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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mila Herbst
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sie deswegen sterben? Alles Spekulationen, aber langsam spannten sich die Fäden zu einem dichten Netz zusammen.
     
    Eine ganze Weile grübelte ich über die frisch erhaltene Information nach, doch dann beschäftigte mich auch noch eine Frage, die ich mir bisher nicht gestellt hatte und die mir plötzlich unheimlich wichtig erschien, nämlich die der Tötungsweise.
    Jemand ha tte Natalie eine letale Dosis eines Medikamentencocktails zwischen die Finger injiziert. Das konnte nur während der Hochzeit geschehen sein, denn der Einstich war beim Eintreffen des Notarztes noch etwas geschwollen. Sie muss den Stich gespürt haben, daher muss sie gewusst haben, wer der Verursacher war, es sei denn, sie hätte sich das Gift doch selbst injiziert. Das bedeutete Selbstmord. Konnte das wirklich so gewesen sein? Ich bezweifelte es. Erstens war es eine sehr untypische Stelle an der man sich etwas injiziert und zweitens war sie der Typ Frau, die in so einem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit einen Abschiedsbrief hinterlassen hätte. Wenn sie aber wusste, wer es war, warum hat sie nichts gesagt? Irgendwas stimmte da nicht. Es sei denn ... Ich dachte kurz nach, sortierte meine Überlegungen.
    Natürlich! So konnte es gewesen sein .
    Natalie hegte keinen Verdacht, weil alles wie ein Unfall seitens des Mörders inszeniert wurde. Was, wenn er mit der Spritze so umgegangen war, dass Natalie nicht anders konnte, als sich mit ihr zu verletzen? Vielleicht ist der Mörder Diabetiker und hat Natalie gebeten, ihn aus irgendeinem Grund zu spritzen und hat dann eine fatale Bewegung gemacht, damit die Spritze Natalie erwischte. Er ist zum Beispiel ausgerutscht, hat sich absichtlich erschreckt oder hat stark genießt, sodass er nach vorne gekippt ist und wie zufällig mit seiner Hand Natalies Handgelenk in Richtung Spritze gesteuert hat.
    A lles etwas weit her geholt, aber so konnte es doch gewesen sein, oder?
    Auf einem Zettel, der mittlerweile alle meine Gedanken und Notizen über Natalies Mord beinhaltete, notierte ich mir, ich müsse bei allen, die es möglicherweise wissen konnten, nachfragen, ob ein Hochzeitsgast Spritzen benötigte.
    Ich schloss meine Augen und ging meine Erinnerungen an den Tag der Hochzeit durch. Hatte ich zufälligerweise jemandem gesehen, der sich spritzte? Auf der Toilette oder irgendwo in einer Ecke? Hatte ich an den Tischen eine offene Tasche gesehen, in der sich ein Diabetesetui befand? Im Tanzsaal vielleicht? Ich strengte mein geistiges Auge an, ich konnte aber nichts sehen. Dann fielen mir die Fotos wieder ein.
    Ich würde sie noch einmal durchgehen müssen.
                 
    Ich schloss den USB-Stick mit den mittlerweile sortierten Hochzeitsbildern an den Computer an, und ging auf die Suche nach einem möglicherweise, aber nicht sicher existierenden Spritzenetui. Als ich mir an die vierzig Bilder angeschaut hatte, begannen die Zweifel an meiner Aktion. Hätte Oliver nicht zur gleichen Schlussfolgerung kommen müssen wie ich? Das wäre sicher zu erwarten gewesen, aber wenn die Polizei jemanden gefunden hätte, der in das Bild passte, dann hätten sie einen Hauptverdächtigen gehabt. Doch bisher hatten sie keinen. Meine Exkollegen hielten wohl nichts von dieser Theorie oder aber sie haben niemanden mit diesem Krankheitsbild gefunden. Um ganz sicher zu gehen, musste ich die Bilder daher weiterdurchforsten.
    Bald begannen meine Augen zu tränen. Ich hatte jedes infrage kommende Bild vergrößert, bewegte die Maus ununterbrochen hin und her und zwang meine Augen jedes auch noch so kleine Detail wie mit einer Lupe zu untersuchen. Ich hatte sie definitiv überfordert und legte eine kleine Pause ein.
    Bodo stand in der Küche und nippte an einem Glas Orangensaft. Er wirkte etwas gedankenverloren.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich bin nur durstig. Ich habe heute wenig getrunken und das ist nicht gut«, sagte Bodo.
    »Da hast du recht. Man soll mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen.«
    Um ihm ein gutes Beispiel zu sein, füllte ich ein Glas bis oben hin mit Leitungswasser und trank hastig alles aus.
    » Das stimmt so nicht», entgegnete Bodo.
    »Was meinst du?«
    »Das mit der Flüssigkeitszufuhr. Es gibt keine medizinischen Beweise dafür, dass der menschliche Körper diese Menge braucht. Der Flüssigkeitsbedarf hängt von den klimatischen Rahmenbedingungen, der Körpermasse und der körperlichen Aktivität ab. Die einen brauchen mehr, die anderen weniger. Zu viel Flüssigkeit kann sogar

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