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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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einigen Tagen habe sich eine Dame, er nannte Zsófias Namen, bei ihm gemeldet und sich erkundigt, wann eine Möglichkeit für eine dringende Eheschließung bestünde. Und er, sagte Pfarrer Kremminger, habe das Datum eingetragen, denn er habe seine Zustimmung gegeben. Natürlich habe er sich über den Grund der Eile seine Gedanken gemacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Entführung handle. Er habe die Sache nicht gutgeheißen, aber dieses eine Mal eine Ausnahme gemacht.
    Peter beugte sich über das Buch, in verschnörkelten Buchstaben blickte ihm vom Papier sein eigener Name höhnisch entgegen.
    Zsófia kam zähneklappernd, mit fieberheißem Körper zu Hause an, schon auf dem Schiff hatte man sie in Prießnitz-Umschläge packen müssen. Sie redete wirr und hörte Stimmen. Ihre Hochzeit wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Eine Woche lang schwebte sie zwischen Leben und Tod, Peter, der auf die Nachricht hin herbeigeeilt war, konnte sie nur wenige Minuten lang sehen, es war Juni, und es herrschte entsetzliche Hitze. Er bestach das Dienstmädchen, um sich in das Krankenzimmer zu stehlen. Neben ihrem Bett kniend flehte er, ihm zu verzeihen, dass er ihre Vereinbarung gebrochen habe und früher gekommen war, doch was sollte er unter diesen Umständen anderes tun. Zsófia sah ihn aus weiter Ferne an, vielleicht drangen seine Worte gar nicht in ihr Bewusstsein. In dem Moment hörte Peter bereits den Arzt im Nebenzimmer Anordnungen treffen, und weil ihm keine Zeit blieb, ergriff er die Hand der Schwerkranken. Zsófia zog sie nicht sofort zurück. Und sie duldete auch die Männerlippen, die sich auf ihren rissigen Mund senkten. Und Ende August heiratete sie dann auch, wie es offensichtlich nicht anders geschehen konnte.

Peter und die kleine Schauspielerin
    Die Pariser Revolution versetzte den Finanzmarkt in Aufruhr. In Papiergeld hatten die Menschen kein Vertrauen, sie tauschten auch mal einen Fünfer für drei Silbergulden. Peter fuhr sofort nach Pest, tätigte einige schnelle Geschäfte, kaufte Fünfer, ausschließlich in Papier, er hegte keinen Zweifel, dass das Papiergeld mit der Zeit seinen Wert zurückerlangen würde. Er wurde Zeuge der revolutionären Ereignisse in Pest, auch ihn durchnässte Märzregen, und er war nicht übertrieben begeistert. Mit dem Dampfschiff Pannónia traf er in Szeged ein, am Nachmittag des Siebzehnten ging es im Hafen vor Anker, wo sich eine Menschenmenge drängte, alle erwarteten Neuigkeiten. Die Stadt war ein kranker, fiebernder Jüngling, jeder Traum gewann an Schönheit, fahnenschwingende Gruppen zogen durch die Straßen, schmetternde Musik begleitete die Menschen, an den Ecken ergriffen Redner das Wort, sie ließen Pressefreiheit, Gewissensfreiheit und die Revolution hochleben.
    Der kleinen Schauspielerin begegnete er im Kaffeehaus Schwarzer Hund . Man ließ sie dort singen und deklamieren, obwohl sie keine angenehme Stimme besaß, sie war heiser und knabenhaft, ihr magerer Körper zitterte unter dem ärmlichen Kleid. Sie deklamierte die Hymne und bat um Geld. Sie war zornig, klein und unscheinbar, doch ihren Zorn konnte man mögen. Sie schimpfte die Herren Revolutionäre Bauern und wurde verlacht und verspottet. Peter beobachtete sie durch den blauen Vorhang des Zigarrenrauchs, das Mädchen, das in einem Handschuh Kleingeld einsammelte und auf höhnische Bemerkungen die Schulter hochriss, begann ihn zu interessieren. Nach einem weiteren Lied winkte er ihr, sie wandte sich verächtlich ab. So schlenderte Peter zu der stolzen Künstlerin hin, die ihn mit ehrlichem Zorn ansah.
    Der Herr belieben zu spotten? Auch Sie verachten mich nur und lachen mich aus?!
    Wenn du nicht mit mir reden willst, spotte ich.
    Sie klingelte mit dem Handschuh. Warum soll ich mit dem Herrn reden wollen?
    Vielleicht könnte ich dir helfen.
    Wie soll der Herr mir helfen können?
    Indem ich dir zuhöre.
    Ihre Augen weiteten sich.
    Er würde sich alle ihre Sorgen anhören, sagte Peter und war gerührt von der eigenen Großmut, ja, ihm könne sie erzählen, was wirklich wehtut. Sie sah ihn blinzelnd an, und Peter spürte, dass er die Schlacht gewonnen hatte. Ach, das war keine Schlacht gewesen, nicht einmal ein Scharmützel. Die Schauspielerin blinzelte gar nicht mehr so trotzig. Sie zogen sich in eine Ecke zurück, Peter ließ Glühwein kommen. Er fragte sie über ihr Leben aus, und sie erzählte erst zögernd, dann immer selbstvergessener, dass sie sich vor zwei Jahren kurz entschlossen einer

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