Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
bitte. Ich erfriere hier gleich.«
Frankie rumpelte ein Felsbrocken der Erleichterung vom Herzen, sie eilte durch den Laden und zog die Tür auf. Es war eine klirrend kalte Nacht. Sterne funkelten bereits eisig am schwarzen Himmel, und der Marktplatz von Kingston Dapple war mit silbrigem Raureif überzogen.
»Danke.« Dexter trat ein und rieb sich die Hände. »Teufel, ist das heute Nacht kalt. Ich glaube, der Nebel war mir lieber. Es hat bestimmt schon mindestens minus zehn Grad. Ich dachte nur, ich sollte mich bei dir entschuldigen, bevor du nach Hause gehst.«
»Wieso? Das ist sehr nett von dir, aber ich kann mich nicht erinnern, dass du auch nur im Entferntesten etwas getan hättest, wofür du dich entschuldigen müsstest.«
»Vorhin. Da war ich wirklich ganz schön patzig. Es ist dein gutes Recht, dir eine Meinung über mich zu bilden, aber ich bin dir dafür fast ins Gesicht gesprungen. Tut mir leid.«
»Entschuldigung angenommen.« Frankie lächelte. »Und mir tut es auch leid. Ich weiß, dass ich manches gesagt habe, was ich nicht hätte sagen sollen. Du hast da nur einen empfindlichen Nerv getroffen.«
Dexter nickte. »Das dachte ich mir. Auch das tut mir leid.«
»Ach, vergessen wir ’s doch einfach«, sagte Frankie und nahm ihre Tasche vom Tresen. »Wir haben wahrscheinlich beide Dinge gesagt, die besser ungesagt geblieben wären.«
»Das alte Lied. Äh, ist Cherish noch hier?«
»Nein, seit Stunden schon nicht mehr. Sie war großartig. Warum?«
»Wenn du nicht mit Einarbeitung der neuen Mitarbeiterin beschäftigt bist, wollte ich fragen, ob du Lust hättest, kurz auf einen Drink mit in den Pub zu kommen, bevor wir getrennte Wege gehen?«
Frankie dachte rasch nach. Auf dem Sofa kuscheln und neben Lilly und dem süßen Typ den Anstandswauwau spielen oder ein Drink mit Dexter? Tja, schwere Entscheidung.
»Gerne, vielen Dank. Aber was ist mit Marguerite?«
»Was soll mit Marguerite sein? Sie kommt nicht mit.«
»Du weißt ganz genau, was ich meine.«
»Ja, weiß ich. Und sie ist sehr attraktiv, das stimmt schon, aber sie ist nicht wirklich interessiert an mir – genauso wenig wie ich an ihr. Ich werde sie nicht wiedersehen. Marguerite wird einen anderen Mann fürs Grobe finden.«
»Bist du das?« Frankie kicherte. »Ein Mann fürs Grobe? Mannomann.«
Dexter schmunzelte. »Für sie schon. Ich bin kein langweiliger Anzugträger wie ihr Gatte, weißt du. Ich bin eher ein Arbeiter wie der Klempner oder der Maurer oder der Elektriker. Damen wie Marguerite finden Männer wie uns sehr reizvoll.«
»Das klingt wie eine schmalzige Geschichte aus Mein Geständnis oder so ähnlich.« Noch immer schmunzelnd knöpfte Frankie ihren Mantel zu und wickelte sich die Schals um den Hals. »Oder Lady Chatterley. Eigentlich, da du ja mit all dem Grünzeug und Blumen arbeitest, würdest du einen großartigen Gärtner Mellors abgeben.«
»Danke.« Dexter runzelte die Stirn. »Soll das ein Kompliment sein?«
»Nee. Eine Kritik an deinem leichtfertigen Sexualverhalten.« Frankie gluckste. »Auch wenn ich immer die Hoffnung hatte, dass bei Lady Chatterley und Mellors neben der Lust auch ein bisschen Liebe mit im Spiel war, du nicht?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung. Dein Lesestoff ist eindeutig von höherem Niveau als meiner.«
»Glaube ich kaum.« Frankie lachte leise beim Gedanken an ihre Regalbretter voll heiß geliebter Romantik-Komödien.
Dexter zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass Marguerite sich einfach langweilt als Hausfrau und Mutter mit einem Ehemann, der überall in der Welt unterwegs ist, um Geld für ihre Designerkleider und die Privatschulen der Kinder zu verdienen. Es gibt viele Frauen wie Marguerite. Sie genießen eine kleine Tändelei, wollen aber nichts, was das üppige eheliche Finanzpolster gefährden könnte.«
Frankie schüttelte den Kopf. »Wirklich traurig, nicht wahr? Warum ist niemand je zufrieden mit dem, was er hat?«
Dexter schmunzelte. »Ach, komm mir bitte nicht wieder so philosophisch. Vergessen wir lieber die Marguerites dieser Welt und gehen wir einen trinken. Ich bin viel zu erledigt für tiefschürfende Diskussionen.«
»Ich auch.« Frankie kicherte, zog ihre lila Handschuhe an und griff sich die Ladenschlüssel. »So, das wär’s jetzt. Alles bereit für den Andrang am Morgen. Hattest du auch einen guten Tag, geschäftlich, meine ich? Auf dem Thema Beziehungen werde ich nicht weiter herumreiten, versprochen.«
»Wirklich gut, danke. Es läuft bestimmt
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