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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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passt wer anderer auf, antwortete Adam schnell.
    Wer denn?!, fragte Imre müde.
    Du kennst ihn doch, du hast ihn nur lange nicht mehr gesehen, der Junge zuckte die Achseln.
    Wen meinst du, doch nicht etwa Peter?
    Ach woher, der Jüngling lachte auf, und aus seinem müden Gesicht blickte sekundenlang ein Kind. Imres Blick verharrte auf den Falten, ja, ja, er ist ein Kind geblieben, nur ein wenig gealtert. Würde er flink zur Seite treten, könnte man sicher den hinter ihm lauernden Tod erkennen. Es war bestürzend, es kam ihm vor, als würde er sein eigenes Kind vor sich sehen, krank, ausgemergelt und zum Sterben bereit.
    Hör doch mal, sagte Adam und machte eine vage Geste, er schien zugleich in die Ferne, zum Himmel und zur Erde zu deuten. Der heiße Wind zauste ihm das Haar. Und Imre hörte, was er hören sollte.
    Es kam von der Theiß, aus der Stadt − einerlei.
    Nero Koszta musizierte in der Nähe.
    Imre wandte sich wortlos um und ließ Adam stehen.
    Zu Hause klatschte er die Mappe mit den Blumenzeichnungen des Serben auf den Tisch im Salon, ein Tuschestift rollte zur Seite. Klara warf einen Blick darauf, sie wusste sofort, dass etwas Wichtiges geschehen war, eine kindliche Neugier befiel sie, sie begann ihn zu löchern, er solle erzählen, was in der Burg gewesen war.
    Die ganze Zeit wurde er das Gefühl nicht los, dass sie seine Lügen durchschaute.
    Es gibt nichts zu erzählen! Der Junge ist dorthin versetzt worden, er füttert Schweine, mistet den Stall aus. Er trägt den vollen Eimer fort und bringt ihn wieder zurück. Sein Mund ist zerschnitten, der Hals voller Narben. Es gibt ihn gar nicht! Diesen Burschen hat es nie gegeben! Dieser Bursche ist ein mit Wunden verziertes Nichts!
    Sein Zorn erschreckte Klara, sie fragte nichts mehr und wagte nicht einmal, beleidigt zu sein, obwohl sie damit meistens durchkam. Als Imre sich beruhigt hatte, begann Klara, im Zimmer auf und ab zu gehen, sie redete mit ihm, als würde sie ihm eine Lektion einpauken.
    Na schön, ich müsste sehen, dass du unschuldig bist! Unterbrich mich bitte nicht! Natürlich bist du überhaupt nicht unschuldig, aber du wirst ihm auch nichts tun. Nicht wahr? Doch dieses Rindvieh Peter wird noch einmal echtes Unheil anrichten! Verstehst du, mein Lieber?! Dieser Wüterich wird eine Tragödie verursachen, weil er blind ist, weil er unfähig ist, ohne Leidenschaft zu leben, zuerst fällt er den Baum, dann erst versucht er, ihn neu zu pflanzen.
    Warum kommst du mir mit Peter?
    Klara verzog das Gesicht, als wäre sie die Beleidigte.
    Du musst ihn vor Peter schützen.
    Ich?!, staunte er, wie soll ich ihn schützen, wo ich schon deine Leidenschaft kaum behüten kann?
    Sie sah ihn mit einer Verachtung an, wie sie ihm noch nie begegnet war.

Warum mochte Somnakaj Krapfen?
    Der Zigeuner spuckte aus und schüttelte den Kopf, er wusste nicht, was das war. Irgendeine Zeichnung. Ein Bild, eine Kritzelei. Auch die Zigeuner zeichneten manchmal, allerdings in den Staub oder in den Schlamm. Sie bildeten die Sonne, Menschengesichter, das Wirbeln des Tanzes ab und zogen am nächsten Tag weiter. Sie schnitzten Zeichen in Bäume, damit nachfolgende Zigeuner wussten, wer dort gewesen war, worauf sie achten, vor wem sie sich hüten sollten. Auch Zigeuner zeichneten, und sie vergaßen schnell, wie Gott oder die Welt auf den Abbildungen ausgesehen hatten. Wenn sie ihr Lager aufschlugen, hängten sie die Kleider auf Äste und Leinen und zeichneten von neuem. Der Zigeuner fliegt gerne auf seinen Zeichnungen, weil er viel herumläuft, herumstolpert, darum erhebt er sich in seinen Träumen oft in die Lüfte.
    Das ist nur ein Bild, sagte Imre, und Gilagóg blinzelte, er fühlte sich nicht wohl. Sie saßen bei Frau Léni, der Rauch, die Geschlossenheit des Raums und die Glätte der Wände bedrückten den Woiwoden. Wenn er von Mauern eingeschlossen in einem halbdunklen Zimmer weilen musste, fühlte er sich unbehaglich und wählte sich gleich ein Fenster für die Flucht. Durch eines könnte er sich vielleicht hinauszwängen. Und wie zur Bestätigung seiner Sorge ertönte ein Ruf, eine kaiserliche Patrouille stürmte in die Schenke. Der Reihe nach mussten die Anwesenden ihre Papiere vorweisen, ein Bursche, der seinen Stuhl umstieß und zu fliehen versuchte, wurde niedergeschlagen. Doch dann, als er zu sich kam und davonlief, sahen die Soldaten weg. Einen älteren Mann ließen sie aufstehen, banden ihm die Hände zusammen und beförderten ihn unsanft in die Ecke, er stieß mit der

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