Blütenrausch (German Edition)
eine hohe Qualität der zu verarbeiteten Produkte und legte Wert auf eine makellose Präsentation seiner Gerichte. Ich kannte ihn gut, da ich ihn oft an meine Kunden weitervermittelte. Die Arbeit mit ihm verlief immer reibungslos. Er scherzte gerne und verteilte großzügig Komplimente an die Frauen, trotzdem war er streng mit seinen Mitarbeitern und duldete keine Fehler. Wie sagte er immer zu mir? »Teresa, du musst wissen, Frauen sind die herrlichsten Geschöpfe der Welt, und Mitarbeiter, die herrlichste Plage.« Das sagte er immer mit einem herrlichen charmanten italienischen Akzent, obwohl er perfekt Hochdeutsch konnte.
Ich wä hlte die Nummer des Caterings und verlangte nach dem Signor .
» Ciao , Bella , wie geht es dir?«, fragte mich eine warme Stimme.
»Stress, wie immer, aber ansonsten gut. Und dir?«
» Bene . Das mit dem Paar, das im Castello heiratet, geht jetzt doch endlich klar, oder haben sie wieder eine andere zweite Hauptspeise im Kopf?«
»Nein, das geht klar. Die sind auf deinem Vorschlag mit dem Zander in Orangenblütensud gleich eingegangen. Es hat ihnen bei der Probe wunderbar geschmeckt. Ich glaube nicht, dass sie ihre Meinung darüber ändern werden, aber versprechen kann ich nichts. Bis zur Hochzeit sind es noch zwei Monate und du weißt, da kann noch Vieles passieren.«
» Vero . Allora, rufst du mich dann an, weil du endlich einsiehst, dass du mich heiraten willst?«, scherzte der Signor .
» Amore , du weißt, dass ich von der Institution der Ehe nichts halte, sollte ich aber jemals meine Meinung ändern, wäre ich sofort bereit, dich zu heiraten. Vorher müsstest du mir aber versprechen, dass du dich von deiner dritten Frau scheiden lässt und dich von deinen zwei Mantenutas trennst.
Ich hörte , wie Beltrani am anderen Ende hell auflachte. »Ich mag deinen Humor. Also, was kann ich für dich tun?«
»Du hast es wahrs cheinlich schon mitgekriegt, den Tod von Frau Behring?«
»Ja, schreckliche Sache, die arme Frau, ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit. Porca miseria ! Benvenuto hat es mir erzählt. Ein paar Tage vorher haben wir ein Catering bei ihr zu Hause vorbei gebracht.«
»Deswegen rufe i ch auch an. Kannst du mir sagen, wen du hingeschickt hast? War es Benvenuto?«
»Ja, Benvenuto und Santiago, der Spanier. Das ist der Neue, er arbeitet fleißig und ist ein feiner Kerl.«
»Du weißt nicht zufällig, ob einer der Beid en ein schwarzes Heftchen mit sich trug und es in der Wohnung der Behrings vergessen hat?«
»Davon weiß ich nichts, ich frag e aber mal nach.« Ich hörte, wie der Chef die beiden Angestellten zu sich rief und sich bei ihnen über das Heft erkundigte. Kurz danach ging er wieder an den Hörer: »Teresa, keiner weiß etwas über so ein Heft. Sie haben es in der Wohnung auch nicht gesehen. Aber wenn du selber mit ihnen sprechen willst ...«
»Nein, das brauche ich nicht , ich habe das Gespräch mitgehört. Danke, Beltrani. Ich weiß, dass du immer viel um die Ohren hast, und Zeit ist Geld.«
»Für dich habe ich immer Zeit, bella Signorina, das weißt du doch. Stattest du uns bald wieder einen Besuch ab? Ich habe einen leckeren Nachtisch kreiert. Wenn du ihn probierst, willst du nie wieder aufhören ihn zu essen.«
»Das hört sich gut an. Ich komme bald, versprochen. Ciao .«
Ich legte den Hörer auf und strich den Cateringservice von der Liste. Ich kenne Benvenuto und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er fähig wäre, so eine Liste zu erstellen. Obwohl ... vielleicht führte er so eine Art Tagebuch über seine Puffbesuche. So abwegig war es nicht, denn er machte nie einen Hehl daraus, dass er bei gewissen Etablissements ein beliebter Kunde war. Was diesen Santiago betriff, den hatte ich neulich bei einer meiner Hochzeiten zum ersten Mal gesehen und konnte ihn noch nicht richtig einschätzen. Er war etwas wortkarg, das konnte aber auch daran liegen, dass er noch nicht so gut Deutsch konnte. Er tat jedoch, was man ihn sagte. Ich glaubte nicht, dass er etwas mit diesem Fall zu tun hatte. Trotzdem setzte ich ihn sicherheitshalber ans Ende meiner Liste, falls meine restlichen Recherchen im Sand verliefen.
Natalies Eltern schloss ich als Besitzer des Heftes gleich aus. Wenn es einen der beiden gehörte, hätte Natalie es bald erfahren und dann hätte sie es in der Laube nicht weiterhin versteckt, sondern es den Eltern zurückgegeben. Das Gleiche vermutete ich bei ihrem Bruder.
Di e nächste auf der Liste war eine gewisse Monika. Das war
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