Blumenfresser
Asche, und er, den die anderen aus der wärmenden Nähe des Feuers verdrängt hatten, ging nicht wieder in die Kälte hinaus. Ging er, würde er frieren, ging er nicht, bekam er auch nicht mehr Wärme ab. Als das Feuer wieder am Erlöschen war, packte ihn Berger, der Welsfänger, beim Kragen und stieß ihn zur Tür, los, hol Holz, du Dummkopf. Adam fiel fast auf die Nase, und als er das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, stand er einfach nur da.
Kapierst du nicht?! Bring Holz, du Hund, wiederholte Berger.
Bring selber welches!, antwortete Adam. Der Riese gab ihm einen Stoß, Adam taumelte, doch im nächsten Moment blitzte sein Messer auf, und bevor der andere sich hätte bewegen können, stach er ihm in die Hand. Er traf die Mitte des Handtellers, die Messerspitze glänzte zwischen der Behaarung hervor.
Lass mich in Ruhe, sagte er und riss das Messer zurück. Er stand ganz ruhig da. Der Riese röchelte und wollte sich auf ihn stürzen, doch Adam hielt ihm das Messer entgegen.
Rühr dich nicht, sonst schneide ich dir die Eier ab.
Ein junger Offizier sprang dazwischen. Der Schiffsbesitzer hielt sich die blutende Hand vors Gesicht, als könne er nicht glauben, was geschehen war. Der Offizier brüllte: Was macht ihr, ihr Tiere, ihr bringt euch gegenseitig um, und die Serben lachen sich krank über uns?!
Berger ließ die Hand sinken und sagte ernüchtert, Herr Leutnant, dieser Nichtsnutz holt kein Holz. Er holt kein Holz, wiederholte er.
Warum holst du es denn nicht selbst?, fragte der Offizier.
Berger begann zu stammeln, das Blut tropfte neben seinen Stiefel. Draußen brüllte jemand auf Deutsch, mit solcher Kraft, dass sich einige auf den Bauch warfen. Der Offizier ging in die Knie und spähte hinaus. Es wurde still, bevor jemand zurückbrüllte, serbischer Hund, fick deine Mutter, du Hurenbock. Ein Schuss krachte, wieder wurde deutsch herübergeschrien.
Wir sind keine Serben, ergebt euch, im Namen des Kaisers!
Darüber mussten einige grinsen. Es sind keine Serben, nur Österreicher! Ach ja, im Namen des Kaisers! Der Kaiser?! Was für ein Knilch war denn dieser Franz Joseph?! Übrigens gab es drei Deutschsprachige unter ihnen, einer von ihnen war Karl, doch der konnte auch sehr gut Ungarisch. Er war wie ein großes Kind. Immer lächelnd und heiter, voller naiver Neugier und Hilfsbereitschaft.
Ergib dich selber, schrie Karl.
Ergebt euch, sage ich zum letzten Mal!, kam es von draußen, und dann, nach einigem Schweigen, und du bist aus Wien?!
Ganz recht, du Rindvieh!
Ich bin ja auch aus Wien!
Das höre ich, Freund! Komm, stell dich auf unsere Seite.
Komm du zu uns!, lautete die Antwort.
Was zum Henker schwätzt ihr da?! Der Offizier erhob sichund trat zu dem Österreicher. Karl salutierte vorschriftsmäßig, er gehe zu ihnen hinüber, erklärte er mit der größten Selbstverständlichkeit, er gehe zu seinen Landsleuten und rede mit ihnen, um Unglück abzuwenden. Er, Karl, wisse, wie man mit denen umzugehen habe, er deutete Richtung Tor, sie seien ja Nachbarn, das heiße, die meisten würden in derselben Stadt leben. Wieso in derselben Stadt?! Er meine, in Wien, denn er, Karl, sei Wiener Bürger, wenn auch seine Seele ein wenig ungarisch geworden sei, während er hier mit ihnen gekämpft habe. Die Freiheit sei keine nationale Angelegenheit! Die Ungarn würden jetzt für ihre Freiheit kämpfen. Der dort geschrien habe, wohne in der Nähe des Praters, er kenne ihn.
Karl verließ den Stall, erschien aber kurz darauf wieder im Tor.
Es sind viele, rief er vom Eingang aus, mehr als wir, und sie sind stärker, erklärte er mit einem seltsamen Blick; er kam ein paar Schritte näher. Doch er hatte keine Angst, er drehte nur an den roten Schnüren seiner abgerissenen Jacke herum.
Ich habe sie überzeugt, fuhr er fort, dass sie euch nichts tun. Doch dafür muss ich bei ihnen bleiben. Ich habe keine andere Wahl. Ihr gehört den Serben. Die Österreicher tun euch nichts, aber sie überlassen euch den Serben. Es tut mir leid, Karl hob die Arme, mehr konnte ich nicht tun, ich werde wahrscheinlich verurteilt, ehrlicher Kummer erschien auf seinem Gesicht. Dann ging er. Unter den Pappeln an der Biegung schimmerte das Gelb der kaiserlichen Uniformen.
Sie froren in der Nacht, ihr eigenes Zähneklappern und Geräusper ließ sie nicht schlafen. Die Männer drückten sich aneinander, gaben einander Wärme, tauschten Läuse aus. Adam stand mitten in der Nacht auf und stahl sich zum Lager des Fischers, der sich ächzend
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