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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Klara rückte nicht ab, doch Peter spürte, dass ihr Körper sich spannte. Über ihnen schlug die Wanduhr, hinter der Tür knarrte etwas, Somnakaj lauschte offenbar.
    Hasse mich nicht, ich bitte dich!
    Von ganzem Herzen, flüsterte Klara, ich hasse dich von ganzem Herzen, Peter Schön!
    Er betrachtete die Zeichnungen. Wie kamen die hierher?!Vielleicht würde er einmal verstehen, warum diese Bilder hier hingen. Die arme Schauspielerin hatte sie gezeichnet! Einmal würde er verstehen, wieso Klara sagte, sie hasse ihn, obwohl sie sein Bild jeden Tag sehen wollte. Wie gerne würde er ihre Schulter küssen!
    Wo ist mein Bruder?, fragte er.
    Er hat mich verlassen.
    Stimmt es, dass er morgen im Casino einen Vortrag hält?
    Er hat mich verlassen, wiederholte sie.
    Wo ist er?
    Er hat mich verlassen.
    Ich weiß nicht, ob ich noch einmal Gelegenheit haben werde, Peter hob das Glas, das er lange in der Hand gehalten hatte. Klara sah ihn nicht an, sie hatte die Unterlippe aufgeworfen und war jetzt fast hässlich. Würde er sie in den Hals beißen, würde sie wieder schön werden. Und er biss zu, doch nicht wild, sondern so, als würde er von ihrem Fleisch kosten, die Schulter, den Nacken entlang, dann den Mund, jede Lippe extra, und weil Klara es reglos duldete, leerte Peter das Likörgläschen selbst und stellte es geräuschvoll auf den Tisch. Er ging. Hier hatte er nichts mehr zu suchen.
    Du bist ein Mörder, hörte er Klara sagen, worauf er sich umwandte.
    Wie kommst du denn darauf?!
    Ich weiß es.
    Natürlich, nickte er, und wem habe ich das Leben genommen?! Er hätte brüllen können. Diese Frau glaubt dem Geschwätz des Zigeunermädchens?! Dann fuhr ihm durch den Kopf, was der so kenntnisreiche Woiwode dahergeredet hatte. Hatte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen?! War nicht er selbst fast umgebracht worden?! Er wollte ohne ein Wort gehen, aber dann begann er doch zu brüllen.
    Somnakaj, komm sofort her, wenn ich es sage!
    Das Mädchen öffnete zögernd die Tür und wagte sich langsam näher, Peter packte sie bei der Hand und riss sie an sich.
    Sei geduldig, keuchte er ihr ins Gesicht, wir haben in der Stadt noch eine Kleinigkeit zu erledigen, dann brechen wir auf.
    Er redete so, dass auch Klara es hörte.
    Wohin?, flüsterte Somnakaj.
    Nach Wien, Dummerchen, geradewegs nach Wien, raunte er und zog sie an sich. Er ließ sie los, als in ihren Augen dieses seltsame Licht erschien. Es war nicht nur Furcht und auch nicht nur Entsetzen, sondern eine Mischung aus beidem.
    Er verabschiedete sich nicht von Klara.
    Am nächsten Tag ging er nicht zu dem Vortrag, doch er sah sich an, wer alles ins Casino kam. Imre übertraf sich selbst, die ganze Stadt war da, die Spitzel, die Priester und der ruchlose Komitatshauptmann! Er wartete den Skandal ab, fing ein paar entrüstete Worte auf, dann eilte er in die Kneipe, wo er erfuhr, dass seine Gefährten bei Margit auf ihn warteten, er nahm sich einen Mietwagen. Auf halbem Weg ließ er halten, sie waren schon auf freier Flur, als er neben der Straße einen braunen Fleck bemerkt hatte, ein Reh lag in den letzten Zügen. Er wartete darauf, dass es die Augen schloss. Doch es starb mit offenen Augen.
    Im Gasthaus von Margit wurde er tatsächlich erwartet. Pietro, Salomon und Kigl saßen um den Tisch und würfelten. Peter bestellte Wein und setzte sich zu ihnen und ließ sich die Neuigkeiten aufzählen, die drei redeten sich in Rage und tranken unmäßig, Margit rang die Hände vor Angst. Am Morgen wollte Kigl unbedingt in die Stadt, Peter nahm ihm das Versprechen ab, vorsichtig zu sein und rasch zurückzukommen. Kigl grinste nur.
    Margit sah besorgt aus dem Fenster. Der Regen hatte aufgehört, es war Nachmittag, bald würde die Dämmerung über sie hereinbrechen, zu dieser Zeit kam gewöhnlich die Patrouille, die Gendarmen spürten Räubern nach, die sich zwischen den Gehöften versteckt hielten, es gab genug von ihnen, eine große Zahl grausamer, hinterlistiger Gesellen, die Gendarmen tranken etwas, wärmten sich ein wenig auf und machten sich fluchendauf den Rückweg in die Stadt. Doch vielleicht würden sie heute im Morast steckenbleiben.
    Peter hörte seinen Leuten zu, dann ging er hinaus und begann zu trinken, als wollte er daran sterben. Er ging vor das Haus und brüllte.
    Mörder! Mörder!
    Gemeinsam mit ihm heulten die Hunde und der Wind.
    Kigl ging am nächsten Morgen fort und kehrte, tief in Gedanken, am Abend zurück. Peter stand gerade im Hof, als er den Ankommenden erblickte,

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