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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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des Gemetzels und sah aus wie ein Zigeuner. Doch er war kein Zigeuner, nur ein trauriger Gott. Wäre er ein Zigeuner gewesen, wäre er mit ihnen zugrunde gegangen. Gott zählte die Toten, dann ließ er einen von ihnen auferstehen, den König, den Vorfahren Gilagógs, und sagte ihm, was zu tun sei, wie der Zigeuner von nun an leben, welchen Geboten er folgen solle. Wenn er die Regeln einhalte, würde es ihm wohl ergehen. Dann würde er glücklich sein.
    Der König war vollkommen taub, deshalb war er auch zum König gewählt worden, er konnte das Schlechte nicht hören. Gott kehrte in die Welt zurück, denn die wollte ihn nicht mehr töten. Gilagógs Urgroßvater begrub seine Brüder und Schwestern und setzte seine Wanderung fort. Er hatte wieder eine Frau und Kinder, hatte wieder einen Stamm, ein Volk, und während der Wanderungen rühmte er sich oft, dass er persönlich mit Gott gesprochen hatte.
    Er hat nicht gehört, was der Herr ihm sagte, schloss Gilagóg, und vielleicht ist das auch besser so. Man muss nicht hören, setzte er nachdenklich hinzu, was man vergebens hören würde. Man begreift es nicht, der Verstand reicht nicht aus. Es soll genügen, dass der König am Leben blieb, nickte der Woiwode, steckte seine Pfeife an und wartete, dass Peter etwas sagte.
    Warum hast du mir das erzählt?!, fragte Peter.
    Der Tod ist mit dir, sagte Gilagóg achselzuckend, doch er wirkte irgendwie verlegen.
    Hast du dir gemerkt, was ich gesagt habe?
    Natürlich, antwortete Peter, ich habe es mir gut gemerkt.
    Wirst du es niemals vergessen?
    Niemals, niemals!, lachte Peter.
    Gebt mir Geld!, schnarrte Habred, der Woiwode warf die Decke über ihn und schob den Wagen in die Ecke.
    Was ist denn mit mir?!
    Der Wahrhaftige behauptet, dass der Tod dir seine Hand auf die Brust gelegt hat. Wenn er das auch mit der anderen Hand tut, schlägt dein Herz nicht mehr.
    Peter konnte nicht entscheiden, ob Gilagóg drohte oder ihn warnen wollte.
    Man sagt, du hättest schon einmal getötet.
    Wer sagt das?
    Viele behaupten das. Auch Menschen, die dir wichtig sind. Sie erinnern sich daran, dass du getötet hast. Ich weiß nicht, ob du es tatsächlich getan hast. Wenn du getötet hast, gab es sicher einen Grund dafür.
    Warum fragst du nicht Habred, ob ich ein Mörder bin?, fragte Peter verdrossen.
    Ich habe ihn schon gefragt, sagte der Woiwode und griff nach seinem Messer, um mit dem Schnitzen fortzufahren.

Wenn Gesundwerden nicht hilft
    Am Morgen bat Peter um ein Hufeisen und einen Kessel. Das Hufeisen zerbrach er, und den Kessel drückte er zusammen wie einen Blechschädel. Der Woiwode sah bei dem Kunststück mit starrer Miene zu, Masas raue Zunge leckte ihm die Hand. Er wusste, was diese Angeberei bedeuten sollte: Peter war genesen, seine Kraft und seine gute Laune waren zurückgekehrt, man wäre blind, es nicht zu sehen. Bald konnte er sich von seiner Tochter verabschieden, weil Somnakaj mit diesem Monstrum fortgehen würde. Sie verließ ihn, und das tat sehr weh, aber vielleicht hatte es seine Richtigkeit. Der Zigeuner ging fort, um nicht Zigeuner zu sein, dann blieb er es doch. Die Welt wusste nichts mit ihm anzufangen, sie ließ nur zu, dass er verrottete, zu Schlamm und Staub wurde. Auch Somnakaj würde nichts anderes sein, nur eine Zigeunerblume, und dass Peter Schön sie behüten würde, war alles andere als sicher.
    Peter zog sich an, seine alten Kleider warf er in eine abgenutzte Ledertasche. Ich gehe, sagte er, der Woiwode nickte nur stumm.
    Danke für alles, sagte er noch, doch Gilagóg schwieg auchjetzt, und Peter hatte das Gefühl, der Zigeuner sei sein Feind geworden.
    Ich werde auf sie aufpassen, ich verspreche es, doch der Woiwode gab keine Antwort.
    Peter schüttelte den Kopf, Wut packte ihn, was hast du dir vorgestellt, was hast du erwartet, Alter, sie ist nicht deine Frau, nur deine Tochter!
    Bevor er das Lager endgültig verließ, trat er zu Barka, die im Hof lauerte.
    Ist es schlimm für dich?
    Barka spuckte ihm ins Gesicht, die Zwillinge tranken atemlos unter der Männerjacke.
    Es ist schlimm, doch das schlimmste ist, dass du nie erfährst, warum, und dass es auch besser hätte sein können, sagte er, und da begann seine Seite zu schmerzen. Barka fletschte die Zähne und spuckte nochmals. Peter wollte sie nicht schlagen, doch seine Hand berührte sie. Barka wich wimmernd zurück und lief davon. In der Mitte des Hofes stand ein junger Mann, er sah Peter an. Auf seinem langen, schwarzen Mantel schmolz der Schnee nicht. Er

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