Natalie lebte zwar nicht mehr, aber vielleicht gingen die Erpresser davon aus, Behring würde unaufhörlich zahlen, um den Schwiegereltern den Anblick dieser Bilder zu ersparen.
»Nein, das haben sie nich t. Und jetzt ist es mir eh egal. Jetzt können sie von mir aus damit zur Presse gehen oder sie überall auf der Welt verbreiten. Sie kriegen von mir keinen müden Cent mehr.«
»Und was ist mit I hren Schwiegereltern? Würde es Sie nicht stören, wenn sie es erfahren?«
»Natürlich. Ich mag meine Schwiegereltern, aber sollte ich weiter hin erpresst werden, würde ich ihnen alles erklären, und wenn sie mir keinen Glauben schenken wollen, dann tut es mir leid für sie. Ich habe Natalie nicht betrogen und auch nichts verbrochen.« Behring schaute mich unsicher an. »Glauben Sie, Natalies Tod hat etwas mit dieser Sache zu tun?«
»Sagen Sie es mir.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Haben die Erpress er vielleicht nicht doch mit Natalies Tod gedroht, wenn Sie nicht zahlen? Haben Sie wirklich bezahlt?«
»Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?« Als David bemerkte, dass meine Gesichtszüge sich nicht regten, kramte er in seiner Schublade und hielt mir ein gefaltetes Blatt Papier vor die Nase. »Bitte sehr, überzeugen Sie sich doch selbst.«
Ich griff nach dem Blatt und entfaltete es. Als ich merkte, worum es sich handelte, war es schon zu spät, um wie eine echte Polizistin zu handeln und das Papier mit Samthandschuhen anzufassen ‒ im wahrsten Sinne des Wortes ‒, um keine Spuren zu verwischen, wenn es denn überhaupt welche gab. Was ich sowieso gleich bezweifelte. Gewiefte Erpresser ‒ und das waren sie in diesem Fall, denn wenn die Geschichte wahr war, deutete alles auf Profiarbeit hin ‒ hinterließen keine Spuren auf den Erpresserbriefen. Und wenn dies doch der Fall gewesen wäre, hätten Behrings Finger sowieso schon längst alle Spuren beseitigt.
Der Brief war aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben zusammengesetzt und enthielt genaue die Botschaft, die mir Behring mitgeteilt hatte. Es gab keine Morddrohungen. Wenn er also nicht gezahlt hätte, hätte Natalie nicht zufällig, sondern von Hand der Erpresser die Bilder erhalten. Natalie umzubringen wäre außerdem äußerst kontraproduktiv gewesen. Wenn es die Ehefrau nicht mehr gibt, kann man den Ehemann schlecht mit den Bildern erpressen.
Aber vielleicht hatten sie sich wieder gemeldet und diesmal doch mit Mord gedroht? Nein, zu kurzer Abstand zwischen dem Erpresserbrief und Natalies Tod. Vier Tage vor der Hochzeit erhält er den Brief, kurz darauf zahlt er und schon findet die Hochzeit statt und Natalie stirbt. Wann hätte er so schnell wieder einen Erpresserbrief erhalten sollen?
Ich gab Behring den Brief zurück und erkundigte mich: »Jetzt wo Ihre Frau ... haben Sie diese Geschichte der Polizei erzählt?« Er schüttelte den Kopf. »Warum nicht? Vielleicht hat das Ganze doch etwas mit dem Mord zu tun. Indem Sie der Polizei das Geschehene verschweigen, verhindern Sie, dass sie einem eventuell wichtigen Hinweis nachgehen kann.«
Behring blickte kurz in die Leere. »Sie haben recht. Ich werde es der Polizei melden.«
Er wirkte von seiner Entscheidung nicht gerade überzeugt, aber ich hoffte, er würde keinen Rückzieher machen, sonst müsste ich Oliver anrufen und ihn vom Erpresserbrief in Kenntnis setzen. In meinem Eifer, alles selbst in die Hand zu
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