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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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damit genug. Bald habe ich eine Aufgabe für dich. Bis du sie erfüllt hast, gehörst du mir, Trüffelnase.«
    »Was willst du von mir?« Giacomo wurde mulmig. Er traute kleinen Hunden nicht. Sie wollten zu gern große sein.
    »Einen Gefallen. Unter Freunden, die wir nun ja sind. Ich werde dich finden, wenn es so weit ist. Und solltest du dich verweigern, habe ich Mittel und Wege, dich folgsam werden zu lassen. Aber so weit wollen wir es doch gar nicht erst kommen lassen, oder?«
     
    Amadeus ließ Tommaso ein gutes Stück vorangehen. Er behielt die Bulldogge lieber im Blick, falls sie versuchen sollte, sich für ihre Niederlage zu rächen. Normalerweise stampfteTommaso schwer mit seinen Beinen, einer alterschwachen Lok gleich, den Kopf gesenkt und mürrisch. Nun ging er federnden Schrittes. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er war unangemessen fröhlich.
    »Du wirst stolz auf Tommaso sein! Gleich sind wir da. Doch zuerst müssen wir durch die Finsternis.«
    Er führte Amadeus in eine trotz des schimmernden Schnees dunkle Gasse nahe dem Duomo und hielt vor einem ungeschützten Abflussschacht.
    »Du kannst springen, sind nur zwei Meter. Selbst Tommaso passt da durch.« Ohne eine Sekunde zu zögern, verschwand er im Dunkel.
    Amadeus blieb unentschlossen stehen. War dies eine Falle? Dort unten kannte Tommaso sich anscheinend aus – er selbst dagegen überhaupt nicht. Und einen Fluchtweg gäbe es nicht. Niemals käme er ohne Hilfe wieder hinauf. Er wäre Tommaso ausgeliefert, dieser widerlichen Bulldogge, die jeden anderen Hund wie Dreck behandelte und keinem gestattete, ihre Piazza auch nur zu überqueren.
    Genau dieser Tommaso rief nun aus der Dunkelheit.
    »Es ist nicht weit! Komm schon, Tommaso hilft dir, das Sindone zu finden.«
    Amadeus spannte seinen Körper an, senkte den Kopf und ließ sich in die Dunkelheit fallen. Er erlaubte sich nicht, Angst davor zu haben, an die Schachtwand zu prallen, zu stürzen, sich ein Bein zu brechen und in der Kanalisation Turins elendig zu krepieren. Oder von Tommaso gerissen zu werden.
    Seine Pfoten trafen auf Wasser, kurz darunter fanden sie Halt. Seine Gelenke knackten, als er aufprallte.
    »Schnell«, hörte er Tommasos Stimme hinter sich. »Das ist das Reich der Dachshunde. Selbst du kannst gegen ein Rudel von denen nichts ausrichten.«
    Amadeus folgte den Geräuschen aufspritzenden Wassers.Doch dann blieb er stehen. Um eine wichtige Frage zu stellen. Sich wohl bewusst, dass es dafür jetzt viel zu spät war.
    »Raus damit, Tommaso: Wohin bringst du mich?«
    »Zum Glockenturm des Duomo.« Dann sprach die Bulldogge weiter, doch offensichtlich nicht zu Amadeus, sondern zu sich selbst. »Sie sagten, Tommaso sei zu ungestüm, eine andere Rasse wäre viel besser. Und sie warfen Tommaso weg wie einen kaputten Wagen. Doch einmal Polizeihund, immer Polizeihund. Tommasos Sinne sind scharf wie Messer!« Er hob den Kopf. »Schärfer als Messer!«
    Plötzlich tauchte Tommasos Schnauze aus der Dunkelheit vor Amadeus auf, er spürte den warmen Atem der Bulldogge. »Tommaso hat seine Augen überall! Tommaso kann gar nicht anders. Im Glockenturm war Licht, als es nicht da sein sollte. In der Nacht, nachdem das Sindone gestohlen worden war. Und noch etwas Merkwürdiges, du wirst es gleich sehen. Wir sind fast da.«
    Der Kanal führte steil nach oben und wurde immer glitschiger. Amadeus spreizte die Läufe, um Halt an den schmutzverkrusteten Rändern zu finden. Am Ende der Dunkelheit erschien ein fahles Licht, nicht mehr als ein paar dreckige Strähnen, die in die Finsternis ragten wie Wurzeln. Doch dank ihnen konnte Amadeus erkennen, wie Tommaso Anlauf nahm und in die Höhe sprang. Mit voller Wucht stieß er seinen Kopf gegen den massiven Kanaldeckel. Schon das Zuschauen tat Amadeus weh. Es klang, als würde ein riesiger Gong ertönen. Scheppernd landete das metallene Ungetüm neben dem Schacht. Tommaso musste bluten, sein Schädel gespalten sein. Doch die Bulldogge bellte nur stolz, kein Zeichen einer Verletzung, kein Laut des Schmerzes.
    »Tommaso bringt dich ins Studierzimmer!«
    Sie traten in eine Art Keller, ein mit Spinnweben und zentimeterdickem Staub gefülltes Loch. Vorbei an einer schräg in den Angeln hängenden Tür aus losen Brettern gelangtensie ins Treppenhaus. Stufe um Stufe stiegen sie empor, wobei Tommaso immer schneller wurde und Amadeus schon fürchtete, er wolle flüchten.
    »In den oberen Etagen pfeift der Wind, doch genau ein Stockwerk darunter hat der Baumeister einen

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