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Blut & Barolo

Titel: Blut & Barolo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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auch um, doch Nara stand immer hinter einem schützenden Baum oder duckte sich unter ein niedriges Gebüsch. Die Schritte der Menschen wurden langsamer, doch ihre Köpfe wandten sich immer öfter um wie die nervöser Hühner.
    »Der Lagotto ist nicht hier«, sagte der Priester. »Vielleicht ist er über den vereisten Po zum anderen Ufer gelaufen, dann finden wir ihn nie.«
    »Er hat recht, Gianluca«, meinte die Frau. »Wir vergeuden unsere Zeit. Außerdem fallen wir langsam auf.«
    »Verdammt!«, rief der Mann mit der Sonnenbrille. »Wir sind so nah dran. Kann doch nicht sein, oder?«
    »Wenn bloß Mario hier wäre. Er hat ein Händchen für Hunde.« Die Frau kniete sich hin und strich etwas Dreck von ihren teuren Schuhen.
    »Aber der Herr aller Museen Turins hat sich ja mal wiederverpisst«, erwiderte Gianluca. »Im größten Chaos. Mit den Tölen ab ans Meer. Ein nettes Wochenende machen. Der tickt doch nicht mehr ganz sauber. Wir könnten ihn hier wirklich verdammt gut gebrauchen. Aber es bringt ja nichts zu lamentieren, lasst uns gehen.«
    Doch dann tauchten zwei Hunde auf und jagten über die betonierte Straße, welche den Parco del Valentino eigensinnig in zwei Lungenflügel teilte. Obwohl die beiden sehr schnell wieder verschwanden, erkannten die Menschen ihre Rasse.
    » Lagottos !«
    Die Hunde verschwanden im Borgo. Wieder kehrte Stille ein, nur die Vögel zwitscherten, um den Tag zu feiern.
    »Ihr kommt von der anderen Seite«, befahl Gianluca. »Dann kann keiner von denen an uns vorbei. Haltet die Würgehalsbänder bereit. Sobald wir sie gestellt haben, wird der Rest ein Kinderspiel.«
    Die Frau rannte schnell mit dem Priester um das Borgo, der Mann mit der Sonnenbrille wartete kurz, dann trat er ein. Nara lief nun näher heran, denn obwohl das nachgebaute Dorf nur aus einem Gässchen bestand, gab es doch etliche Häuser, in denen die Menschen verschwinden konnten. Auch Amadeus verkürzte den Abstand, ließ seine Truppen zudem das Areal umstellen und nahm Ugo sowie zwei starke Schäferhunde mit hinein. Die Häuser neigten sich so nah über ihm zusammen, als wollten sie sich etwas zuflüstern.
    Ein Touristenpaar strich durch das Borgo und hielt einander turtelnd an der Hand. Der Andenken- und der Buchladen hatten geöffnet, die Verkäuferinnen standen jedoch gelangweilt davor, rauchten und diskutierten so laut, als wäre niemand außer ihnen anwesend. Amadeus blickte sich um, doch Nara war nicht mehr auszumachen, ebenso wenig diejenigen, denen sie gefolgt war. Schließlich fand ersie unterhalb der Burg an einem kleinen Brunnen, der wie ein metallener Baum aussah. Die Schatten fielen günstig und boten Amadeus Schutz. Er sah jetzt, wie der Priester eine Pistole zog, sie sogleich entsichernd.
    »Was willst du mit der Waffe? Wir suchen einen Hund!«, zischte die Frau. »Steck sie weg, wenn dich einer damit sieht!«
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ein Lagotto all das von alleine macht? Es ist nur ein dummes Tier. Dahinter steckt jemand. Und wer so durchtrieben ist, das Sindone zu stehlen, der hat bestimmt eine Waffe.«
    »So wie wir«, ergänzte die Sonnenbrille namens Gianluca und drehte sich unschuldig lächelnd um, das Gelände sondierend. »Was für ein herrlicher Tag.«
    Sie waren nervös, Amadeus sah das Blut in ihren Halsschlagadern pulsieren. Es war der ungünstigste Moment für eine Überraschung, doch das konnte Nara nicht wissen, als sie aus dem roten Backsteinhaus vor ihm heraustrat, ihre Nase zuckend. Sie hatte etwas gewittert, jagte nun wie eine Gewehrkugel am Priester vorbei und streifte ihn dabei leicht.
    Nur ganz leicht.
    Ein Schuss löste sich, traf sie, noch in der Luft krümmten sich ihre Muskeln zusammen, die alte Hündin landete auf den Pflastersteinen wie ein verendender Käfer.
    »Warum hast du auf diesen Hund geschossen?« Die Frau beugte sich zu Nara.
    »Es war ein Reflex. Ich bin halt nervös.«
    Die Verkäuferinnen kamen die Gasse entlanggestöckelt, doch der Priester hatte die Waffe längst weggesteckt und öffnete die obersten Knöpfe seiner schwarzen Daunenjacke, den unschuldigen weißen Kragen seines Berufsstandes präsentierend. Derweil hatte Gianluca den leblosen Körper Naras hinter den Bauzaun geworfen.
    »Wissen Sie, woher der Schuss gerade kam?«, fragte der Priester die Frauen. »An einem so wundervoll friedlichen Tag mitten in Turin?«
    Sie unterhielten sich, versicherten sich ihres Unverständnisses für den Schuss, dann scherzten sie und lachten auch. Als die

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