Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
ein Stück.«
    »Das hier ist doch nett so.« Nick legte den Arm um mich. »Schön kuschelig.«
    Ich schlug nach ihm. »Mach Platz.«
    »Ruhe da hinten und Gurte zu, Kinder, damit ich fahren kann«, sagte Antonio mit einem Blick in den Rückspiegel. Dann sah er Jeremy an. »Vielleicht sollten wir erst mal diese Generation erwachsen werden lassen, bevor wir es mit der nächsten probieren.«
    Jeremy schüttelte nur den Kopf.
    »Ich wollte es nicht schon im Flughafengebäude zur Sprache bringen«, sagte Antonio, als er aus dem Parkhaus fuhr, »aber hat dies hier vielleicht etwas mit eurem Problem zu tun?«
    Er händigte Jeremy ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus. Jeremy las es mit ausdruckslosem Gesicht. Als er es sinken ließ und wieder zusammenfaltete, öffnete ich meinen Gurt und streckte den Arm zwischen den Sitzen hindurch nach vorn. Jeremy zögerte; dann gab er mir das Blatt.
    »Das haben sie uns gegeben, als wir aus dem Flugzeug gekommen sind«, sagte Antonio.
    Clay sah mir über die Schulter, während ich las. Es war eine von der Stadt herausgegebene Gesundheitswarnung; gewarnt wurde vor Choleraerregern in der städtischen Trinkwasserversorgung.
    »Cholera?«, sagte ich. »Ich dachte, es wäre E. coli gewesen.«
    »Das dachten sie am Anfang auch«, sagte Jeremy. »Das wäre auch die nächstliegende Annahme gewesen in Anbetracht der Quelle und der Symptome.«
    »Bloß, dass es heutzutage als ausgerottet gilt. Aber früher, im viktorianischen England zum Beispiel …«, sagte ich.
    »Und was genau ist Cholera?«, fragte Nick.
    »Cholera ist eine Darminfektion, der E. coli nicht unähnlich. Ihre wichtigsten Symptome sind Durchfall und Erbrechen, was zu Entwässerung und schließlich zum Tod führen kann, aber nur, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Bei Behandlung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr liegt die Sterberate unter einem Prozent. Cholera wird durch Fäkalien übertragen, vor allem wenn Lebensmittel oder Wasser durch ungeklärte Abwässer verunreinigt werden.«
    Jeremy war sich ziemlich sicher, dass London sein Choleraproblem kurz vor der Zeit des Rippers bereits in den Griff bekommen hatte, aber vereinzelte Ausbrüche hatte es auch danach noch gegeben, denn die Probleme der Übervölkerung und der schlechten hygienischen Bedingungen hatten weiter bestanden.
    Wie nun die Cholerabakterien ins Trinkwasser von Toronto gelangt waren … Jeremy zufolge war das so gut wie unmöglich. Mit modernen Kläranlagen und Trinkwassersystemen
sollte
so etwas unmöglich sein. Auf natürlichem Wege zumindest – aber inzwischen waren wir uns einigermaßen sicher, dass nichts an den Problemen, mit denen Toronto zurzeit zu kämpfen hatte, »natürlichen« Ursprungs war.
    Als wir dieses Portal öffneten, hatten wir mehr als nur ein paar viktorianische Zombies herausgelassen. Jaime hatte uns gewarnt mit ihrer Geschichte davon, wie die Pocken durch ein anderes Portal gekommen waren. Irgendwie hatten diese Zombies etwas von der Welt, aus der sie stammten, mitgebracht – und alle modernen Vorsichtsmaßnahmen konnten uns nicht davor schützen.
    »Wegen Cholera brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, sagte Jeremy. »Wäre es so, würden wir gehen. Der Tourismus wird darunter leiden, und das kann die Stadt nach dem SARS -Ausbruch vom letzten Jahr nicht brauchen, aber weiter wird der Schaden vermutlich nicht gehen. Wenn sie die Leute schnell genug behandeln können, um Todesfälle oder dauerhafte gesundheitliche Schäden zu verhindern.«
    Als ich nicht antwortete, sah er zu mir nach hinten. »Aber wenn du dir Sorgen machst, nur zu – ruf deine Bekannten bei der Presse an.«
     
    Und ich rief sie an. Es hatte mir schon die ganze Zeit, seit das alles angefangen hatte, in den Fingern gejuckt. Aber Jeremy wollte unsere Ermittlungen so unauffällig wie möglich halten. Er glaubte nicht daran, dass meine Quellen mir etwas sagen konnten, das wir nicht auch in den Zeitungen fanden, und er sollte damit recht behalten. Allerdings konnten sie mir versichern, dass es nicht so aussah, als versuchten die Behörden den Ernst der Lage herunterzuspielen. Tatsächlich war man nach SARS eher übervorsichtig geworden. Im Augenblick war man bei der Stadt damit beschäftigt, das Trinkwasser zu reinigen, was viel schwieriger zu sein schien, als es sein sollte. Was uns bestätigte, dass die Krankheit nicht auf »natürlichem« Wege ausgebrochen war.
    Wir machten auf dem Rückweg zum Hotel einen Abstecher zum Kensington Market, um

Weitere Kostenlose Bücher