Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
Wohltäter sind«, Thelma sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, »haben Sie doch wohl kein Brett vorm Kopf? Wir bezahlen nicht Sie. Sie bezahlen uns.«
»Genau.« Louise nickte. »Wenn Sie wollen, dass wir diese Papiere unterschreiben, mit denen Sie über Onkel Ernies Asche verfügen können, dann bezahlen Sie dafür, okay?«
Ach du Schande … Frankie schloss die Augen.
»Also, äh, es ist eigentlich nicht üblich …« Dexter sah Frankie entsetzt an.
»Mich interessiert nicht, was üblich ist. Nichts auf der Welt ist umsonst«, entgegnete Thelma eisig. »Wenn Sie unsere Unterschrift wollen, dann blechen Sie.«
»Okay.« Frankie zog eine Grimasse und versuchte sich daran zu erinnern, wie viel Geld sie bei sich hatte. Sie konnte Ernie jetzt nicht hängen lassen. »Wir geben Ihnen zwanzig Pfund.«
Thelma und Louise lachten. Sehr.
»Vierzig«, sagte Dexter.
Sie lachten weiterhin.
»Also, wie viel wollen Sie?« Frankie funkelte zornig. »Im Hinblick darauf, dass wir Wohltäter sind.«
»Nicht ganz dicht sind Sie«, fauchte Louise. »Sich mit anderer Leute toten Angehörigen abgeben! Wir wollen hundert.«
»Für jede«, ergänzte Thelma mit gierig glänzendem Blick.
Oh Gott … Frankie schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, ob Dexter überhaupt Bargeld bei sich trug. Sie hatte vermutlich so um die sechzig Pfund und ein paar Münzen.
»Frankie?« Dexter sah sie fragend an.
»Etwa sechzig.«
»Okay.« Er bedachte Thelma und Louise mit einem vernichtenden Blick. »Sie unterschreiben, dann bekommen Sie Ihre zweihundert.«
»Erst wollen wir das Geld sehen.«
Dexter und Frankie leerten gemeinsam Geldbörse und Brieftasche und weitere Taschen auf den Kaffeetisch. Louise machte sich darüber her und zählte mit dem Eifer eines Wucherers nach.
»Jawoll.« Sie nickte Thelma zu. »Stimmt so. Unterschreib ruhig, Thelma.«
Die hassenswerte Thelma unterschrieb an allen drei Stellen, gefolgt von der ebenso hassenswerten Louise.
»Danke.« Dexter riss die Papiere an sich. »Und tschüss.«
Thelma und Louise, noch mit Sortieren der diversen Scheine und Münzen beschäftigt, antworteten nicht einmal.
Dexter knallte die Eingangstür so fest hinter ihnen zu, dass Fleckchen grüner Farbe davon abblätterten.
»Oh mein Gott.« Frankie, der die Haare wild ins Gesicht wehten, lehnte sich an den Mercedes und schnappte nach der kalten und nassen Luft. »Oh mein Gott.«
Bebend vor Zorn schlang Dexter die Arme um sie und zog sie an sich. »Scheusale«, murmelte er. »Was für geizige, habgierige, niederträchtige Scheusale!«
»Ich fass es nicht, dass Leute so ekelhaft sein können«, murmelte Frankie an die Schulter seiner weichen Lederjacke gewandt.
»Ich schon«, brummte Dexter. »Immerhin haben wir, was wir wollten. Und wenigstens kann Ernie jetzt seine Beerdigung kriegen.«
Frankie nickte. »Ja. Und das ist ja eigentlich alles, was zählt. Nichts wie weg hier. So weit wie möglich. Und kannst du bitte nach Hause fahren? Mir ist ganz zittrig.«
»Kein Problem.« Er trat ein wenig zurück und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Und außerdem fahren wir nicht auf direktem Weg nach Hause.«
»Nicht?« Frankie war klar, dass sie wirklich nicht mehr genug Geld hatten, um sonst noch viel zu unternehmen.
»Nein. Ich habe etwas vor, das ich schon längst hätte tun sollen. Ich erzähle dir mein Gegenstück zu deiner Geschichte mit Joseph, und dann zeige ich dir, warum ich aus Oxford wegmusste.«
29. Kapitel
Vorsichtig war Dexter über die M6 zurückgefahren, im permanenten Sprühregenschleier der anderen Autos und Lastwagen auf der nassen Straße liefen die Scheibenwischer auf Hochbetrieb. Der Himmel war düster und bedrohlich, der Regen fiel in Sturzbächen und wusch die Schneereste vollständig hinweg.
Trotz der hervorragenden Heizung des Wagens fröstelte Frankie. »Was für ein grauenhafter Tag.«
»In jeder Hinsicht, ja.« Dexter nickte.
Sie hatten viel über Thelma und Louise gesprochen, seine bevorstehenden Enthüllungen jedoch bislang mit keinem Wort angeschnitten.
Frankie reckte sich, ihr war klar, sie musste es einfach wissen, selbst wenn es ihr das Herz brechen würde, was es wahrscheinlich täte. »Na schön. Erzähl es mir. Das mit Oxford.«
Dexter warf ihr einen Seitenblick zu. »Hmm, ich habe gerade überlegt, wo ich beginnen soll.«
»Der Anfang ist dafür meistens ganz gut geeignet.«
»Ich glaube, es gab keinen Anfang, nicht wirklich – oh ja, doch.« Er verlangsamte die Fahrt und
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