Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
es da ja auch noch all diese anderen Frauen hier.«
»Was für andere Frauen? Okay, als er hierherkam, hat er anfangs ein bisschen herumgeschäkert, aber seit Wochen hat er keine andere auch nur angesehen.«
»Er hat Silvester mit jemand anderem verbracht.«
Lilly hatte ein langes Gesicht gezogen. »Ach so? Mist.«
»Wo sind wir?« Frankie sah zum Fahrersitz hinüber. »Sind wir bald da?«
»Nein. Zum hunderttausendsten Mal.« Dexter grinste. »Wir sind noch immer auf dem M40. Wir haben noch den M42 vor uns und dann viele, viele Meilen auf dem M6.«
»Aha, okay.« Frankie kuschelte sich in ihren Sitz, eingelullt vom Rhythmus der Scheibenwischer. »Weck mich, wenn wir das Meer sehen.«
»Du Faulpelz.« Dexter seufzte. »Und ich dachte, wir wechseln uns mit dem Fahren ab.«
»Diesen Wagen fahre ich nicht. Er ist zu groß, zu furchteinflößend, und ich bin nicht mitversichert.«
»Du bist mitversichert.«
»Bin ich? Verdammt. Na schön, wenn wir auf einem anderen Motorway sind und ich ihn kaputt machen darf.«
»Den Motorway?«
»Den Mercedes.«
»Soll das heißen, du bist nicht bereit, dich einer Herausforderung zu stellen?«
»Oh.« Sie lächelte ihn an. »Ich bin immer bereit, mich einer Herausforderung zu stellen.«
»Gut.« Er lachte. »Wenn wir also auf halbem Weg bei einer Raststätte halten, kannst du auf dem Parkplatz eine kleine Proberunde drehen und uns dann den restlichen Weg bis Blackpool fahren.«
»Das heißt dann wohl, falls wir lebend dort ankommen, bleibt mir die herrlich knifflige Aufgabe, das richtige Haus zu finden?«
»Das wird das Navi übernehmen. Wir haben die vollständige Adresse samt Postleitzahl.«
»Ich frage mich, wie sie wohl sind? Thelma und Louise?«
»Grässlich«, meinte Dexter seufzend. »Wir wissen ja, was für zwei Drachen sie sind. Aber das macht nichts. Zumindest waren sie bereit, uns zu empfangen und die Papiere zu unterzeichnen. Wir müssen uns ja nicht mit ihnen anfreunden.«
Frankie lehnte den Kopf an das weiche Leder und schloss die Augen. Nein, mussten sie nicht. Es würde schon alles gut gehen.
Mehrere Stunden später, Stunden, während derer Frankie den Mercedes voller Stolz selbstsicher im strömenden Regen über den letzten Abschnitt des Motorway gelenkt hatte, folgten sie den gestrengen Anweisungen des Navis und schlichen durch die Seitenstraßen von Blackpool auf das Haus von Thelma und Louise zu.
»Sehr enttäuschend.« Frankie runzelte die Stirn. »Ich dachte, Blackpool wäre sonnig und bunt und laut und voller Leute mit Küss-mich-Käppis. Dass alles grau in grau ist, hätte ich nicht erwartet.«
Das Meer und der Himmel waren bleiern und kaum voneinander zu unterscheiden, die Straßen waren nass, verlassen und windgepeitscht, und sämtliche Attraktionen hatten geschlossen.
»Es ist Januar«, sagte Dexter einsichtig. »Es regnet in Strömen und ist eiskalt. So weit weg von jeglicher Saison, wie man sich nur denken kann. Wir können später im Jahr wieder herkommen, um die bunten Lichter und spannenden Fahrgeschäfte im Vergnügungspark am Strand samt Fish and Chips aus Papiertüten zu genießen.«
Frankie lachte. »Klingt prima. Falls wir bis dahin noch befreundet sind, versteht sich.«
»Und warum sollten wir nicht?«
Frankie zuckte mit den Schultern. »Ich nehme nichts mehr für selbstverständlich. Plane nicht mehr zu weit im Voraus. So erlebe ich auch keine allzu großen Enttäuschungen.«
»Oh, ich habe definitiv vor, für all die touristischen Vergnügungen im Herbst wieder hierherzukommen.«
»Mit mir?«
Dexter seufzte. »Ja, Frankie, mit dir. Das heißt, falls du mich noch magst, nachdem …«
»Nach was?« Die Unbeschwertheit des scherzhaften Geplänkels war mit einem Mal verflogen. »Nach was?«
»Sie haben ihr Ziel erreicht«, quäkte das Navi.
Frankie parkte den Mercedes vor einer Zeile gepflegter Reihenhäuser.
Sie sah Dexter an. »Das kannst du doch nicht so stehen lassen. Nach was?«
Dexter löste seinen Sicherheitsgurt. »Etwas, das ich dir schon längst hätte erzählen sollen. Und etwas, das wir vielleicht klären können, nachdem Thelma und Louise die Papiere unterzeichnet haben. Es eilt nicht. Jetzt im Moment ist schließlich Ernie der dringendste Punkt auf unserer Tagesordnung, nicht wahr?«
Als Dexter den Mercedes abschloss, zitterte Frankie im kalten Wind, der geradewegs vom Meer aus durch die enge Straße pfiff. Doch sie fröstelte nicht nur wegen des schneidenden Winds und des starken Regens. Das
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