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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Rankgerüst, das den Vorgarten vom Nachbargrundstück trennt.
    »Entschuldigen Sie die Störung.« Colin zeigt seine Dienstmarke vor. »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns ein paar Minuten Ihrer Zeit opfern könnten.«
    »Worum geht es?«
    » Sind Sie Gabe Mullery?«
    »Ist etwas passiert?«
    »Wir sind nicht in offizieller Angelegenheit hier, und es ist auch nichts passiert. Aber wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Minute Zeit geben würden, um Ihnen alles zu erklären «, antwortet Colin. »Sind Sie Gabe Mullery, Eigentümer dieses Hauses?«
    »Der bin ich.« Er schüttelt uns nicht die Hand. »Und das hier ist mein Haus. Ist meiner Frau etwas zugestoßen?«
    »Nein, es hat nichts mit Ihnen oder Ihrer Familie zu tun. Es tut mir leid, wenn wir Ihnen Angst gemacht haben.«
    »Mir macht man nicht so leicht Angst. Was wollen Sie also?«
    Gabe Mullery ist recht attraktiv und hat dunkles Haar, graue Augen und einen markanten Kiefer. Er trägt eine abgeschnittene Jogginghose und ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift U.S. NAVY NUKE: Wenn ihr mich rennen seht, ist’s schon zu spät . Mit seinem muskulösen Körper blockiert er die Tür und gehört eindeutig nicht zu den Leuten, die sich freuen, unangemeldeten Besuch von Fremden zu bekommen. Ganz gleich aus welchem Grund. Allerdings muss ich mir den Garten ansehen und herausfinden, was Gloria Jordan am Nachmittag des 5. Januar dort gemacht hat.
    Ich glaube nicht, dass sie die Büsche gestutzt hat, und möchte in Erfahrung bringen, warum sie früh am nächsten Morgen noch einmal in den Garten zurückgekehrt ist. Möglicherweise in den alten Kartoffelkeller und vielleicht unter Zwang und bei völliger Dunkelheit, und zwar etwa zu dem Zeitpunkt, als sie und ihre Familie ermordet wurden. Inzwischen habe ich ein Szenario im Kopf, das aus meiner Deutung der Beweisstücke abgeleitet ist. Die Informationen, die Lucy mir während der Fahrt hierher gemailt hat, bestätigen meine Vermutung, dass Mrs. Jordan kein unschuldiges Opfer war. Und das ist noch milde ausgedrückt.
    Ich habe den Verdacht, dass sie ihrem Mann am Abend des 5. Januar Clonazepam ins Wasserglas getan hat, um sicherzugehen, dass er wirklich tief und fest schlief. Anschließend hat sie unten die Alarmanlage deaktiviert, das Haus verlassen und ihre Familie schutzlos einem Einbruch ausgeliefert, dessen Ausgang sie nicht vorhersehen konnte. Das, was sie vermutlich im Schilde führte, war verwerflich und zudem leichtsinnig, wie so viele Pläne, die unglückliche Menschen aushecken. Menschen, die aus ihrer Ehe ausbrechen wollen und denen jemand eingeredet hat, sie hätten ein Recht darauf, sich das zu nehmen, was sie verdient zu haben glauben.
    Sicher war es nicht Gloria Jordans Absicht, ihren Kindern und sich selbst Schaden zuzufügen. Wahrscheinlich wollte sie nicht einmal ihrem Mann Böses, obwohl sie ihn, wie ich annehme, nicht mehr geliebt, wenn nicht sogar gehasst hat. Möglicherweise hatte sie beschlossen, sich von ihm zu trennen, brauchte dazu jedoch eine Geldquelle, um finanziell unabhängig zu sein. Auf den ersten Blick war es ein einfacher Plan, ein Einbruch in einer Januarnacht nach einem gewittrigen, von kühlen Windböen geprägten Tag. Lucy hat mir von den Witterungsbedingungen zum fraglichen Zeitpunkt berichtet. Bei solch einem Wetter erledigt man keine Gartenarbeit, und außerdem weist nichts darauf hin, dass Mrs. Jordan am Nachmittag vor ihrem Tod auch nur ein einziges Zweiglein oder einen Wasserschössling abgeschnitten hat.
    Aber was wollte sie dann bei den zerbröckelnden Mauern und der Erdkuhle, die auf den Fotos für mich wie die Überreste eines jahrhundertealten Kartoffelkellers ausgesehen haben? Hat sie versucht, ihre Komplizin oder Komplizinnen auszutricksen? Es ist eine grausige Ironie des Schicksals, dass sie selbst dann nicht überlebt hätte, wenn sie ehrlich gewesen wäre. Sie hat nicht geahnt, auf was für eine Teufelin sie sich eingelassen hatte, und ihr vertraut. Wahrscheinlich hat sie darauf spekuliert, dass man ein Auge zudrücken würde, wenn der Goldschatz, den sie zu teilen versprochen hatte, plötzlich spurlos verschwunden war. Und so hat sie beschlossen, ihn zu verstecken und für sich zu behalten.
    »Hören Sie, ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Sie nicht deshalb belästigt werden wollen«, sagt Colin. Wir stehen noch immer auf der glühend heißen Veranda mit den beeindruckenden weißen Säulen und Blick auf den Friedhof aus der Zeit der amerikanischen

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