Blütenrausch (German Edition)
erklären, was sie wollte, habe ich sie aus dem Zimmer rausgeschmissen, in der Annahme, es handele sich um ein Missverständnis. Aber dann, gerade als ich die Tür hinter mir zumachen wollte, hörte ich noch, wie sie zwar mit englischem Akzent, aber auf Deutsch sagte: »Na, na, nicht so hastig, Dr. Behring.« Ich wollte noch zu ihr, sie zwingen, mir zu erklären, was hier vor sich ging, aber sie verschwand im Aufzug und ich hatte keine Chance mehr, hinter ihr herzurennen.«
»Und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich zog mir schnell etwas über und eilte nach unten, zum Eingangsbereich, in der Hoffnung sie noch zu erwischen, aber ich fand sie nicht. Die Bar war schon zu und der Eingangsbereich leer. An der Rezeption erkundigte ich mich, ob jemand die Frau gesehen hatte, aber man versicherte mir, in der letzten halben Stunde wäre niemand aus dem Hotel rausgegangen.«
»Dann muss sie noch im Hotel gewesen sein. Wahrscheinlich hatte sie selbst ein Zimmer. Oder sie verließ das Hotel über einen Hintereingang. Und Sie sind sich sicher, dass Sie die Frau zuvor nie gesehen haben? Beim Kongress oder im Ärztehaus?«
»Absolut sicher. «
»Haben Sie an der Rezeption erzählt, was passiert ist und gefragt, ob sie eine Erklärung für das seltsame Geschehen hätten?«
»Was denken Sie sich? Sollte ich mich auch noch zum Narren machen? Entschuldigen Sie, haben Sie mir eine Prostituierte ins Zimmer geschickt? Sollte ich das sagen?«
»Nein, ich hätt e eher nachgefragt, ob sich bei ihnen eine Frau nach mir erkundigt hat.«
Natalies Mann rieb sich die Stirn. »Irgendwie war ich wohl zu durcheinander, um klar denken zu können. Es war auch schon so spät und ich war richtig müde. Ich beschloss, die ganze Geschichte erstmal zu vergessen, wieder ins Bett zu gehen, und zu versuchen zu schlafen. Am nächsten Tag wollte ich wieder nach Berlin, und ich hatte so viel im Kopf: Die Arbeit und dann noch die Hochzeits- und Flitterwochenvorbereitungen, da konnte ich nicht auch noch Zeit mit Gedanken an das verschwenden, was da gerade passiert war.«
»Und, h at es funktioniert?«
»Was denn ?«
»S ich darüber keine Gedanken zu machen, was das alles zu bedeuten hatte?«
»Ich habe es tatsächlich beinahe geschafft. Nur ab und zu kamen die Bilder des nächtlichen Besuches wieder hoch. Im Flugzeug und dann wieder plötzlich am Abend, den Rest des Tages verschwendete ich keinen Gedanken mehr an dieses Ereignis.«
»Und Sie haben Natalie nichts erzählt?«
»Nein, auf keinen Fall. Sollte ich sie so kurz vor der Hochzeit noch beunruhigen?«
»Nein, natürlich nicht«, gab ich zu, obwohl ich der Meinung war, genau das hätte er machen soll. Doch ich wollte, dass er das Gefühl behielt, ich wäre auf seiner Seite. Das hatte ich bei meinen Vernehmungen immer so getan. Die Ergebnisse meiner Taktik gaben mir meistens recht: Die Vernommenen sahen bald in mir nicht mehr die Polizistin, die sie aushorchen wollte, sondern die Frau, die Mutter, die Schwester, die Freundin, oder wen auch immer ich vorspielte, die sich in ihre Lage versetzen konnte und der man eigentlich, obwohl Polizistin, doch in gewisser Weise vertrauen konnte.
»Und was war mit den Fotos?«
» Zwei Tage später hatte jemand ein Kuvert unter die Tür zu meinem Büro geschoben. Im Kuvert befanden sich die Bilder, die Hannah erwähnt hat. Vier an der Zahl. Und ein Schreiben mit einer Geldforderung.«
»Also Erpressung.«
»Genau. Man forderte mich auf, zwanzigtausend Euro zu zahlen, wenn ich verhindern wollte, dass meine Frau, ihre Eltern und die Geschäftsführung Kopien der Bilder erhielten. Ehrlich gesagt, war es mir egal, ob die Geschäftsführung diese Bilder zu sehen bekam, aber wenn meine Frau oder ihre Eltern sie in den Händen bekommen hätten, wäre das das Ende unserer Beziehung gewesen, da war ich mir sicher.«
»Da haben Sie sich aber ganz schön getäuscht. Ihre Frau hat Sie, obwohl sie die Bilder in die Finger bekommen hat, trotzdem geheiratet.«
»Mein Gott, wenn ich das gewusst hätte ! ...« David hielt sich die Finger vor den Mund und seufzte.
Ich konnte es nicht glauben: »Sie haben doch etwa nicht ...«
»Doch, habe ich. Was hätte ich denn tun sollen?«
»Zur Polizei gehen?«
» Keine Polizei. Das waren klare Anweisungen. Sonst hätten sie sich nicht an die Abmachung gehalten.«
»Und wie lautete die Abmachung, nachdem Sie brav gezahlt haben?«
»Kein Wort an Natalie noch an die anderen, und Zerstörung aller Bilddateien.«
»Und Sie haben
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