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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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hektisch in die Innentasche seiner Jacke. Was, wenn er eine Waffe bei sich trug, schoss es Giacomo durch den Kopf. Oder die Hundefänger auftauchten? Doch er fingerte nur eine Packung Zigarillos hervor. Trotzdem erklangen nun Schreie. Allerdings aus der anderen Richtung.
    »Du mieses kleines Dreckstück! Ich dreh dir den Hals um, das verspreche ich dir!«
    Canini tauchte auf, elegant wie immer, die langen Spanielohren flatternd. Sie trug etwas im Maul, ließ es jetzt jedoch die Böschung herabfallen, was dazu führte, dass ihre Verfolgerin einen nadelspitzen Fluch in den Nachthimmel stieß und noch schneller rannte. Niccolòs Erzählungen nach musste es sich bei der Frau um Saada handeln. Als sie auf das Eis trat, waren sogleich drei Wölfe bei ihr, noch ehe sie den mysteriösen Gegenstand erreicht hatte.
    Canini drehte sich vor Freude um die eigene Achse und stürmte dann zu Giacomo.
    »Da bin ich! Hat alles geklappt, nur ein bisschen länger gedauert. Aber ich habe Saada noch rechtzeitig hergebracht, oder?«
    »Du bist nicht zu spät. Aber ob es etwas bringt?« Giacomo blickte zur Straße. Immer noch keine Signora. »Hoffen wir es. Wir müssen viel hoffen in dieser Nacht.«
    Niccolò rannte herbei, um Canini zu begrüßen, doch sie war viel zu aufgeregt, wollte erzählen.
    »Wisst ihr, sie hatte mich eingesperrt und war fortgegangen. Aber so etwas kann mich nicht aufhalten! Ich hab mich dann im Zimmer umgesehen und ihren Kleiderschrank gefunden, das heißt, es ist eher ein eigenes Zimmer, voll mit allem, was die Menschen sich zum Schutz über die Haut ziehen. Ein ganzes Regal nur mit Schuhen, es hat extra Bretter dafür, damit man sie alle auf einmal sehen kann. Und sogar eigenes Licht!«
    »Canini, wir müssen wirklich ... « Giacomo wollte nochmals zur Signora gehen, einen weiteren Versuch starten, sie zu holen.
    »Und wie schön die Schuhe waren, das Leder glänzte so! Sie rochen, als seien sie alle kaum getragen worden. Ganz oben gab es ein Paar, dem das Fach ganz allein gehörte, sein Leder sah aus wie tausend Käferflügel. Da wusste ich, wie ich sie herbekomme. Es hat lange gedauert, zugegeben ... «
    »Das kannst du alles auch später erzählen, ich muss jetzt dringend weg. Die Zeit drängt. Und du solltest leise sein, sonst fallen wir noch auf! «
    »Das verstehe ich ja alles«, sagte Canini – und erzählte trotzdem weiter. »Also, ich war mir sicher, dass sie zurückkommt. Ich wusste es irgendwie. Die ganze Zeit. Dann kam sie auch, steckte den Schlüssel in die Tür, und ich sprang hoch, bis zu dem schönen Paar, und riss dabei das ganze Regal um. Es schlug an die andere Seite des kleinen Zimmers und verursachte einen Riesenkrach. Die ganzen Schuhe fielen auf mich, was höllisch weh tat, aber das machte mir gar nichts.« Sie holte tief Luft, um den Rest in einem Rutsch erzählen zu können. »Saada rannte direkt zu mir, ohne die Wohnungstür zuzuschließen. Als sie ins Zimmer trat, bin ich zwischen ihren Beinen hindurch. Sie hat direkt gesehen, dass ich einen der tollen Schuhe hatte, und brüllte etwas, das wie »Maolo Lanik« klang, was immer das auch heißen mag. Ich fix ins Treppenhaus, sie hinter mir her, furchtbar schreiend, ohne Jacke, draußen waren ihr selbst rote Ampeln egal. Was ist, Giacomo? Geht es dir nicht gut?«
    »Doch. Das hast du gut gemacht, Canini. Wirklich gut.«
    Giacomo kam ins Grübeln, ob sein eigener Plan überhaupt aufgehen würde. Er war ihm des Nachts eingefallen, wo zwischen Traum und Wachen so vieles möglich schien.
    »Ich glaub, da kommt wer«, sagte Niccolò und schlug sich durch den Busch. Schnell und leise lief er die Patrouillenab, bevor er hechelnd zurückkehrte. »Deine Signora! Sie hält Ausschau nach dir, weiß nicht, wohin sie gehen soll. Dann sind wir ja endlich komplett!«
    »Kannst du sie herführen?«
    »Aber klar.« Er ging einige Schritte und blieb dann stehen. »Giacomo?«
    »Ja, Kleiner?«
    »Werden wir Isabella bald wiedersehen?«
    »Du vermisst sie wohl sehr?«
    »Es wird nicht besser.«
    Manche Wunden schlossen sich nie, das hatte Giacomo selbst erleiden müssen. »Bald ist sie wieder bei uns, versprochen. Bei allen Trüffeln der Welt!«
    »Dann ist ja gut.«
    Niccolò verschwand und kehrte alsbald mit der Signora zurück, die ihm mit amüsiertem Gesichtsausdruck und hellwachen Augen folgte. Ihre Taschen waren prall gefüllt mit Wurstenden – hoffentlich nicht nur für sich selbst! Giacomo bestellte den Spürer zu sich, der zu einer wahren Seele von

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