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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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herumwälzte. Er rührte ihn nicht an und wartete, bis er aufwachte. Berger stützte sich auf den gesunden Arm und glotzte einfältig, was zum Kuckuck ist denn los?! Adam antwortete nicht, er saß ruhig da. So wurde es Morgen. Als der erste Schuss krachte, stand er auf und wurde sogleich umgerannt. Gewehre knatterten, ein Tumult entstand, beim Eingang lagen bereits zwei Wachsoldaten, der eine zuckte noch. Durch die Ritzen sahen sie, dass Flaschen mit Schießpulver in den Hof flogen, das entfesselte Feuer lief über die Erde wie ein hungriges Tier. Die Kugeln pochten gegen die Stallmauer. Sie wurden mit einer Haubitze beschossen, ein Treffer schlug in das Gebäude ein, dichter Staub umhüllte alles, sie erblindeten, bekamen keine Luft. Adam spürte Wärme und Blut auf dem Gesicht, die Explosion hatte einem Kameraden den Schädel entzweigerissen, Hirnmasse war auf ihn gespritzt. Durch das von dem Geschoss gerissene Loch kroch Adam ins Freie, er fürchtete, das Gebäude könnte in Brand geraten. Kigl klammerte sich krampfhaft an einen umgestürzten Gartentisch, er schoss nicht und floh nicht. Adam lief zu ihm und riss ihn zu Boden.
    Was hat die Tochter von Pelsőczy zu dir gesagt, Kigl?
    Dass sie mich liebt, keuchte er.
    Warum hat sie das gesagt?, brüllte Adam.
    Du Idiot, du verdammter Idiot, schrie Kigl. Sein Mund war voller Blut. Sie hat es gesagt, um sich über mich lustig zu machen!
    Etwa ein Dutzend Serben stürmten in den Hof, Schüsse knallten, zwei Angreifer stürzten hin, die anderen warfen sich auf die Ungarn, die aus dem Stall hervorstürmten, ein Offizier mit wehenden Haaren erteilte brüllend Befehle. Nach kurzem Nahkampf wurden einige Serben niedergestochen, die anderen flohen schreiend. Ungefähr zwanzig Mann liefen hinterher. Sogleich wurden das Gestrüpp und sämtliche Hänge und Vertiefungen der Umgebung lebendig. Serbische Freischärler sprangen hervor, für einen einzigen Schuss blieb noch Zeit, dann konnte man nur noch das Bajonett gerade halten und rennen. Adam zerrte Kigl mit sich, doch sah er rasch ein, dass er damit nichts erreichte. Wenn er ihn nicht hielt, würde er auf die Nase fallen. Er drehte ihn zu sich und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Der zweite Schlag gelang besser, Kigl stürzte in den Schnee. Adam zog den leblosen Körper hinter einen Holzstoß und warf Scheiteauf ihn. Als er sich aufrichten wollte, bohrte sich direkt neben seinem Gesicht ein serbisches Bajonett ins Holz. Von dem Stoß rieselten Holzspäne durch die Luft, sogar in den Mund bekam er welche. Adam sah sich einem halbwüchsigen Serben gegenüber, der Junge blickte ihn schläfrig an. Dann sank er auf die Knie und fiel langsam vornüber, der Stiel einer Axt ragte aus seinem Rücken, Adam zog sie heraus und warf sie weg. Explosionen verspritzten den schwarzen Schnee, Rauch qualmte, von allen Seiten kamen Schmerzensschreie, jemand brüllte seinen Namen, Pferde wieherten panisch. Der von den Einschlägen aufgewirbelte Schnee fiel blutig zur Erde. Vor Adam lag eine Hand, am Gelenk abgetrennt, die Finger hielten ein Haarbüschel umklammert. Er sah genauer hin, vielleicht war es gar kein Haar, sondern ein Bart. Ein Husar galoppierte vorbei, das Pferd hätte Adam fast niedergetrampelt, haltet durch, wir sind hier, haltet durch!, brüllte er, da hatte ihn der Rauch schon verschlungen. Plötzlich war alles zu Ende. Stöhnen und Röcheln waren zu hören, dann wurden die Rufe immer zahlreicher. Der Nebel lichtete sich, der Pulvergeruch verzog sich, Adam saß am Grabenrand, zu seiner Rechten lag ein ungarischer Nationalgardist, zur Linken ein Serbe, sie waren tot. Er hatte keine Ahnung, ob er getötet hatte, ob er verwundet war. Er wollte aufstehen, ihm wurde schwindelig. Ein Offizier mit blutverschmiertem Gesicht packte ihn am Arm, such Verwundete, du Hornochse! Adam blickte zögernd um sich, in der Nähe röchelte ein junger Ungar, sein zerfetzter Unterleib schwamm im Blut. Er deckte ihn mit einem herumliegenden Mantel zu und sah dem Offizier in die Augen.
    Er hat noch fünf Minuten, sagte er und setzte sich neben den Sterbenden. Als er den Körper eingegraben hatte, brachen sie auch schon auf, Richtung Norden.
    Am letzten Tag im Februar erreichten sie Szeged, und er suchte Kigl immer noch. Sein Freund blieb seit jenem Angriff spurlos verschwunden. Der Holzstoß, hinter den er ihn gezerrt hatte, wurde getroffen und fing Feuer. Kigl war nirgends zu finden, weder unter den Verletzten, noch unter den Toten, die Erdehatte ihn

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