Blütenrausch (German Edition)
nehmen, war ich schon zu weit gegangen. Jetzt war es an der Zeit, meinem Ex-Kollegen den Vortritt zu gewähren. Kein Zurückhalten möglicher Hinweise oder Informationen mehr. Das hatte ich Oliver versprochen. Die Frage war nur, wie lange ich dieses Versprechen überhaupt halten konnte.
»Was können Sie mir über Sophia Lehmann erzählen?«
Behring blickte mich fragend an. Aus einer seiner Kitteltaschen zog er eine Elektro-Entwöhnungszigarette und steckte sie sich zwischen die Lippen. »Was wollen Sie denn wissen?«
»Wie gut kannten Sie sie?«
»Warum kannten?«
»Wissen Sie es noch nicht?«
»Was denn?«
»Sie wurde am Freitag tot aufgefunden.«
Behring wurde kreidebleich. »Das kann doch nicht sein ! ...«
Wie es aussieht, bin ich Oliver wieder zuvorgekommen.
»Was ist passiert?«
»Sie wurde umgebracht, mehr weiß man aber noch nicht. Die Polizei ermittelt in verschiedene Richtungen. Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
» Letzten Donnerstag. Sie kam hierher und wollte mir ihr Beileid aussprechen. Sie ist ... war eine gute Freundin meiner Frau.«
» Waren Sie auch gut befreundet?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ob Sie beide auch gut befreundet waren, oder Sie sie nur flüchtig kannten.«
Ist er so schwer von Begriff oder versucht er nur Zeit zu gewinnen, damit er sich schnell eine Lüge aus den Fingern saugen kann?
Jetzt war ich gespannt, was er mir auftischen würde, denn ich wusste ja schon, dass die beiden sich ziemlich gut kannten.
» Meine Frau und Sophia haben zusammen studiert. Sophia lebte in Amerika, sodass die beiden sich in letzter Zeit nicht oft gesehen haben. Aber wenn sie hier war, kam sie uns häufig besuchen. Ich kannte sie also.«
»Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet.«
David rutschte nervös auf seinem Stuhl. »Was wollen Sie denn von mir hören, Herrgott noch einmal!«
»Die Wahrheit.«
»Das ist die Wahrheit!«
»Nei n, das ist die halbe Wahrheit. Warum wollen Sie mir verheimlichen, dass Sie eine Affaire mit Frau Lehmann hatten?«
Behring schaute mich entgeistert an. »Was reden Sie da für einen Unsinn? Ich hatte keine Affaire mit Sophia!«
»Doch das hatt en Sie. Eine normale Freundin streichelt einem Mann nicht zärtlich ins Gesicht, wenn sie nicht eine intime Beziehung führen.«
Ich sah Wut in Behrings Augen, dann lachte er plötzlich auf. »Das ist ja nicht zu fassen, Sie haben mir nachspioniert!«
»Das war Zufall. U nd jetzt erzählen Sie endlich.«
» Wir hatten keine Affaire«, spuckte David aus. »Ich war mal mit Sophia zusammen, bevor ich meine Frau kennenlernte. Es war keine richtige Beziehung, wir trafen uns ab und zu, um Spaß zu haben. Ich wollte das Ganze irgendwann beenden, aber Sophia wollte, dass wir uns weiterhin sahen. Sie versuchte, immer wieder mich rumzukriegen, mit Erfolg. Dann lernte ich Natalie kennen und zog einen Schlussstrich. Sophia war ziemlich sauer. Ich hatte nicht nur unser Verhältnis beendet, ich verliebte mich auch noch in eine ihrer besten Freundinnen.«
»Frau Kraft erwähnte, Sie hätten Ihre Frau bei einem von Natalies Eltern genau zu diesem Zwecke arrangierten Abendessen kennengelernt. Hat Sophia Sie denn Natalie nie vorgestellt?«
»Nein, das hat sie nicht. Wie gesagt, wir waren ja nicht richtig zusammen, sind auch nie mit anderen zusammen ausgegangen. Wir verabredeten uns immer wieder, und dann konnte es sein, dass wir uns länger nicht sahen.«
»Und was passierte mit der Freundschaft zu Ihrer Frau?«
»Nichts. Sie blieben immer noch Freundinnen.«
»Wusste Ihre Frau von Ihrer Beziehung zu Sophia?«
David zuckte mit den Schultern. »Ich habe es ihr jedenfalls nie gesagt. Ich wollte nicht, dass wegen mir böses Blut zwischen den beiden aufkam. Sophia versicherte mir, dass sie ihr auch nichts gesagt hat, aber ob das wahr ist, weiß ich nicht.«
D a hätten wir wieder ein Motiv. Während Natalie und Behring zusammen waren, spielte Sophia deren Beziehung herunter und hoffte darauf, dass Behring ihre Freundin eines Tages verlassen und zu ihr zurückkehren würde. Aber als sie erfuhr, dass sie heiraten würden, begann sie, rasend vor Eifersucht, Mordpläne zu schmieden, um danach Behring wieder erobern zu können. Aber wie sollte sie Natalie vergiftet haben? Sie war zum Zeitpunkt der Hochzeit in Amerika. Oder war sie es doch nicht? Hatte sie sich im Schlosshotel versteckt und auf die bestmögliche Gelegenheit gewartet, sie umzubringen? Hatte sie gar einen Killer engagiert?
Therese, deine Fantasie
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