Blütenrausch (German Edition)
Luftblasen aufsteigen. Ich wackelte mit der Maus, um den Bildschirmschoner verschwinden zu lassen und mir Zutritt zu Bodos Dateien zu verschaffen, stieß aber auf die Aufforderung ein Passwort einzutippen.
Mist . Ich hatte absolut keine Ahnung, welches Passwort mein Cousin benutzte.
Als er anfing bei mir z u arbeiten, eröffnete ich ihm, dass ich so einen Blödsinn nicht brauchte und er gar nicht erst anfangen sollte so etwas im Büro einzuführen. Damit stieß ich aber auf taube Ohren. Nachdem ich ihn ein paar Mal eingebläut hatte, dass ich jederzeit Zugriff auf seinen Rechner haben musste ‒ falls er gerade nicht da war und ich etwas brauchte ‒, installierte er mir prompt auf meinem Rechner einen speziellen Ordner mit Unterordnern, wo er mir alles Wichtige speicherte bevor er das Büro verließ. Auf dieser Weise brauchte ich nicht an seinen Computer zu gehen. Damit war ich natürlich nicht einverstanden, schließlich gehörte sein Rechner mir , auch wenn er ihn benutzte. Irgendwann gab ich auf. Und jetzt stand ich da: Vor Bodos Rechner und ohne einen Schimmer, wie ich an die Daten seiner Recherche über den Inhalt des schwarzen Heftes kam.
Ich versuchte das Passwort zu erraten und tippte willkürlich ein paar Begriffe ein: den Namen seiner Mutter, sein Geburtsdatum, den Namen seines Lieblingsessen, das seines Lieblingfilms ... doch der Computer ignorierte meine Bitte und ließ mich nicht an die gespeicherten Daten ran.
Das bringt nichts.
Also widmete ich mich dem Papierkram, der auf der anderen Seite seines Tisches lag.
Ich fand mehr Rechnungen; eine Liste der noch zu bestellenden Sachen für eine Hochzeit, di e in einigen Tagen in einem brandenburgischen Schloss stattfinden würde; ein Zettel mit Gärtnereien und ein paar Musikgruppen, die er anrufen sollte, sowie ein Stapel Papier auf dem verschiedene Listen gedruckt waren. Auf den ersten Blick konnte ich sie nicht zuordnen, bei genauerem Hinschauen blieb mir dann die Kinnlade hängen. Bevor ich jedoch weiter staunen konnte, hörte ich ein bedrohliches Geräusch, das mich aufschreckte und hochspringen ließ. Ich ordnete rasch die Blätter, genau so, wie ich sie auf dem Tisch vorfand, und eilte an meinen Platz gerade rechtzeitig als Bodo die Tür aufmachte.
»Hier«, sagte er und legte mir eine Hochzeitszeitschrift auf den Tisch, ehe er sich wieder an seinem Platz setzte. »Es war die letzte.« Sein Gesicht hatte wieder einen Hauch Röte angenommen. Schuld daran war vermutlich die Neue im Kiosk.
»Danke, das war nett von dir.«
»Ich weiß, ich bin nett. Das ist aber nicht immer so, nur wenn ich Lust habe nett zu sein. Statistisch gesehen passiert das nur ...«
»Schon gut, Bodo«, unterbrach ich ihn.
Wie oft er nett sein konnte, interessierte mich im Moment wenig, dafür brannte ich umso mehr darauf zu wissen, wie er dazu kam, die Rechner von verschiedenen Hotels zu knacken, um an die Liste der Gästenamen zu kommen. Ihn direkt fragen konnte ich nicht, denn dann wäre er dahinter gekommen, dass ich in seinen Sachen geschnüffelt hatte. Daraufhin wäre er sauer und beleidigt gewesen, wie ein kleines Kind, und vermutlich würde er sehr, sehr lange nicht mehr mit mir reden.
Ich musste mit Fingerspitzengefühl arbeiten.
»Bodo, du hast mir gesagt, du hast das Rätsel des schwarzen Heftes fast gelöst und du würdest mir das Ergebnis bald mitteilen, richtig?«
»Ja, das stimmt.«
»Das war gestern. Bist du jetzt so weit?«
»Fast, fehlen noch zwei.«
»Zwei was?«
»Zwe i Namen.«
»Du meinst, du kannst die Buchstabe n der Listen zuordnen?«
»Korrekt.«
Ich war verblüfft. Wenn er wirklich herausgefunden hatte, was die Buchstaben im Heft bedeuteten, dann war er ein Genie.
»Willst du mir nicht davon erzählen? Es ist wirklich wichtig.«
»Bald, versprochen. Ich muss nur noch diese zwei Namen herausfinden.«
»Gut, dann an die Arbeit. Ich warte.«
Bodo nickte und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu. Ich ging zur Küche und versuchte, mit einem Kaffee die Warterei zu verkürzen. Immer wieder schlenderte ich wie eine Katze um Bodos Tisch herum. Beim dritten Mal kreuzte Bodo die Arme und signalisierte mir damit, dass er ab sofort streikte, wenn ich ihn nicht in Ruhe ließe.
Ich gab auf. Da ich im Büro nicht mehr viel zu erledigen hatte, beschloss ich etwas Sinnvolles zu tun und machte mich auf dem Weg zu Louise Bauer.
Erfreulicherweise befand sich Louise Bauers Boutique nicht weit entfernt vom Büro, sodass ich weder das
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