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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Honigkännchen ermattet das Licht auf diese Art. Sie fühlten sich schwer, dufteten stark, aus ihren Gesichtern wurden Flecken, ihre Bewegungen verschwanden im sich verdichtenden Dunkel, Klara flüsterte, ich schlafe schonwieder, und Imre brummte ebenfalls nur, dass auch er gleich einschlafe, und tatsächlich schloss ihnen die Müdigkeit des langen Tages die Augen, langsam versanken sie, verloren sie sich, es gab sie schon gar nicht mehr, und als das schrille Morgenlicht auf sie fiel, erwachten sie benommen und lachten, noch immer matt, was war das für ein schöner und fürchterlicher Tag gestern, er war ein wenig anders verlaufen als die anderen!
    Die Frage nach der menschlichen Stimme war aber schon unredlich! Denn es gibt ja auch den Chor!, bemerkte Klara während des Frühstücks.
    Imre zog die Brauen hoch, der Chor?, wie verhält es sich mit dem Chor?!
    Kann ein Chor klug oder weise sein?!, fragte Klara, steckte den Finger in das Glas mit der Erdbeermarmelade und hielt ihn ihrem Mann hin.
    Ist denn nicht der Chor das dümmste Instrument, Liebster?!
    Imre verfiel in Nachdenken.
    Schleckst du mir den Finger nun ab oder nicht?!, fragte Klara.
    Du weißt, dass ich Marmelade nicht mag, seufzte er und schleckte ihr den Finger gehorsam ab.

Likörgläser in der Brusttasche
    Sie lachte, die Hand vor dem Mund, Peter, Peter, du bist wie ein riesiges Haus, alle deine Fenster stehen offen! Es hat keinen Sinn hineinzugehen, ich werde frieren, ich werde nur vor Kälte zittern! Und Peter, dieses Kind, schloss die Augen, presste die Lippen zusammen, hielt sich die Ohren zu und wartete ungeduldig, dass ihn Klara irgendwo zwickte.
    Auf der Hochzeit waren sie einander zum ersten Mal begegnet, Imre hatte schon viel von ihm erzählt, meistens beschrieb er ihn als redlichen Barbaren, dem man keine zerbrechlichen Gegenstände in die Hand geben durfte. Klara lachte, na so etwas, dann dürfe sein Bruder auch Menschen nicht berühren?Zerbrechliche Menschen jedenfalls besser nicht, sagte Imre, mit fünf habe er ihre Mutter beinahe zu Tode umarmt. Imre erzählte von der Mutter, der schönen Anna Szabics, die eines Wintermorgens mit einem Theaterdirektor durchbrannte, er erzählte vom Vater, dem Lehrer, der kurz darauf starb, weil er die Schande nicht ertrug. Klara hörte sich die Familiengeschichten an, dann bat sie um einen Likör. Sie konnte sich absolut nicht daran gewöhnen, dass er so eine Mutter gehabt hatte. Vielleicht war sie auf Anna Szabics auch ein klein wenig eifersüchtig.
    Als sie das erste Mal in Peters gewaltiges, grobgeschnitztes Gesicht blickte, wurde sie ruhig. Er platzte herein, als sie sich gerade für die Hochzeit umkleidete. Imre rauchte draußen oder besprach schon etwas mit Frau Léni. Der Riese stand vor ihr und starrte ihre Schultern an, schamlos, hungrig.
    Knien Sie nieder!, sagte Klara zu ihm.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die volle Unterlippe.
    In Ordnung, Schwägerin, ich knie nieder, wenn Sie mit mir knien.
    Erst Sie, nickte Klara.
    Er kniete sich hin.
    Doch Klara lachte nur über ihn, sie dachte nicht im Entferntesten daran, es ihm gleichzutun.
    Verrat! Verrat!
    Nein, kein Verrat, Sie Tölpel, ich habe doch gar nichts versprochen!
    Peter wischte sich ärgerlich die Hose ab, Sie werden schon noch vor mir knien! Sie werden mich noch anflehen und nach meiner Hand grabschen! Und was tue ich dann? Ich tue nur so!
    Und er lachte, dass die Sektgläser in der Vitrine klirrten.
    Klara rieb sich das Herz. Ihretwegen trifft mich noch der Schlag, Sie Esel.
    Bei der Hochzeit drückte er sie so fest, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Peters Aufrichtigkeit war roh, doch es war unmöglich, dem stürmischen Schauspiel seiner Zerknirschung zu widerstehen.Er wimmerte auf Knien, schlug sich auf die Brust, gelobte Besserung, er wolle ein guter Mensch werden, wenn sie ihm nur dieses eine Mal verzeihe! Auf seinen Händen und am Oberkörper, auch am Rücken, wucherten seidige schwarze Haare, er war wirklich ein echter Barbar, ein gefühlvoller Wilder. Er weinte laut, doch wenn er zuschlug, dann stumm. Häufig feierte er die Nacht hindurch mit Serben, Griechen und Zigeunern, dann sah Klara ihn am Morgen unter ihrem Fenster auf der noch menschenleeren Straße stehen und nach oben starren, das Haar schneeweiß. Manchmal verschwand er für Wochen, sie hatten keine Ahnung, wo er sein mochte, vielleicht war er wegen Sachbeschädigung oder einer Schlägerei aufgegriffen worden.
    Imre lächelte, er taucht wieder auf, mein

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