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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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übrigens ein großes Barolo-Symposium in der Stadt. Doch Hunde sind leider nicht zugelassen – selbst solche Feinschmecker wie du nicht.«
    Sie füllte den Wein in eine große Porzellanschüssel, die noch ein wenig nach Schokolade und Haselnüssen duftete. Die Aromen umarmten einander wie ein frisch verliebtes Paar. Giacomo schlappte ohne Unterlass – und die Signora füllte rasch nach.
    »Du bist ein Guter, das hab ich gleich gespürt. Du bist ein Geschöpf des Herrn. Kennst du eigentlich sein Zeichen?« Sie holte ein kleines Holzkreuz von der Wand, an dem ein gekreuzigter Jesus hing. »Er ist für die Menschen gestorben. Nach seinem Tod wurde er in das Sindone gewickelt. Rund zweitausend Jahre ist das her.« Vorsichtig legte sie das Kreuz vor Giacomo auf den weiß gefliesten Boden, so behutsam, als könnte sich das kleine Männchen dabei verletzen. Der alte Lagotto senkte seine Nase und roch ... Trüffel. Ganz eindeutig. Frische weiße Albatrüffel.
    Roch Gott etwa nach Trüffeln?
    Giacomo musste nur kurz überlegen. Nach was sollte Gott sonst riechen? Es gab nichts Großartigeres, Schöneres, Erfüllenderes als Trüffel. Sie waren Gottes Meisterwerk, oder?Einem Gott, der nach Trüffel roch, konnte jeder Hund vertrauen. Giacomo würde sich fortan bemühen, stets gut zu sein, um ihm nach dem Tod vielleicht sogar persönlich begegnen zu können. Jetzt wusste der alte Trüffelhund, warum er immer gern in Kirchen ein Nickerchen machte!
    Der viele Zucker rauschte so durch seine Adern, dass er sich fast schon wie im Paradies fühlte – und das Sindone, Niccolò und all den Ärger darum vergaß.
     
    Niccolò lief den breiten Corso Vittorio Emanuele II. hinunter, der direkt zum nördlichen Ende des Parco del Valentino führte. Die große Prachtstraße war völlig von Schnee und Matsch befreit. Nur die Alpen in Niccolòs Rücken boten dem Betrachter noch kaltes Weiß. Niemand war tot, sagte er sich immer wieder. Am Borgo würde Giacomo ihn erwarten und sie fänden eine Lösung. Für alles.
    Die Schatten neben sich nahm er zuerst gar nicht wahr, bis ihn die beiden Hunde vollends einrahmten. Es waren die Lagotto-Mischlinge. Daisy rannte nun leicht vor, damit Niccolò sie besser sehen konnte.
    »Wo ist Giacomo? Wir wollen ihm alles berichten! Wir haben nämlich den Mann verfolgt, den mit der Sonnenbrille. Und ihr? Habt ihr das Sindone wirklich gefunden?«
    Niccolò war unglaublich froh, die beiden zu sehen – auch wenn er sie erst seit kurzem kannte. Und nicht wusste, ob sie sich überhaupt freuten, ihn wiederzusehen.
    »Ja, klar. Alles läuft nach Plan. Wir haben es beim Schloss im Borgo versteckt, in dem Bauwagen, wo die Gartengeräte stehen. Die braucht jetzt im Winter ja keiner. Schlau, was? Es wird alles bald wieder gut, und dann finden wir auch den Mörder von eurem Dagobert. Wisst ihr, es wird jetzt alles gut!«
    »Nichts wird wieder gut«, erwiderte Donald. »Wer tot ist, bleibt auch tot.«
    »Niemand ist tot!«, rief Niccolò. »Hört ihr? Ich weiß es ganz sicher.«
    Donald blickte verschämt fort, nicht wissend, wie er reagieren sollte. Daisy fand als Erste wieder Worte. »Du hast sicher recht, Niccolò. Wir müssen noch mal weg, ja?«
    »Bleibt doch! Ich möchte euch noch so viel erzählen.« Doch sie waren bereits Richtung Ponte Umberto I. verschwunden.
    Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, denn Niccolò erstarrte vor einem mit allerlei Aufklebern und schlampigen Graffiti verzierten Briefkasten.
    Er war plötzlich wieder bei Isabella.
    Ein Gefängniswärter trat ein, deckte die Kamera an der Wand ab und schloss die Zellentür hinter sich. Dann bekreuzigte der Mann sich, dessen Hals vor lauter Muskeln einem Baumstamm glich. Er zog sein Hemd aus und legte es ordentlich über den einzigen Stuhl im Raum. Schließlich küsste er ein Kreuz, das an dicken Kettengliedern um seinen Hals hing.
    »Du hast dich versündigt«, sagte er. »Gegen Gott selbst.« Brutal drehte er der geschockten Isabella einen Arm auf den Rücken und drückte ihren Kopf in die metallene Kloschüssel. Isabellas Angst stach wie Dornen in Niccolò hinein, er wollte ihr helfen, ihr Luft spenden, doch die Hilflosigkeit lähmte ihn. Das kleine Windspiel merkte es nicht, aber seine dünnen Beine knickten ein. Er spürte den Aufprall nicht einmal. Niccolò musste plötzlich an Canini denken und wusste nicht, wieso. Dachte Isabella an sie? Mit aller Gewalt versuchte sie freizukommen, doch der Griff des Wärters war kalt und hart. Er tat dies

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