Blütenrausch (German Edition)
war.
Mittwoch
»Es liegt auf deinem Tisch«, begrüßte mich Bodo laut, als ich morgens das Büro betrat.
» Was denn?« Ich hängte mein Kostümjackett in der Garderobe auf und ging erst mal zur Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
» Die Ergebnisse meiner Recherchen über die Listen im schwarzen Heft.«
Auf der Stelle ließ ich die Kaffeekanne stehen und eilte zu meinem Tisch. Dort lagen das kleine schwarze Notizheft und zehn bedruckte Blätter mit der Rätsellösung.
» Die Buchstaben am Anfang der Liste gehören zu Personennamen, Vor- und Nachnamen, alle männlichen Geschlechts«, begann Bodo mit seiner Erklärung. »Die Zahlen entsprechen Daten; die nächsten Buchstaben sind die Anfangsbuchstaben von Hotels; dann kommen Städtenamen und die Abkürzungen am Ende der Listen könnten Frauennamen sein. Um diese herauszufinden, habe ich mich dabei an der Namensgebung der Länder orientiert, die auf der gleichen Zeile erscheinen. Die Abkürzung Lisi . hinter Pa ., also Paris, könnte Lisiane bedeuten. Die Abkürzung Virg . hinter Ba . für Barcelona könnte eine Virginia sein. Bei manchen anderen Abkürzungen gibt es mehrere Varianten. Die habe ich dir alle aufgelistet. Die Kombination aus Buchstaben und Zahlen ganz am Schluss sind wahrscheinlich Passwörter. Möglich, dass man Informationen über die angegeben Personen gesammelt hat, und diese braucht, um an die Dateien ranzukommen, in denen sie gespeichert sind.«
»Und w as hat das alles zu bedeuten? Wie bist du überhaupt auf diese Namen gekommen?«
»I ch habe mir lange den Kopf zerbrochen und die verschiedensten Möglichkeiten in Betracht gezogen. Schließlich habe ich mich auf die einzige gleichbleibende Variable in der Liste konzentriert, nämlich auf den Buchstaben H. Nach einigen Versuchen bin ich zum Ergebnis gekommen, dass es dem Wort »Hotel« entspricht. Der Rest war leicht, aber aufreibend, ich musste mich ja in die jeweiligen Hotelcomputer einhacken, um an die Liste der Gäste ranzukommen, die an den entsprechenden Terminen im Hotel residierten.«
»Aber woher wusstest du, u m welche Hotels es ging?«
Bodo seufzte, als würde er nicht verstehen, warum ich seine Logik nicht auf Anhieb durchblickte . »Wenn es sich um Hotels handelte, dann ergaben die nächsten Buchstaben einen Sinn: Es konnten nur Städte- oder Ländernamen sein, nämlich die Städte oder Länder, in denen sich die Hotels befinden. Also musste ich klären ob z. B. A.H. ein Hotel in Berlin, Belgrad oder gar Belgien ist. Ich ging die Liste der vorhandenen Hotels in den jeweiligen Orten durch, bis ich einen Treffer erzielte. Dann blieb nur noch, herauszufinden, wer dort mit den entsprechenden aufgeführten Anfangsbuchstaben residierte. Ich war neugierig, deshalb habe ich gleich im Internet recherchiert, wer diese Männer sind. Unter jedem Namen steht der Beruf, der die Person ausübt und seine Adresse.«
Ich hatte mein en Cousin unterschätzt. Er war wirklich ein Genie. Es hatte ein Weilchen gedauert, aber er hatte es geschafft.
Die meisten Buchstaben am Anfang der Liste ergaben nur einen Namen, bei manchen hatte Bodo zwei oder sogar drei Möglichkeiten notiert. So hatte zum Beispiel am 12.10.2010 im Hotel Ritz in Paris ein gewisser David Ollister übernachtet, aber auch ein Daniel Otero. Und am 23.05.2012 residierten im Hotel ein Marlon Berlini, Miles Benton und Michael Bublé. Der Michael Bublé? Ich ging alle Namen durch, konnte leider niemanden zuordnen, bis ich schließlich auf einen stieß, den ich dort nicht erwartet hatte.
David Behring.
Laut Bodos Recherchen soll er am 18.08.2012 in einem Hotel in London übernachtet haben. Das war eine Woche vor der Hochzeit und es stimmte mit dem, was mir David erzählt hatte, überein. Warum stand er auf dieser Liste? Warum waren die anderen Männer auf dieser Liste? Auffällig war, dass es sich alle um betuchte Männer handelte: Anwälte, Geschäftsführer, Ärzte, Unternehmer ... Und am Ende der Zeilen standen immer nur Frauennamen. Konnte es sich hier um Geliebte oder Affairen handeln? War deshalb dieses Heft so wichtig? Wurde über verbotenen Beziehungen Buch geführt? Und wurden die Männer womöglich mit diesem Wissen dann erpresst?
Behring erzählte, in seinem Hotelzimmer wäre eine Frau gewesen, aber er leugnete, sie gekannt oder mit ihr etwas gehabt zu haben. Hatte er gelogen? Hatte er von diesem schwarzen Heft gewusst, es irgendwie zu sich genommen und das landete dann durch Zufall in Natalies Händen? Musste
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