Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
hergekommen sind.«
Maisie stieß einen Schrei aus, gefolgt von einem wehmütigen Seufzen, und fiel passenderweise in Ohnmacht.
»Ach du liebe Güte!« Dexter schüttelte den Kopf. »Schau dir das an.«
Frankie schaute.
Der schummrige Laden war auf einmal voller Frauen: Frauen jeder Größe und Statur und jeden Alters, durchweg mehr oder minder spärlich bekleidet, die allesamt begeistert aufkreischten und eifrig die Auswahl an Kleidern durchstöberten.
»Mir wird schlecht.« Lilly hielt sich die Hand vor den Mund und floh in Richtung Küche.
»Was für ein verdammter Murks ist das denn?!«, schimpfte Ernie. »Jetzt bin ich immer noch hier, und außerdem nicht mehr allein. Jetzt muss ich mein Spukhaus auch noch mit einem Haufen halb bekleideter Frauen im Kaufrausch teilen!«
18. Kapitel
»Maisie!«, schrie Frankie in das mit Blumenkohllöckchen bedeckte Ohr und schüttelte die kaftanbekleidete Schulter. »Maisie! Wach auf!«
Maisie grunzte nur.
»Warte mal.« Behände rückte Dexter die Kerzen von Maisies ausgestreckten, designerbeschuhten Füßen weg. »Wir haben schon Probleme genug. Da wollen wir nicht auch noch eine Flammenhölle entfachen, oder?«
»Ist doch alles schon egal«, meinte Frankie resigniert. »Ist hier ja sowieso die Hölle auf Erden.«
»Ich puste die übrigen Kerzen aus und mach die Lichter an«, erklärte Dexter, der offenbar versuchte, noch halbwegs die Kontrolle zu wahren. »Vielleicht verschwinden die, äh, tja, Damen alle, wenn es hell wird.«
Er tat es, und sie taten es nicht.
Die Frau im weißen Petticoat sah Frankie stirnrunzelnd an. »Wer bist du denn? Wo sind wir hier? Und in welchem Jahrhundert?«
»Ich bin Frankie Meredith«, murmelte Frankie, ohne den Blick von der Erscheinung zu wenden. »Das hier ist meine Boutique in Kingston Dapple in Berkshire, und wir befinden uns im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
»Im einundzwanzigsten Jahrhundert?«, staunte der weiße Petticoat. »Tatsächlich? Mannomann. Und überhaupt, was zum Henker habt ihr euch dabei gedacht, hier in Bereichen herumzumurksen, von denen ihr offenbar nicht die Bohne versteht?«
Frankie starrte sie einfach nur wie versteinert an. Im hinteren Bereich des Ladens kreischten die Frauen noch immer in mädchenhafter Begeisterung, zerrten jetzt aber auch Kleider von den Bügeln, zwängten sich hinein und bewunderten einander.
Es ging zu wie am Samstagnachmittag im Kaufhaus Primark.
»Na kommt schon!«, sagte der weiße Petticoat streng. »Sprecht mit mir. Einer von euch. Erklärt mir mal, was hier eigentlich los ist.«
»Sie haben schreckliche Angst vor dir, Spätzchen«, warf Ernie hilfsbereit ein. »Und ich kann es ihnen offen gestanden nicht verdenken.«
»Ach, Himmel hilf.« Der weiße Petticoat musterte Ernie von Kopf bis Fuß. »Jetzt haben wir auch noch einen entgeisterten Neutoten. Die machen mich wahnsinnig, weißt du? Sind völlig verwirrt und verdattert und behaupten steif und fest, sie wären noch am Leben. Finde dich damit ab, mein Guter. Du bist tot.«
»Weiß ich«, erwiderte Ernie gereizt. »Und ich bin heilfroh, dass ich tot bin. Ich will bloß nicht hierbleiben.«
»Da wären wir ja schon zu zweit.« Der weiße Petticoat rückte das Haarnetz zurecht. »Ich war mehr als zufrieden, wo ich war, bis die da«, sie stach den Zeigefinger in Maisies Richtung in die Luft, »herumgemurkst hat. Der Himmel bewahre mich vor lausigen Laien.«
Ernie nickte. »Ganz meine Meinung.«
»Sag mir, dass ich träume«, murmelte Frankie, den Tränen nahe. »Bitte sag mir, dass ich träume.«
»Würd’ ich ja gern.« Dexter sah völlig verwirrt aus. »Was zum Teufel machen wir jetzt bloß?«
»Weckt sie auf!« Der weiße Petticoat stach wieder mit dem Finger in Maisies Richtung. »Und sagt ihr, sie soll uns wieder ins Jenseits zurückschicken.« Sie richtete ihren zornig funkelnden Blick auf Frankie. »War das deine Idee? Eine Séance? Ein toller Spaß, was? Also, lass dir eins gesagt sein, es ist alles andere als witzig, die Toten zu stören. Ich wünschte wirklich, die Leute würden die Geisterwelt hübsch in Ruhe lassen. Blödsinn, totaler Blödsinn.«
»Also jetzt warte mal.« Ernie trat vor. »Die kleine Frankie hier und Dexter können nichts dafür. Wenn jemand schuld ist, dann hauptsächlich ich. Sie haben nur versucht, mir ins Jenseits zu helfen. Ich möchte in Frieden ruhen.«
»Wobei es uns allen recht gut ging, vielen Dank auch«, meinte der weiße Petticoat seufzend. »Wer bist du
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