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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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bereits am Fenster, vor seinen Augen befand sich ein graues Viereck, durch das man zum Himmel sehen konnte, in der Höhe seiner Hand eine kümmerliche Topfpflanze. Klara kleidete sich rasch, doch nicht hastig an. Als sie sich kämmte, verlangsamten sich ihre Bewegungen, sie spürte eine bleierne Müdigkeit, ihr Mund war ausgetrocknet. Auch Imre sagte nichts mehr.
    Bevor sie endgültig fortging, machte sie die Bemerkung, dass Peter ihr folge.
    Imre nickte schweigend. Und Klara war nicht sicher, ob er es verstanden hatte. Der junge Gefängniswärter, der sie zu Imre gebracht hatte, begleitete sie ganz bis zum Burgtor, nun sprach er sie an. Es war ein hässlicher Bursche mit einem Pferdegesicht, gelbe Zähne starrten in seinem Mund, mit seinen riesigen Fingern drehte er an den Knöpfen seines Dolmans, doch sein Blick tat wohl, danke schön , sagte er. Danke schön, dann lief er in Richtung der Zellengebäude davon. Klara trat ins Freie, sie schluckte. Sie hatte einen Geschmack im Mund, als hätte sie von einem der gestohlenen Liköre Peters gekostet.
    Herr Schütz behauptete später, es sei seine Schuld, all das Fürchterliche sei nur seinetwegen geschehen, weil er von einem Moment auf den anderen erblindet sei, ihm sei dunkel vor den Augen geworden, er sei gestürzt, habe seinen Kopf am Tisch angeschlagen und das Bewusstsein verloren, erwacht sei er, als der Gasthaushund das geronnene Blut auf seinem Gesicht geleckt habe, es sei Nacht gewesen, und er habe Klaras Schreie aus dem Nachbarzimmer gehört. Er hätte geholfen, doch er habe sich nicht bewegen können! Er habe keine Ahnung, wie lange er auf dem kalten Fußboden gelegen sei. Sie solle nicht lachen, es seien höllische Momente gewesen, flüsterte der Doktor, sie solle nicht kichern, er würde Imre nie erzählen, was mit ihnen passiert sei. Trotzdem lächelte Klara schwach, vom Fieber angegriffen, der rote Fleck auf der Hand schmerzte, ihr Schoß war zu einem leeren Himmel geworden. Der Arzt untersuchte sie schaudernd, mein Gott, mein Gott, sogar auf der Innenseite der Schenkel fand er Bissspuren, was für Tiere, Herrgott, was für Bestien!
    Das war nicht Imre, Klara hustete vor Lachen und spuckte Blut. Auf ihrem Bauch traten rote Striemen hervor, als wären glühende Drähte darüber gezogen worden, und ihre Schultern waren voll gelber Flecken, denn dass die Bestien sie gepackt hielten, um ihr Gewalt anzutun, hatte Spuren hinterlassen. Peter, der bisher im Nachbarzimmer getrunken hatte, steckte nun seinen großen, struppigen Kopf herein und verschwand wieder. Dann stürmte er doch wieder herein, es ist keine Zeit mehr, sie müssen fliehen, in ein paar Minuten werden sämtliche Soldaten der umliegenden Garnisonen hinter ihnen her sein! Im Zimmer lagen zwei besinnungslose Offiziere, Peter trat den einen zur Seite, dann hob er die vor sich hin lachende, halb ohnmächtige Klara wie eine Strohpuppe in die Höhe.
    Adam, Adam, sie liebkoste das stoppelbärtige Gesicht, Peter schnaufte dunkel und trug sie die knarrende Holztreppe hinunter. Die Wirtin, deren Verstand vom Entsetzen getrübt war, stieß mit dem Rücken gegen den Türstock, sie brachte keinen Laut heraus, hielt den abgebrochenen Griff einer Kanne umklammert. Alles lag in Trümmern, das Gasthaus war verwüstet, überall lagen Soldaten, zusammengeschlagene, besinnungslose Offiziere, sich in ihrem Blut wälzende Landser.
    Tanzen wir ein wenig, Adam, tanzen wir!
    Peter schnaubte, er blieb vor der Wirtin stehen, du Aas, du Aas, auch dich hätte man totschlagen sollen!
    Sie nickte stumm.
    Adam, Adam, tanzen wir!, wiederholte Klara.
    Peter trat mit ihr ins Freie, auch den Alten mit sich ziehend, ging er auf die Einmündung einer engen Gasse zu. Klara spürte, dass es warm war, sieh an, sieh an, das schöne Wetter war zurückgekehrt, es war wirklich zurückgekehrt!

Flucht
    Die Neuigkeit knisterte wie ein Lauffeuer von der Garnison bis zur Kneipe am Platz, vom Halbdunkel der Toreinfahrten bis in die Kaffeehäuser. Im Obergeschoss des Gasthauses stehe die Tür am Ende des Korridors offen und man könne dort getrost eintreten. Auf dem Bett liege eine nackte Frau und erwarte jedermann, ohne Rücksicht auf Rang, Stellung und Alter, und diese schöne Frau sei keine Hure, weniger und mehr als das, diese Frau sei warm, nett und hingebungsvoll und weise niemanden zurück. Die Nachricht kam dem wichtigsten Befehl ihres Lebens gleich, auf den sie insgeheim schon immer sehnsüchtig gewartet hatten. Es war ein wundervoller

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