Blumenfresser
und tat einen kräftigen Zug aus der Palinkaflasche. Kigl winkte dem Bauern, der ihn mitgenommen hatte, das Fuhrwerk setzte seinen Weg fort.
Macht nichts, Naze, murmelte Peter, macht nichts! Nicht derjenige, der tötet, ist der Mörder!
Kigl nahm ihm die Flasche aus der Hand, sondern?
Der Mörder bin ich, sagte Peter und stürzte in den Schlamm.
Am nächsten Nachmittag wurden sie gestört, draußen wieherte ein Pferd, ein Gespann aus der Stadt war eingetroffen, der Kutscher schien sich einiges zuzutrauen, dass er bei diesem Wetter losgefahren war, oder man hatte ihn sehr gut bezahlt. Die Stimme kam Peter bekannt vor, doch wegen des Katers konnte er kaum aus den Augen sehen. Doktor Schütz fiel in dem Gasthaus ein, er grüßte gar nicht erst, sondern legte sofort los.
Eine fürchterliche Tragödie sei geschehen! Peters Bruder sei verhaftet worden, in Ketten werde er nach Pest geschleppt. Imre habe einen wissenschaftlichen Vortrag gehalten, bei dem überraschend auch der Woiwode Gilagóg aufgetreten sei, der sich für einen Zigeunerpropheten halte. Peter griff sich an die Stirn, hätte er etwas gesehen, wäre ihm sicher schwarz vor Augen geworden.
Am Tag nach dem Vortrag ist ein Wiener Kommissar ermordet worden, fuhr der Doktor fort, sein Gesicht war grau, riesige Säcke hingen ihm unter den Augen, man hat ihn auf den Bock eines Pferdewagens genagelt und durch die ganze Stadt rollen lassen. Die Häscher kontrollieren überall, machen Haussuchungen, sie fragen nicht, sondern schlagen gleich zu. ImresHaus haben sie bis in den letzten Winkel durchstöbert. Es gibt auch einen Mordverdächtigen, Doktor Schütz fummelte an der Schnalle seiner Tasche herum, sein Gesicht wurde noch hässlicher, er glich einer Schauergestalt, Kigl sah ihn durchdringend an und spielte dabei mit den Würfeln.
Stille trat ein.
Mein Vater hat bewiesen, dass er etwas von Schönheit versteht, sagte er schließlich.
Dein Vater, Doktor Schütz hob den Finger und kicherte wie ein Wahnsinniger, dein Vater hat den Verstand verloren! Er schlug sich auf die Knie vor Lachen, worauf Peter zu ihm trat, schon gut, Alter, es ist nichts Schlimmes passiert.
Nichts Schlimmes passiert?, Herr Schütz sah auf, er weinte.
Wirklich nicht, sagte Peter.
Und noch etwas ist geschehen, murmelte der Doktor, er sprang auf und redete im Stehen weiter. Die Gendarmen sind über die Zigeuner hergefallen, den Woiwoden haben sie zusammengeschlagen und seinen Hund erschossen, auch Barka ist tot, erstochen, sie hat die Häscher attackiert.
Peter hatte das Gefühl, dass etwas aus seinem Körper herausfiel, er fühlte sich so leicht, als könnte ihn der leiseste Windhauch fortblasen. Er verstand nicht, warum, doch das Zigeunermädchen tat ihm leid.
Was ist mit den Zwillingen?, fragte er.
Gilagóg hat sie zu sich genommen, brummte der Doktor.
Sie werden ihn auffressen, den Unglücklichen, sagte Peter, dann begleitete er Herrn Schütz hinaus und half ihm in den wartenden Mietwagen. Das Gesicht des Alten war klein und verschrumpelt.
Mir tut es auch leid, dieser Ochse Kigl, sagte Peter mit gesenktem Kopf. Aber das war ja zu erwarten, Herr Doktor!
Ja, murmelte der Alte, und Peter beschlich ein ungutes Gefühl. Herr Schütz schien etwas zu verheimlichen. Peter starrte dem durch den Morast zuckelnden Pferdewagen lange nach. Der Himmel war eine leere Wölbung, es dämmerte. Inzwischen war der Wind abgeflaut, die Wolken hatten sich verzogen. Schließlich wandte sich Peter an Kigl, der neben ihm stand und pinkelte.
Du weißt, worüber mein Bruder bei diesem Vortrag geredet hat!
Ein bisschen was weiß ich, nickte Kigl, Vater hat was darüber fallenlassen.
Na dann sag schon!, Peter stampfte ungeduldig auf.
Er hat darüber gesprochen, was für Blumen im Februar bei Branyiszkó geblüht haben, du weißt schon, während des Freiheitskampfes, zur Zeit der Schlacht. Und was für Blumen in der Umgebung von Hatvan, Tápiószeg und Isaszeg geblüht haben, und bei Szolnok im März, Imre Schön, dein Bruder, hat darüber gesprochen, was für Blumen bei der Belagerung von Buda und bei der Belagerung von Komárom und bei Győr, bei Szeged und bei Világos in Blüte standen! Aber Peter, hör mir mal zu.
Ich höre dir zu, nickte Peter.
Vater muss man nicht ernst nehmen, sagte Kigl, weißt du, er redet nur immer schön. Er hat niemals die Wahrheit gesagt, nie. Wenn er stirbt, wird auch das eine Lüge sein.
Einmal geht auch Berger an die Angel
Sie warteten, bis die Schneefälle vorbei
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