Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
Höhe.
    »Aber die Wolken kommen näher.« Striezel zog den Kopf ein. »Die sehen aus wie riesige Schimmelpilze.«
    »Du siehst aus wie ein riesiger Schimmelpilz!«
    »Vor allem von hinten.«
    »Jungs?« , fragte Striezel, der sich die Richtung, in die er allein gehen sollte, nun ganz genau angesehen hatte und dort unerwarteten Besuch ausmachte.
    »Wie bitte!«
    »Ach so ... und Mädels.«
    »Na also, geht doch!«
    »Da kommen Wölfe.«
    »Striezel! Du kommst nicht drum rum. Sei ein echter Rauhaar! Los, Abmarsch!« Der Kleine Stinker war es jetzt leid. Ihm war eiskalt, und er vermisste die kompostierende Müllhalde unter seinem Hinterteil.
    »Da kommen aber Wölfe.«
    »In Turin gibt es keine Wölfe! Was sollten sie hier auch wollen?« Der Kleine Stinker jaulte auf, so sehr traf ihn diese geballte Ladung Dummheit.
    »Dachshunde vielleicht?« , fragte Striezel.
    »Warum sollten sie gerade Dachshunde wollen?«
    »Na, weil sie schnurstracks auf uns zukommen.« Striezelbefand, dass nun ein hervorragender Zeitpunkt wäre, die Falken zu befragen.
    Und sich dadurch weit von den kommenden Ereignissen zu entfernen.
    Jetzt sah auch der Kleine Stinker die anrückenden Grauröcke. Der Leitwolf besaß einen geschmeidigen Körper, rotes Fell schloss sein rechtes Auge wie eine Zielscheibe ein. Ein gutes Dutzend Wölfe folgte ihm in einer Art V-Formation. Ein stolzes Rudel, in dessen Augen keine Furcht lag, obwohl eine Stadt wie Turin unmöglich ihr übliches Revier sein konnte.
    »Seid gegrüßt«, sagte der Anführer der Wölfe.
    »Grüß dich doch selber« , antwortete der Kleine Stinker, der es überhaupt nicht mochte, einfach so angesprochen zu werden. Besonders von Wölfen.
    »Meine Name ist Vespasian. Wir sind hier in Angelegenheiten der Hunde. Ihr seid doch Hunde, oder?«
    »Nein, wir sind Zwergelefanten. «
    »Wie bitte?«
    »Natürlich sind wir Hunde!« , stellte der Kleine Stinker klar.
    »Gut. Wir suchen einen Lagotto Romagnolo namens Giacomo.«
    »Genannt die Nase.«
    »Führt uns zu ihm.«
    »Was sollen wir sein? Fremdenführer?«
    Auf ein Zeichen des Wolfes hin legte sich das Rudel auf den Boden. Doch so ruhig ihre Glieder, so wachsam waren ihre Augen. »Wir haben gehört, dass er in großen Schwierigkeiten steckt.«
    »Wenn die Menschen euch entdecken, steckt ihr in noch viel größeren.«
    »Niemand wird uns entdecken. Wir sind wie Schatten, sobald Licht auf uns fällt, sind wir verschwunden.«
    »Wieso sollten wir euch trauen? Giacomo ist der Freund eines Freundes, und wir können nicht riskieren, dass er einfach so von Wölfen verspeist wird.«
    Der Wolf trat näher, trotz seiner Größe und der Kraft, die förmlich aus seinen Muskeln zu springen schien, wirkte er nicht bedrohlich. »Wären wir den weiten Weg gekommen, nur um einen Hund zu fressen?«
    »Der Winter ist hart« , sagte der Kleine Stinker.
    »Vielleicht habt ihr ja eine Rechnung mit ihm offen« , schlug ein Dachshund aus der Meute vor.
    »Oder ... «, rief ein anderer.
    »Ja?« , fragte das Oberhaupt der Dachshunde.
    »Ähm ... « , es war knarzend zu hören, wie die Gehirnwindungen schwere Arbeit verrichteten. »Ach ja. Genau! Vielleicht seid ihr Feinschmecker-Wölfe und fresst nur Lagottos, weil die so schön trüffelig sind?«
    »Verdammich, ja!«
    Der Kleine Stinker wusste längst, warum die Wölfe in die Stadt vorgedrungen waren. Seitdem zwei Menschen durch einen Graurock ums Leben gekommen waren, rotteten Jäger diese förmlich aus. Auch die Wölfe hatten deshalb ein Interesse daran, dass schnell wieder Ruhe einkehrte.
    »Sprich nochmals den Namen des Lagotto aus« , verlangte der Kleine Stinker von Vespasian. Denn es waren stets die Ohren gewesen, welche den Dachshunden das Überleben gesichert hatten. Zwar waren ihre Augen längst an die Dunkelheit der Kanalisation gewöhnt, und ihre Nasen waren trotz des kloakigen Wassers nicht verödet, doch wirklich weiterentwickelt hatte sich in der Unterwelt ihr Gehör. Es nahm sogar wahr, was jemand nicht sagen wollte und zu verbergen trachtete. Die Dachshunde hörten die Worte zwischen den Buchstaben.
    »Giacomo«, sagte Vespasian.
    Der Kleine Stinker drehte seine Ohren wie Radioteleskope.Doch bevor er antworten konnte, geschah etwas Unerwartetes. Die Dachshunde hatten gar nicht gemerkt, dass Striezel verschwunden war. Weswegen sie sehr überrascht waren, als er nun wieder auftauchte.
    »Sie sind alle in der Porta Nuova. Und die verdammten Falken wollten zwei Rattennester für die Information.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher