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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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Auto noch öffentliche Verkehrsmittel benutzen musste. Laufen tat gut. Während ich an den Läden des Kurfürstendamms vorbeispazierte und dabei einen Blick auf die Schaufenster warf, die den neuen Winterlook vorstellten, konnte ich in Ruhe meine Gedanken sortieren. Ich hatte den Eindruck, bald auf den entscheidenden Durchbruch zu stoßen.
    Ich besaß die Namen derer, die als Besitzer des schwarzen Heftes in Betracht kamen , und Bodo wollte mir in Kürze die Ergebnisse seiner Recherche mitteilen. Diese Listen. Alles Hotelgästelisten. Was hatte das zu bedeuten? Behring war auch ein Hotelgast. War er auch auf diese Listen? Oder hatte das Eine mit dem Anderen nichts zu tun? Ich war so tief in meine Gedanken versunken, dass ich zuerst gar nicht bemerkte, dass ich längst vor der Boutique stand.
    Der kleine , aber feine Laden befand sich in einem weißen bürgerlichen Altbau. Im einzigen Schaufenster stand eine elegante blonde Schaufensterpuppe und wartete mitten in künstlichem Schnee, dass eine Käuferin sie von ihrem zarten hellen Pelzmantel befreite. Zwei graue Pflanzenkübel mit hohem Bambus umrandeten den vergoldeten Eingang.
    Als ich den Laden betrat, begrüßte mich eine Verkäuferin mit Pagenkopf à la Marlene Dietrich, übertriebene Wespentaille und knallroten Lippen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein? «
    Ich überlegte, ob sie diese Louise sein konnte, erinnerte mich aber nicht, sie auf Natalies Hochzeit gesehen zu haben.
    » Ist Frau Bauer da?«
    »Ein en Moment, bitte.«
    Die mondäne Dame verschwand im hinteren Teil des Laden s und ließ mich einen Moment alleine. Schnell warf ich einen Blick um mich herum. Alles sehr exquisit. Edelste Mode für betuchte Kundinnen. Ich könnte mir höchstens ein Anstecktuch leisten.
    »Gute n Tag, Sie wollten mich sehen? ...«, ertönte eine Stimme hinter mir, als ich gerade dabei war eine roséfarbene Seidenrobe zu bewundern.
    Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht einer zierlichen Brünette mit strenger Hochsteckfrisur.
    »Sie sind doch ...« Die Frau hatte mich sofort erkannt, genauso wie ich sie. Ihr höflich für Kundinnen aufgesetztes Lächeln verschwand und an seiner Stelle bildete sich in ihrem Gesicht eine angespannte und zugleich traurige Mimik. Sie reichte mir ihre Hand. »Hallo Frau Trautheim. Wie geht es Ihnen?«
    »Es geht so, und Ihnen?«
    »Was soll ich sagen? Das ist alles so schrecklich. Ich kann es immer noch nicht fassen.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und seufzte. »Ich frage mich jeden Tag, warum gerade sie? Was hat sie getan, um solch ein Ende zu verdienen?«
    Als ich dachte, die Frau namens Louise, die aus Versehen Natalies Hochzeitskleid mit Champagnerbowle überschüttet hatte, würde gleich anfangen zu heulen, ging die Tür auf und eine ältere Dame mit angezogenem Pudel unterm Arm kam in den Laden herein.
    Louise rang nach Fassung, entschuldigte sich bei mir, setzte wieder ihr künstliches Lächeln auf und eilte zur Kundin.
    »Guten Tag, Frau Wilsen. Hallo Peterchen, du süßes, süßes Knuddelchen! ... Marina kommt gleich. Gerade sind ein paar wunderschöne Teile eingetroffen. Sie werden begeistert sein. Die Farben, ganz warm, und die Stoffe erst, so weich wie ein Babypopo ...«
    Beide Frauen kicherten vergnügt , als Marina aus dem hinteren Teil des Ladens kam und sich sofort um die Kundin kümmerte.
    »Eine gute Kundin«, erklär te mir Louise, als sie wieder bei mir war. »Wollten Sie etwas kaufen oder ...?«
    »Nein, nein«, eilte ich zur Antwort. »Sie haben wunderschöne Sachen, aber deswegen bin ich nicht hier.«
    »Mö chten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Gerne.«
    »Dann lassen Sie uns nach hinten gehen, da sind wir ungestört.«
    Ich folgte der zierlichen Frau in den hinteren Teil des Ladens, der vom Verkaufsraum durch einen schwarzen Vorhang getrennt war ‒ eine Art Lagerraum mit Kochnische. Sie bat mich, an einem kleinen Tisch, der an der Wand stand, Platz zu nehmen, und servierte mir aus einer schicken Isolierkanne eine Tasse schwarzen Kaffee. Aus einer Schale, die auf dem Tisch lag, nahm ich ein Döschen Kondensmilch und kippte den Inhalt in meine Tasse. Louise setzte sich zu mir. Während sie an ihrem Kaffee nippte, forderte sie mich mit ihrem lebhaftem Blick auf, ihr mitzuteilen, was ich denn von ihr wolle.
    » Das mit Natalie ist so furchtbar«, fing ich vorsichtig an. »Wissen Sie, ich war nicht nur ihre Hochzeitsplanerin, wir waren dabei, uns zu befreunden. Wir duzten uns sogar schon. Die ersten Nächte konnte

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