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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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auf, dann begann sie zu hüsteln. Herr Schütz senkte den Kopf und bedeckte seine Augen, man konnte nicht sagen, ob er unterdrückt lachte oder sich verlegen räusperte.
    Jesus war hier?! Hat er auch gekämpft?!
    Es war noch in Wien, knurrte Peter, das … Ereignis hat sich vor einer Woche zugetragen, und die Wunde ist nicht verheilt.
    Herr Schütz nickte, als wolle er sagen, na klar, die von Jesus zugefügten Wunden heilen langsamer als die Gewalttätigkeiten des Teufels. Wenn sie dann aber verheilt sind, brechen sie nie mehr auf!
    Warum hat dich Jesus geschlagen?!, fragte Klara harmlos.
    Wegen meines Bruders, schnupfte Peter, er starrte Herrn Schütz an, seine Hand ballte sich wieder zur Faust. Ein Zucken ging durch Klaras Körper, in ihren fiebrigen Augen blitzte es auf, sie begann zu schniefen. Plötzlich beugte sie sich vor und küsste Peter. Sie atmete in seinen Mund, biss sanft auf den versengten Lippen herum, umschmeichelte mit ihrer Zunge die seine. Er hob nur die Hand, wagte jedoch nicht, sie zu berühren, er wagte nicht, Klara zu umarmen, unter ihnen holperte der Wagen, sie fuhren irgendwo im Reich, über sie wölbte sich das Grün der Bäume, und Grashunde, Windmusikanten und Spione trugen einander zu, was sie taten, Herr Schütz zappelte unruhig, ich bitte Sie dringend, hören Sie auf damit.
    Womit hat der … Erlöser dich denn geschlagen? Klara rückte ein wenig von ihm ab und sah ihn lächeln an.
    Mit dem Kreuz, damit, flüsterte Peter.
    Also ist er vom Kreuz heruntergekommen?!
    Vorübergehend … glaube ich.
    Klaras Kopf kippte zur Seite, so sehr lachte sie in sich hinein, offenbar stand sie kurz vor der Ohnmacht, ach, ach, wie konntest du mit Jesus Christus aneinandergeraten?! Der Vater, László Pelsőczy, pflegte dergleichen von sich zu geben, und vielleicht wäre es auch gar nicht so seltsam gewesen, es von Imre zu hören, doch aus dem Mund von Peter?! Der niemals an irgendetwas geglaubt hatte außer an sich selbst?!
    Peter zog sein Hemd hoch und zeigte die roten Male auf seiner Brust, siehst du Klara, das hat die Jungfrau Maria gemacht. Dann schob er das Hosenbein hinauf, der Biss stammt von einem wasserspeienden Monsterhund. Das, jetzt drehte er sichum und zeigte die Peitschenstriemen auf seinem Rücken, ist das Werk von Lajos Kossuth.
    Und sie alle haben dich wegen deines Bruders geschlagen, Jesus, Lajos Kossuth und die Jungfrau Maria?!
    Klara dachte, sie sei verrückt geworden! Sie halluziniere, ihre Phantasie gehe mit ihr durch, wegen des Fiebers, der Krankheit, wegen der Erschöpfung durch die Reise! Peters Kopf fiel zurück, und er begann auf der Stelle zu schnarchen, er sank in einen schlechten, alptraumhaften Schlaf, manchmal hob er die Faust, als würde er zuschlagen, als würde er sich verteidigen wollen. Klara hielt eine schwummerige Müdigkeit umfangen, wie gerne würde sie jetzt einschlafen und einen Monat lang nicht aufwachen! Herr Schütz kniff höhnisch die Augen zusammen. Das Fieber brachte die Dinge zum Glänzen, in Klaras Brust war ein Feuer entfacht, ihr Gesicht brannte, trotzdem fror sie sehr. Die Konturen der Dinge waren blankpoliert, schnitten ineinander. Peter schreckte aus dem Schlaf, wandte sich Herrn Schütz zu und packte ihn beim Kragen, er stammelte etwas Unzusammenhängendes, doch eines konnte Klara aus dem Wirrwarr der Worte heraushören: Mörder!
    Dass er, Peter, ein Mörder war!
    Sollte dieses Rindvieh tatsächlich ein Mörder sein?! Jetzt hatte er es gestanden?! Hatte er Adam wirklich umgebracht?!
    Warum guckte Herr Schütz so höhnisch, warum sagte er Peter und ergriff dabei sogar seine Hand, dass man seine Tochter nicht umbringen könne?!
    Wer war die Tochter von Herrn Schütz?!
    Rufe ertönten, erneut mussten sie sich ausweisen. Sieh da, das schadete nichts, die Hand des Doktors schwenkte das Genehmigungspapier, und wie der Wind konnten sie bereits weiter. Sie flogen, sie flogen! Sie wusste nicht einmal mehr, wohin die schwarze Mietdroschke mit ihnen rollte. Reisten sie heim?! Oder in den Tod?! Peter brummte undeutlich, er habe niemandem etwas Schlechtes gewollt, er habe es nur seinetwegen, eines Grashalms wegen getan, worauf Herr Schütz ihn beruhigte undden Schlotternden zudeckte. Nun war also auch Peter krank. Sie waren alle krank, die Droschke fuhr mit ihnen dahin, die Steine, die auf ihrem Weg lagen, waren unbedeutende, sinnlose Menschenschicksale, und sie fuhren über alle Kleinigkeiten hinweg. Städte, Türme, reißende Flüsse und Gärten blieben

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