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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen, Conte Rosso.« Der alte Trüffelhund hoffte, dass es Turins Herrschergnädig stimmen würde, seinen vollen Namen zu hören. Zu Kreuze kriechen würde Giacomo allerdings nicht.
    »Nenn deinen Namen.«
    »Giacomo, so nennt man mich.«
    »Einfach nur Giacomo? Kein Zwingername?«
    »Einfach nur Giacomo.«
    Die Stimme kam näher, doch zu sehen war weiterhin niemand. »Du bist ein Lagotto. Ein alter noch dazu. Und deine Nase ... «
    »Ich weiß, sie sieht aus wie eine Trüffel. Deshalb mag ich sie auch. Würd sie nie hergeben.«
    »Bist du etwa die Trüffel? Der legendäre Lagotto, der selbst Spatzenkacke auf einem Alpengipfel erschnuppern könnte?«
    »Hab’s noch nicht ausprobiert. Wüsste auch nicht, wieso. Aber ›die Trüffel‹ nennt man mich. Doch Namen sagen nichts aus. Tief in uns haben wir keine. Ich habe mir diesen nicht ausgesucht, trotzdem blieb er hängen.«
    Nach kurzer Pause erschien ein Bloodhound in der Tür, sicher fünfzig Kilo schwer, mit langem Fang, noch längeren Ohren und faltiger Haut. Er bellte laut. Bloodhounds wurde nachgesagt, die beste Nase aller Hunde zu haben. Giacomo konnte sie partout nicht leiden.
    Der Bloodhound stand vor ihm wie eine Statue, sein kurzes Fell glänzte im Mondlicht, als wäre es aus Marmor. Nichts bewegte sich, kein Haar, kein Auge. Er schien schwer auf der Erde zu lasten. Warum stürzte sie unter diesem Brocken nicht ein? Das also war der Conte Rosso. Giacomo verstand, warum er solche Angst verbreitete.
    Dann tat der Bloodhound einen Schritt zur Seite.
    Ein kleiner Pekinese trat aus der Tür, mit prächtiger Löwenmähne und roter Samtschleife zwischen den Ohren. Eine edle Hunderasse, wie Giacomo wusste. Die chinesischen Kaiser hielten sie – kein Pekinese, der dies nichterwähnte. Dieser hier kläffte jedoch wie irre. Er tat immer einen Schritt vor und einen zurück, als sei er angekettet. Der Tanz der kleinen Hunde. Nachdem Giacomo nicht reagierte, kam er endlich zur Ruhe.
    »Das mit dem Kläffen nervt mich total, aber es ist an- gezüchtet. Da kann ich nichts machen. Zum Kotzen, sage ich dir. Normalerweise lass ich mich nie blicken, aber den großen Giacomo möchte ich natürlich sehen. Also, was führt dich her, Trüffelnase?« Seine Augen mochten klein sein, doch ohne Zweifel lag Klugheit in ihnen. Klugheit und Verschlagenheit.
    »Wer ...?«
    »Ja, ich bin der Conte. Das da ist Maria Grazia, meine Leibwache. Und wenn du irgendwem erzählst, dass ich ein Pekinese bin, lass ich dir von ihr die Nase entzweibeißen. Klaro?«
    »Ich habe eine Bitte.«
    »Mach schnell, ich muss gleich wieder zu meinen Menschen. Sie denken, ich strolche herum. Das mögen sie nicht, weil ich ihr kleiner Schönheitskönig bin. All die Pokale auf ihrem Kaminsims sind mein Verdienst. Wahrscheinlich suchen sie schon nach mir. Nennen mich ›Kleiner Räuber‹. Die haben ja keine Ahnung.« Seine Augen flammten auf. »Maria Grazia, bring das Zeug in den Hort.«
    »Willst du etwa nichts davon essen?«, fragte Giacomo. »Ich werde dich nicht dabei stören.«
    »Das Zeug ist nicht für mich, ich bevorzuge anderes. Ist zum Handeln. Macht gibt es nicht umsonst.« Er schnappte nach Luft. Pekinesen hatten es nicht so mit dem Atmen.
    Giacomo erzählte ihm, was bei dem Schloss geschehen war, dessen Namen ihm der Conte sogleich nennen konnte. Doch das Tuch erwähnte Giacomo nicht.
    »Wer waren die Männer, und wohin haben sie Isabella gebracht?«
    »Carabinieri, Trüffelnase. Mächtige Menschen. Und es waren Handschellen, die sie deiner Isabella angelegt haben. Jetzt steckt sie vermutlich in der Questura, dem Hauptsitz der Turiner Polizei, da gibt es ein kleines Untersuchungsgefängnis. Die aktuellen Fälle landen alle dort.«
    »Und Niccolò?«
    »Wahrscheinlich im Heim. Ins Gefängnis dürfen nur Menschen. Am Schloss ist er jedenfalls nicht mehr, das wüsste ich, denn heute morgen war eine Patrouille dort.« Er machte eine Pause, seine Stimme wurde sanfter. »Hast du eine Idee, warum die Carabinieri sie festgenommen haben, Trüffelnase?«
    Plötzlich stand der Bloodhound hinter Giacomo. »Keinen Schimmer. Findest du Niccolò für mich?«
    »Ich werde meinen Augen Bescheid sagen. Aber das wird teuer für dich. Jede Frage erhöht den Preis.«
    »Dann nur noch eine: Hast du von Wölfen gehört, die sich beim Schloss Stupinigi herumtreiben?«
    Der Conte kläffte belustigt. »Dort gibt es keine Grauröcke, und auch in ganz Turin nicht. Schon seit Jahrzehnten. Und

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